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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 13
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0692

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Ausstellungen

durch in dem engen Raum nicht voll ent-
falten, sie stoßen rasch bis zur Bildgrenze
vor, um dann kräftig zurückgeworfen zu
werden. Dadurch entsteht der eigentüm-
liche Eindruck des Gefangenseins. In eini-
gen Porträts dagegen („weibliche Halb-
figur“, „Rotes Mädchen“ und „Por-
trätkopf“) wird die Umwelt größer und
freier, ohne aber von den Gestalten wirk-
lich beherrscht zu werden. Denn das ist
noch ein wesentliches Moment dieser Bil-

der: Rohlfs braucht keinen „Hintergrund“,
sondern er schafft etwas Neues, das mehr
ist als ein Hintergrund: er gestaltet mit

intuitiver Sicherheit
dum, welches jedes
CHEMNITZ

jenes rätselhafte Flui-
Lebewesen umhüllt.
Riekel.

Die „Kunsthütte“ hat ihre Sommeraus-
stellung eröffnet, ein Arrangement außer-
ordentlicher Qualitäten. Von O. Kokosch-
ka die enorme Malerei „Jakob, Rahel und
Lea“, herrlichster Gewinn der Dresdner
Zeit, und das frühe Bildnis der „Veronika
Sanders“. Von C. Hofer zwei „Frauenbild-
nisse“, stehende und sitzende Akte, voll-
kommene Meisterschaft, zum Besten ge-
hörend, was Deutschland repräsentieren
könnte. O. Muellers „Akte” im Freien sind
wieder unentrinnbar, auch K. Schmidt-Rott-
luff bezwingt unwiderstehlich durch die
unerhörte Konsequenz, durch das von bei-
nah wildem Emst gesättigte Temperament.
E. Nolde behauptet sich mit der „Wiese“
und dem „Araber“ nur schwach, auch E.
Heckel vermag sich mit seinen vier Ge-
mälden nicht weiter zu befestigen. Der ihm
nahestehende M. Kaus zeigt ein Figuren-
bild „Frauen am Strand“ von kühner Far-
bigkeit. O. Lange entartet dekorativ, wäh-
rend R. Levy von Matisse gehalten wird
und der an sich dürftigen Malerei dessen
Reichtum an farbiger Improvisation hinzu-
zufügen weiß. O. Moll erreicht nicht die-
ses glanzvolle Niveau. W. Kohlhoff reprä-
sentiert sich gut mit einer „Südlichen
Landschaft“, J. Oeltjen erweckt wieder gro-
ße Hoffnungen mit zwei Gemälden, von M.
Schräg überraschen die „Spaziergänger“,
eine sehr gefestigte Malerei. R. Pleißner
zeigt in drei Bildern eine sehr gefährliche
Bravour, auch R. Sterl und O. Gußmann
bestreiten viel aus dem zu lockeren Hand-
gelenk. A. Partikel probt einen neuen Stil
der Landschaft, W. Röhricht verteidigt den
alten mit mehr Umsicht als Souveränität.
W. Rudolph ist dem Dämon des Experi-
ments verfallen, R. Seewald bewegt sich
an den Grenzen seines gewaltsam gemach-
ten Stils hin, desgleichen R. Genin. O. Fe-
lixmüller vermag sich immer noch nicht

auf die reine Wirkung seines Talentes zu
beschränken. W. Jacob zeigt mit zwei
Landschaften alle Vorzüge seiner leiden-
schaftlich bewegten Malerei. J. Steinhardt,
A. Berend, R. Großmann, J. Pascin, U.
Hübner, M. Slevogt, H. Nauen und G. Mos-
son fügen nichts Neues zu den anerkann-
ten Werten. Zwei Landschaften des ver-
storbenen J. Seyler geben zu erkennen,
welches vielversprechende Talent hier all-
zu früh vernichtet worden ist. M. R. M.
FRANKFURT a. M.
Jakob Nußbaum stellt im „Kunst-
verein“ die Ernte einer Reise nach Palä-
stina aus: Aquarelle, Tuschzeichnungen
und Lithographien. Diese Blätter beweisen,
daß die impressionistische Stilgebung Form-
kraft und Vitalität zugleich haben kann,
wenn, wie bei Nußbaum, der knappe Wurf
einer Zusammenfassung und Verdichtung
entspricht und nicht Armut der Gesichte
verdecken soll.
Desto weniger detailliert diese Blätter ge-
arbeitet sind, umso kräftiger ist ihre Wir-
kung. Mit Schwarz und Weiß und mit den
geringsten Mitteln, mit einem heftigen oder
schwachen Pinseldruck werden, wie bei
chinesischen Blättern, Grundtöne ange-
schlagen, die den ganzen lebendigen Inhalt
von Meer und Berg, Luft und Schiff, Euka-
lyptus und Kakteen, Sonne und Wind aus-
strömen. Die farbigen Blätter geben die
gleichen Eindrücke in der leichteren Ma-
terie: eine in ihrer Art vollkommene Lei-
stung. C. Bachert.
* *
*
Unter Leitung von Georg Swarzenski,
dem Direktor des Städelschen Instituts, fin-
det in den kommenden Wochen auch in
Frankfurt eine Alte Meister-Ausstellungaus
Privatbesitz statt, die allerreichste Ausbeute
verspricht, was bei dem alten und reichen
Kunstbesitz in den ersten Frankfurter Pa-
trizierfamilien kaum Wunder nehmen kann.
Die Ausstellung findet in den Räumen des
Städelschen Institutes statt und es wird
darüber an dieser Stelle noch eingehend
gesprochen werden. r.
FREIBURG i. B.
Oberrheinische Buchillu strati on
von 1475—1530. Eine Ausstellung Basler,
Straßburger und Freiburger illustrierter Bü-
cher dieses Zeitraumes bietet zur Zeit und
noch bis Mitte Juli das Freiburger Augusti-
ner-Museum. Die Bestände sind der Frei-
burger Universitätsbibliothek entnommen
und bei Hans Baldung-Grien, dem ein eige-

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