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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 13
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0689

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Ausstellungen

seine Einheit in der Religion habe. Szyks
Kunst gälte der Glorifizierung dieses gro-
ßen, in den Büchern der Haggadah und der
Esther niedergelegten Symboles.
Diese Liebe zu entrücktem Vaterlande
ist gewiß rührend und die Hingabe zum,
schönen Handwerk erfreulich wie sie in
den Miniaturen, den selbstgeschriebenen
Lettern und der Ausstattung ausgesprochen
ist. Aber all diese Äußerungen dürfen
nicht mit mystischer, künstlerischer Neu-
schöpfung verwechselt werden, wie es Be-
noit tut. Szyk hat keine eigene Formen-
sprache gefunden. Sein Werk ist Epigonen-
kunst, von der Gebärde früherer Kunst in-
spiriert (Mittelalterliche Kunst, Renaissance,
Persische Miniatur).
Nur in einzelnen Miniaturen wird eine
geschlossene Bildwirkung von lyrischer
Phantastik erreicht wie in den „Contes ara-
bes<£- Sascha Schwabacher.
DRESDNER AUSSTELLUNGEN
Küns tlerv er einig ung, S o mm er aus-
Stellung.
Ausgestellt haben diesmal nur die jünge-
ren Mitglieder; die bisher führenden Ver-
treter der älteren Generation traten kurz vor
der Eröffnung von der Beteiligung zurück.
Das Gesamtbild hat sich ein wenig geän-
dert, das Durchschnittsniveau ist aber nicht
unter dem derartiger Gruppenveranstaltun-
gen. Ein kleiner Ehrenraum gehört Hans
Thoma, er war offenbar schon vor der
Spaltung zusammengebracht und dürfte
auf Konto des alten Vorstandes zu setzen
sein. 22 Gemälde aus der älteren Zeit, dar-
unter „Schwester Agathe mit Strickstrumpf“,
„Agathe mit Barbe“ (1865), der bekannte
„Knabe mit Reh“ (1868), frühe Landschaf-
ten; eine sorgfältige Auswahl des Besten,
was Thoma geschaffen hat. Aus der Fülle
der 60 Aussteller seien in diesem Rah-
men nur diejenigen genannt, die auch außer-
halb jener Gemeinschaft Anspruch auf Be-
achtung haben. Felixmüller ist am weite-
sten in der Ausgestaltung und Durchfor-
mung seiner Darstellungen gekommen. Ohne
Anreger und Erfinder im eigentlichen Sinne
zu sein, hat er eine Form der Mitteilung
gefunden, die weder schematisch noch na-
turalistisch ist, sondern den Zufall der Dinge
einheitlich und doch ihrem Wesen entspre-
chend bindet. Im Ölbild erreicht er heute
eine nicht unbeträchtliche Kultur des far-
bigen Vortrags. B. Kretzschmar ist eine pri-
mitive, aber ursprüngliche Begabung, das
gilt auch von Trepte, dessen Naivität nur
manchmal einen leicht sentimentalen Ein-
schlag bekommt. Paul Cassel ist eine Kraft,

auf die man erstmalig aufmerksam wird.
Stecken auch Noldesche Reminiszenzen,
bewußt oder unbewußt, in einigen seiner
Bilder, hier arbeitet ein typischer Proleta-
rier um die Gewinnung von Neuland. Der
Eindruck wäre stärker gewesen, wenn er
klüger ausgewählt hätte. Walter Jacob,
Böckstiegel, Hegenbarth, Winkler bieten
diesmal keine Überraschungen; W. Ru-
dolph, dessen bekannte Holzschnitte einen
Raum füllen, ist als Maler in den steigen-
den „Drachen“ vorwärts gekommen. O.Schu-
bert, B. Müller, E. Dieze und S. Berndt
halten das Niveau einer neuen malerischen
Tradition. Unter den Bildhauern fällt Mas-
kos mit zwei eigenartigen bemalten Holz-
modellen auf, Lüdecke zeigt gute Steinar-
beiten, Moll-Ziemsen und Rost vorzügliche
Kleinbronzen.
Bei Erfurth ist gleichzeitig eine Kollek-
tion von Felixmüller und A. Böckstiegel,
eine gute Ergänzung zu der Auswahl in der
Sommerausstellung. Felixmüllers Aquarelle
nach der Natur (Fischer Hohmann, Hafen)
bereichern das bisherige Bild um eine neue
Note. Dagegen sind Bö ckstiegels Aquarelle
von einer Buntheit, die leblos und leer er-
scheint.
* *
*
Jah r ess chauDeutscher Arbeit: Woh-
nung und Siedlung.
Ein ausführliches Referat über diese um-
fassende Ausstellung ist hier leider nicht
möglich, auf ihre Bedeutung aber nach der
Seite des Wohn- und Städtebaus und der
Erziehung zu einer neuen Wohnkultur muß
hingewiesen werden. Stadtbaurat P.Wolf
hat sich als Vorsitzender des Bauausschus-
ses und der wissenschaftlichen Abteilung,
sowie als Verantwortlicher der übersicht-
lichen Gesamtanlage ein großes Verdienst
erworben. Zum erstenmal hat das Ausstel-
lungsterrain ein Gesicht bekommen und
eine für spätere Jahre erweiterungsfähige
Gestalt. Die wissenschaftliche Abteilung ist
als Auftakt für den praktischen Teil ge-
dacht. Die ganze geschichtlich-völkerkund-
liche Entwicklung des Wohnungs- und
Siedelungswesens ist aufgebaut, der landes-
fürstliche Städtebau des 17. und 18. Jahr-
hunderts durch Plan und Bildermaterial
veranschaulicht, das neuzeitliche Wohnen,
für sich und im Rahmen des Städtebaus,
gezeigt. Die „International federation for
town and country planing and garden ci-
ties“ hat interessante Beispiele des Sied-
lungs- und Städtebaus in anderen Ländern
geschickt, wobei Holland und Skandina-
vien seltene Leistungen aufweisen. Die in-
dustrielle Ausstellung im Hauptgebäude und
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