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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 15
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0786

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Ausstellungen

so, mit einer düsteren Landschaft Rou-
ault, einem kräftigen Aquarell Chagall,
und außer einer corothaft silbrigen Früh-
arbeit hatte Braque zwei Studien zu den
lithographierten Stilleben seiner jetzigen
lappigen Weise beigesteuert. Für mich der
Glanzpunkt dieser, wie man sieht, nicht
karg bestellten Übersicht ein ganz kleiner
Gris, wenige geradgegrenzte Formen auf
holzmoiriertem Grund, doch im Gefüge
wie im schwarzbraunen Klang von einer
seltenen und hohen Strenge.
Willi Wolfradt.
* * *
Die Kunsthandlung Fritz Gurlit/t eröff-
nete soeben an der Budapester Straße an-
läßlich des Hinscheidens von Prof. Lovis
Corinth eine Gedächtnis-Ausstellung, in
der Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und
Graphik aus den verschiedensten Perioden
des Meisters gezeigt werden.
In den Ausstellungsräumen an der Pots-
damer Straße ist neben der Gedächtnis-
Ausstellung Dora Hitz eine Kollektion
von Zeichnungen und Aquarellen Otto
Müllers, Breslau, ausgestellt.
ERFURT
An die Ausstellung „Batik und Ikat“,
die in mancher Beziehung einen Höhe-
punkt für die Ausstellungstätigkeit in die-
sem Jahre bedeutet, schloß sich im Mai
eine Schau von Aquarellen, Zeichnungen
Und Lithographien von Oskar Kokoschka,
die wiederum durch einige Werke aus Er-
furter Privatbesitz vermehrt werden konnte.
Besonderem Interesse begegneten die gro-
ßen Bildnis-Lithographien aus den letzten
Jahren. Augenblicklich findet im ^unst-
verein eine Ausstellung von Gemälden,
Aquarellen und Zeichnungen von Christian
Rohlfs statt, die Arbeiten aus den verschie-
densten Zeiten umfaßt. Den Mittelpunkt
der Schau bilden die 14 Aquarelle von Dom
und Severi, die der Künstler im Herbst
vorigen Jahres in rascher Folge geschaffen
hat. Geplant für die nächste Zeit sind Aus-
stellungen von Thomas Herbst, Paul Klee
sowie „Veristen und Stilisten“. P.
FRANKFURT a. M.
Ausstellung Schames: eine Schau fran-
zösischer Künstler, die durch ihre ge-
schmackliche Ausgeglichenheit anziehend
wirkt. Kees van Dongen ist überzeu-
gender in dieser Kollektivausstellung als
sonst. Seine Bilder, mystisch-mondän ge-
sehen, erreichen oftmals, wie in „Zwei
Freundinnen“, eine faszinierende Einheit

von Motiv, Farbe und Formung. — Mau-
rice de Vlaminck wiederholt sich. Seine
Vitalität ist nicht so voll, wie sie auf den
ersten Blick scheint; neben reich gemal-
ten Partien sind solche, die dünn und flach
bleiben. — Charles Camoin gibt ein leich-
tes aber erfreuliches Erlebnis: lebhaft im-
pressionistische Atmosphäre bei Verein-
fachung und Klärung der Töne und Mas-
sen. —• Albert Marquet und Henry Man-
guin haben eine freie und reinliche Tech-
nik (die charakteristisch ist für französi-
sche Malerei), ohne jedoch eine originale
Note zu zeigen. C.B.
KÖLN
Der Kölnische Kunstverein hat nach den
letzten Leistungen die Juli-August-Ruhe
verdient. Seine Verkaufsschau wird zwar
durch nordwestdeutsche Namen (Graf
Kalkreuth, Dettmann, Hübner), aber nicht
durch Bilder belebt. Auch die Kollektiv-
ausstellung Willy Geiger läßt sich mit der
Jahreszeit rechtfertigen. Nachdem der
Kunstverein also gewissermaßen wieder
Mist auf seinen Acker getan hat, darf man
neue Früchte erwarten.
Im übrigen hat Köln einen neuen Typ
von Kunsthandlung erhalten: den zusam-
menlegbaren. Eine Etage „Unter Fetten-
hennen“ beherbergt jetzt in ihren Zimmern
die Galerien S. Salz, Dr. Becker &
Newman und Dr. Jaffe. Salz’ „Moderne
Kunst“ war nach der Flucht von Nieren-
dorf und Flechtheim ein Bedürfnis. Seine
erste Ausstellung zeigt westliche Bilder von
Qualität. Vlamink ist ausgewählt, wie um
den Berichterstatter zu widerlegen. Es
hängen von ihm nämlich frühe, prachtvoll
gemalte Bilder und keine Dutzendware.
Ein großer Utrillo der besten Zeit, Munch,
Courbet und vor allem der Schützling des
neuen Mannes, Marc Chagall, füllen die
Wände. Die Plastik ist durch den großen
Maillol und das Kunstgewerbe durch Fou-
jita, den man am besten durch das fran-
zösische Wort „Ersatz“ charakterisiert, ver-
treten. Dr. Becker & Newman führen die
Neger-China-Tradition der ehemaligen Köl-
ner Filiale Flechtheim weiter. Den Clou
bilden diesmal chinesische Grabkeramiken
der Tang-Zeit von ungewöhnlicher Qualität.
Dr. Jaffes „Alte Kunst“ reicht von wunder-
baren alten Kölnern bis zu einem frischen,
französisch flott gemalten Bauerntanz des
Januarius Zick. Man sieht, der neue Typ
der Kunsthandlung ist so eingerichtet, daß
sich jeder Besucher über die Vielseitigkeit
der Aussteller freut, und daß immer zwei
Aussteller die Einseitigkeit der Sammler be-
klagen. Alfred Salmony.

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