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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 14
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0745

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Denkmalpflege — Von Künstlern und Gelehrten

Gleichzeitig stellt Schaller Graphik von
Käthe Kollwitz aus, bekannte Blätter
von eindringlichster Wucht, darunter be-
sonders sechs Selbstbildnisse hervorzuhe-
ben. Daneben noch einige bemerkenswerte
Bilder von Vlaminck, Kees van Don-
gen, Togores und Lascaux, B—l.
Denkmalpflege
MOSKAU
Zu den positiven Resultaten des Kultur-
lebens im neuen Rußland gehört zweifel-
los das Entstehen eines großen Netzes von
Provinzmuseen, welche trotz eines un-
glaublich minimalen Budgets und oft man-
gelnden Personals dennoch als Sammel-
stellen für die Volkskunst der lokalen Di-
strikte sowie die daselbst aufgetauchten
verschiedenartigen Kunstwerke von Bedeu-
tung sind und eine kulturell wichtige Rolle
spielen. Dies gilt auch für die lokale Denk-
malspflege, der jetzt sogar in den fernen
Enden des weiten Reichs oft viel mehr
Aufmerksamkeit gezollt wird, als dies im
zarischen Rußland der Fall war.
Besonders erfreulich wirkte im vorigen
Jahr die Nachricht, daß auch die Regie-
rung des ehemaligen Chanats Buchara,
das jetzt als Republik Usbekistan zum
Staatenverband Sowjetrußlands gehört, in
der Person des Vorsitzenden des Rats der
Volksnasire, Fajsulla Chodshajeff,
beschlossen hat, die reichen Baudenkmäler
des alten Buchara näher erforschen zu las-
sen. Waren doch gerade diese Denkmäler
bisher wissenschaftlich noch gar nicht be-
leuchtet worden und zum großen Teil so-
gar unbekannt, da der Zutritt zu den Bau-
ten, die meist sakralen Charakter tragen,
auch für Russen sehr erschwert war. Und
während die Baudenkmäler des nahen Ssa-
markands zum größten Teil schon publi-
ziert sind und auch in der neuesten euro-
päischen Literatur vielfach figurieren, ist
in letzterer von den zahlreichen buchari-
schen Bauten nur ganz selten gesprochen.
Aber gerade Buchara vervollständigt das
Gesamtbild der Architektur Mittelasiens in
ganz hervorragender Weise. Denn, wenn
in Ssamarkand gerade die Baukunst der
Timuridenepoche, also 14. bis 15. Jahrh.,
besonders glänzend repräsentiert sind,fehlt
dieselbe in Buchara fast gänzlich. Die Bau-
denkmäler gehen hier einerseits auf die
Ssamanidendynastie bis ans Ende des
10. Jahrh. (Mausoleum des Sultans Ismail)
zurück, um anderseits tief im 18. Jahrh.,
also schon nach Gründung des Chanats
(Moschee Usta-Ruchi), auszulaufen. Mit
der Ausführung der gestellten Aufgabe

wurde von der bucharischen Regierung der
Moskauer Architekt Moissej Ginsburg
betraut, der in seinen Forschungen über
die Kunst der Krimtataren sich bereits mit
Problemen orientaler Kunst befaßt und auch
als Theoretiker sich durch zwei unlängst
publizierte Bücher — „Rhythmus in der
Baukunst“ und „Stil und Epoche“ — einen
Namen gemacht hatte. Die Sommermonate
1924 verbrachte G. mit einigen Gehilfen in
Buchara, wo ca. 40 Baudenkmäler erforscht,
bemessen und photographisch in allen De-
tails aufgenommen wurden. Die Resultate
der sehr intensiven Arbeiten der Expedi-
tion Ginsburgs wurden unlängst in einer
speziellen Ausstellung in der „Russischen
Akademie der Kunstwissenschaften“ in
Form von vielen Hunderten von Photo-
graphien, zahlreichen Plänen sowie Aqua-
rellen in Naturgröße nach Fliesbekleidun-
gen und Mosaiken der Besichtigung zu-
gänglich gemacht und erweckten selbst-
redend das lebhafteste Interesse. Neben
den Baudenkmälern sind auch manche
Werke der angewandten Kunst, wie auch
eine Anzahl schöner Miniaturen der bu-
charischen Schule aufgenommen worden.
Laut ursprünglicher Vereinbarung sollte
dieses überreiche Material von G. für eine
große Publikation verarbeitet werden, wel-
che die Regierung Usbekistans herauszu-
geben beabsichtigte. Leider scheinen fi-
nanzielle Schwierigkeiten momentan die
Ausführung dieses Plans zu verhindern;
hoffentlich handelt es sich aber nur um
eine temporäre Verzögerung, da die Ver-
öffentlichung der bucharischen Kunstdenk-
mäler eine Ehrensache für die Regierung
der Republik Usbekistan sein sollte und ihr
nicht geringen Ruhm eintragen würde.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß Moissej
Ginsburg die Möglichkeit haben wird,wäh-
rend des nächsten Sommers seine For-
schungen weiter auf das Innenland, d. h. in
das jetzige Tadshikistan, auszudehnen. P. E.
Von Künstlern
und Gelehrten
Am 1.Oktober 1925 scheidet der verdienst-
volle Direktor des Frankfurter Goethemu-
seums, Prof. Dr. Otto Heuer, von seinem
Amte, das er in schwieriger Zeit mit Um-
sicht und Geschick leitete. Ihm vor allem
ist es zu danken, daß das Museum als
solches über die Gefahr der Auflösung hin-
übergerettet wurde. An dem Aufbau der
Sammlung hat Heuer selbst den allergröß-
ten Anteil gehabt und auch seine wissen-
schaftlichen Beiträge zur Goethe-For-
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