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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 13
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0685

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RUNDSCHAU

S ammlungen
DAS KATALOG WERK DES BAYERI-
SCHEN NATIONALMUSEUMS
Nach jahrelanger Vorarbeit ist kürzlich
im Verlag von Dr. Benno Filser & Co.,
Augsburg 1924, der erste Band jenes groß
angelegten Galeriewerkes über die Plastik
des Bayerischen Nationalmuseums erschie-
nen, der die Bildwerke in Holz und Stein
vom 12. Jahrhundert bis 1450 enthält, deren
Bearbeitung gemeinsam Philipp Maria
Halm, der Generaldirektor des Museums
und Georg Li 11, Hauptkonservator der
gleichen Sammlung, unternommen haben.
Die hier versuchte wissenschaftliche Ver-
öffentlichung der plastischen Bildwerke der
Sammlung ist der Anfang eines groß ange-
legten Unternehmens, das im Ganzen eine
Folge von fünf Abteilungen umfassen wird.
Dem ersten hier anzuzeigenden Bande fol-
gen als Nr. 2 die Bildwerke in Holz und
Stein von 1450—1540, 3. die Bildwerke der
gleichen Technik von 1540 bis zur Neuzeit,
4. die Bildwerke in Elfenbein, Perlmutter,
Bernstein, Wachs, die Rudolf Berliner vor-
bereitet, und 5. die Bronzen und Plaketten
des Museums. Das Ganze, einmal vollen-
det, wird in seiner Art nicht nur den wich-
tigsten Bestand jener reichen Sammlung,
vorbildlich katalogisiert, der Forschung als
nicht mehr zu entbehrendes Hilfsmittel dar-
bieten, sondern auch als Dokument kolle-
gialer Gemeinsamkeit im Dienste einer Auf-
gabe beispielgebend sein.
Der Beginn dieses Unternehmens ist in
jeder Beziehung vielverheißend. Rein tech-
nisch ist der schöne, großformatige Band
mit den 150 klar gedruckten Tafeln in Auto-
typie, dem nicht minder übersichtlich ge-
druckten Katalog der rund 320 Einzelwerke,
der Georg Lill zum Verfasser hat, ein Mu-
sterbeispiel einer derartigen Arbeit. Sachlich
bis ins einzelne mit einer Gewissenhaftigkeit
gearbeitet, die auch in den literarischen
Belegen nichts übersieht oder verschweigt,
ist die rein kunstwissenschaftliche Arbeit
Georg Lills von einer Akribie, die einer
derartigen grundlegenden Veröffentlichung
alle Ehre macht. Über diese oder jene
Frage der Zuschreibung, die vielleicht strit-
tig sein könnte, mögen sich später die Spe-
zialisten unterhalten, obwohl zu erwarten
steht, daß Lill als anerkannter Kenner ge-
rade der hier behandelten Materie kaum in
einem Punkt entscheidenden Widerspruch
erfahren dürfte. Das Ganze — und darauf
kommt es bei der Anzeige an dieser Stelle
zunächst an —■ ist und bleibt als Leistung
achtunggebietend, und es darf überdies ge-
sagt werden, wie sehr eine derartig wahr-

haft schöpferische Arbeit innerhalb eines
Museums überzeugt, während sogar Samm-
lungen von größerem Belang ihrerseits
nichts unternehmen, um ähnlich ihre Schät-
ze grundlegend der Wissenschaft zu er-
schließen. Warum gibt es z. B. ein solches
Katalogwerk noch nicht für die alte Pina-
kothek — um bei München selbst zu blei-
ben? Warum muß sich solche Galerie im-
mer noch mit den populären Führern und
Reproduktionswerken begnügen, die im
Grunde trotz notdürftiger Angaben ihrer
Kataloge der Wissenschaft wirklich greif-
bare Unterlagen nicht darbieten, wie sie
diese Museumspublikation enthält?
DRESDEN Bier mann.
Die Filialgalerie (Parkstraße) ist neu ge-
hängt worden. Bei der Eröffnung im ver-
gangenen Herbst wies ich im Cicerone dar-
auf hin, daß es für Dresden nahe liege, aus
diesem Gebäude eine Galerie deutscher
Kunst um 1800 zu machen. Das ist zum
Teil wenigstens geschehen. Nur hätten die
herrlichen Romantikersäle des I. Stocks
nicht so kaltblütig durch Anhäufung des
Verfalls im ig. Jahrhundert ergänzt werden
dürfen. Man sollte es dem Publikum un-
möglich machen, in öffentlichen Samm-
lungen sich an Sentimentalitäten zu freuen.
Köstlich ist die wieder vereinigte Rayski-
Kollektion; die Säle mit C. D. Friedrich,
Carus, Dahl, Kersting, Gille, Oehme, Schnorr
v. Carolsfeld, Olivier, E. v. Steinle dürften
für alle Freunde dieser Kunst zu einem
dauernden Anziehungspunkt werden.
NEW YORK Grohmann.
John C. Rockefeiler junior hat dem
Metropolitan Museum ein Kapital in
Höhe von einer Million Dollars zur Ver-
fügung gestellt, dessen Zinsen das Museum
nach Gutdünken verwenden darf, ein eben-
so großzügiges wie weitsichtiges Geschenk
im Gegensatz zu so manchen Gaben, die
aufs engste den Gebrauch festlegen und auf
die Nöte des Institutes keine Rücksicht
nehmen. Ja sogar das Kapital selber kann
teilweise oder auch ganz zu wichtigen Mu-
seumszwecken verwandt werden, sobald vier
Fünftel der Treuhänder dies für angeraten
halten. Dieser Jahreszuschuß in Gestalt von
etwa $ 35000 Zinsen kommt dem Museum
um so mehr zustatten, als seine Ausgaben
ständig steigen und die Einnahmen im Ver-
hältnis eher zurückgehen, so daß das Jah-
resdefizit immer größer wird. F.
ROM
Die Bibliotheca Hertziana bleibt vom
15. Juli bis Anfang Oktober geschlossen.
Gesuche um Generalpermesse für die staat-
lichen Sammlungen Italiens können wäh-
rend dieser Zeit nicht erledigt werden.

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