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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 13
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0699

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Bevorstehende VerSteigerungen

Abb. 5. Büßende Magdalena. Angeblich
von Feuerbach. Der Experte gibt dazu
folgendes Gutachten:
Ein mir vorgelegtes Ölgemälde auf Leinwand,
Querformat 16x21 cm groß, Mädchen vor einem
altertümlichen Leuchter in der Pose der büßen-
den Magdalena, ist auch nach der Provenienz
dafür gesichert, eine frühe, aus dem Jahre 1847
stammende Arbeit des Malers Anselm Feuerbach
zu sein.
Hier soll die nicht weiter mitgeteilte Pro-
venienz angeblich, die Autorschaft eines
Künstlers beweisen, der sich bei Lebzei-
ten wahrscheinlich die Zuweisung einer
derartigen „Cröute“ sehr energisch verbe-
ten haben würde. Ein solches Machwerk
auf den Namen Feuerbach zu taufen, ist
geradezu eine Tragikomödie.
Abb. 6. Frauenkopf. Angeblich von
Feuerbach. Das betreffende Gutachten
lautet wörtlich:
Umstehend abgebildetes Ölgemälde ist ein Ori-
ginalwerk von Anselm Feuerbach. Das Ge-
mälde ist 1855 in Venedig entstanden, wie die
auf dem Keilrahmen rückwärts angegebene, von
Feuerbachs eigener Hand geschriebene Datierung
und Versendungsnotiz an den Hofsekretär Kreidel
in Karlsruhe beweist. An Kreidel gelangten alle
Bilder Feuerbachs aus Venedig zur Versendung
(vgl. das Werk von Oechelhäuser „Feuerbachs
Jugendjahre“). Das Gemälde gibt eine vorzüg-
liche Vorstellung von dem künstlerischen Auf-
schwung, den Feuerbach nach seiner Ankunft
in Venedig nahm.
Größe 53x62 cm.
Angenommen, die im Attest erwähnte
rückseitige Inschrift wäre wirklich von der
Hand Feuerbachs, so muß doch gesagt wer-
den, daß dieses Bild in seiner heutigen Fas-
sung, da offenbar durch Übermalung arg
entstellt, nichts mehr mit dem Begriff, den
Feuerbachs Werk sonst künstlerisch ver-
deutlicht, gemein hat. Der Kopf ist zurrt,
mindesten ergänzt, bzw. vollkommen neu-
gemalt.
Wir hoffen der hier veröffentlichten
ersten Reihe apokrypher Bilder in Kürze
eine weitere Liste folgen lassen zu können.
B.
B evorstehende
Versteigerungen
LONDON
Vom 7.—10. und vom 14.—16. Juli wird,
bei Christie die berühmte Cook Collec-
tion zur Versteigerung kommen. Seit der
Vente der Sammlung des John Edward
Taylor im Jahre igi2 ist eine Kollektion
von ähnlichem Umfang und Gepräge nicht
mehr unter den Hammer gekommen. Den
Grundstein dieser Sammlung legte Sir Fran-

cis Cook, als er 1870 en bloc die italienische
Majolicasammlung des verstorbenen Alex-
ander Barker erwarb, die aus dem Palazzo
Albani in Rom stammte. 1875 fügte er ihr
dann die Miniaturen aus dem Besitze des
siebten Earl of Shaftesbury bei, wozu spä-
ter unter Wyndham Cook noch wertvolles,
altes Silber und Bijouterien kamen. Unter
der Majolika, die am ersten Tage zur Ver-
steigerung kommen wird, befindet sich als
ein besonders wertvolles Stück eine Caffa-
gioloschüssel, datiert 1514 und bemalt mit
einem Knaben und einem Affen, der auf
einem Einhorn reitet, welchem ein Hund
und zwei nackte Figuren vorausgehn. Die
Schüssel ist ein Stück aus einer ganzen
Serie. Der Buchstabe H, der sich unter
den Figuren befindet, gibt ihre Stelle in
der alphabetischen Reihenfolge an. Die
nächste Schüssel, mit dem Buchstaben I,
befindet sich im South Kensington Museum.
Eine weitere Caffagioloschüssel, zirka 1520,
trägt das Wappen Leos X., umgeben von
musizierenden Amoretten und Cheruben. Die
Banner sind rot, weiß, grün gestreift, die
Nationalfarben des heutigen Italiens. Ver-
schiedene der Gubbioschüsseln haben zum
Meister den großen Giorgio Andreoli. Wei-
ter ist unter der Majolica Deruta, Faenza,
Castel-Durante und Sgraffiato vertreten. Am
zweiten Tage wird eine italienische Deckel-
kanne in Bergkristall aus dem 16. Jahrhun-
dert versteigert werden, ferner ein Paar
deutsche Sakramentskrüge aus der Mitte
des 16. Jahrhunderts, gleichfalls in Berg-
kristall. Unter dem Limoges-Emaille be-
finden sich zwei Plaques von Nardon Pe-
nicaud mit Sujets; aus dem Leben Christi,
ca. 1500, ferner eine Chasse aus dem 13.
Jahrhundert. Die Bronzesammlung enthält
eine paduanische Gruppe aus der Schule
des Bellano, Ende des 15. Jahrhunderts,
weiter ein paduanisches Schreibzeug aus
dem Beginn des 16. Jahrhunderts, ein ve-
nezianisches Schreibzeug, Schule des Ale-
sandro Vittoria, ein Paar venezianische Ka-
minböcke, Mars und Venus darstellend.
Der dritte und vierte Tag gilt der Verstei-
gerung von Miniaturen (Holbeins Porträt
des Thomas Wriothesley, Nicholas Hilli-
ards Queen Elizabeth, Peter Olivers Hen-
ry, third Earl of Southampton), und von
Silber (Frankfurter und Augsburger Becher,
portugiesische Stücke, französische Kerzen-
halter, ein Münchner Becher, 160g, beste-
hend aus einem Stück Menschenschädel).
* *
*
Vom 14.—16. Juli werden griechische, rö-
mische und etruskische Antiquitäten und
antike und Renaissancegemmen unter den
Hammer kommen, wovon viele in den,,An-

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