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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 15
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0790

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Von Künstlern und Gelehrten —Neue Bücher

teren reichen und interessanten Funden
sein, denn an ihr lagen Theater, Tempel,
Paläste, Wohnhäuser und Befestigungsbau-
ten, die heute noch der Schutt von fast
zwei Jahrtausenden deckt.
An einer dritten Stelle wird an der Aus-
grabung des Calcedonschen Amphithea-
ters gearbeitet. Irmgard E. Eisenhofer.
POMPEI
In Pomp ei ist bei der Ausgrabung eines
Hauses in Via dell’ Abbondanza eine Bron-
zestatue archaischen Typs gefunden wor-
den. Nach den Berichten der Zeitungen
scheint es sich um ein Gegenstück zu dem
Zither spielenden Apollo des Neapeler Mu-
seums zu handeln. Die Statue ist durch
Prof. Maiuri ins Nationalmuseum zu Nea-
pel überführt worden, woselbst sie nach
erfolgter Reinigung und Zusammensetzung
ausgestellt werden wird. L.S.
Von Künstlern
und Gelehrten
Der außerordentliche Professor für.Kunst-
geschichte an der Universität Frankfurt
und Kustos an der städtischen Plastik-
salmmlung im Liebighaus, Dr. Otto
Schmitt, der als hervorragender Kenner
mittelalterlicher Kunst bekannt ist, wurde
als ordentlicher Professor für Kunstge-
schichte an die Universität Greifswald be-
rufen. — H. v. Habermann erhielt den
Pour le merite. Diese höchste äußere Aus-
zeichnung, die einem Künstler vom Staate
aus erwiesen werden kann, konnte; nicht
viel sinnloser vergeben werden. War Ha-
bermann wirklich der würdigste deutsche
Geist, den die heutige Kunst hervorbrachte ?
Das ganze gebildete Deutschland wird sich
entrüsten, wenn es liest, daß die geil ver-
zückten, dekolletierten Weiber dieser ma-
nieriert routinierten Malerei ältesten Sche-
mas derart ausgezeichnet worden sind. R.
(Diese durchaus berechtigte Kritik trifft in-
sofern ein wenig daneben, als diesmal der
Staat keine Verantwortung hat, vielmehr ha-
ben sich die Inhaber des Ordens zu einer
Gesellschaft vereinigt, innerhalb der sich die
Insignien durch Neuwahl vererben. Die
Red.) — Dr. Ludwig Thormaehlen, bis-
her wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der
Nationalgalerie, ist zum 2. Kustos und Pro-
fessor ernannt worden. Thormaehlen war
seit Jahren Justis erster Mitarbeiter auf
dem Gebiet der modernen Kunst. — Unser
Mitarbeiter Dr. Alfred Stange, ein Schü-
ler Wölfflins und Assistent am Kunsthisto-

rischen Seminar der Universität München,
hat sich daselbst als Privatdozent für neu-
ere Kunstgeschichte habilitiert — Prof.
Bruno Schröder, Kustos am Alten Muse-
um, Berlin, ist als Nachfolger von Prof.
Herrmann zum Direktor des Albertinum
in Dresden ernannt worden.
Neue Bücher
Hans Curjel. Hans Baldung Grien.
Mit drei farbigen Lichtdrucken und 176
Abbildungen im Text und auf Tafeln.
1923. O. C. Recht Verlag, München.
Diese seit Jahren mit besonderer Sorg-
falt, Hingebung und Liebe vorbereitete Bal-
dung-Monographie wird in der einschlägi-
gen Literatur eine empfindliche Lücke aus-
füllen. Sie bedeutet eine willkommene Hilfe
zum Verständnis der Kunst des großen
Straßburger Meisters, dessen Vielseitigkeit,
Originalität, Temperament und Liebens-
würdigkeit von jeher allgemeine Bewun-
derung auslöste. Neben dem großen Drei-
gestirn: Dürer, Holbein und Grünewald ge-
hört er zu den allerbesten jener glanzvol-
len Epoche deutscher Kunst. Daß bis jetzt
über ihn keine Monographie geschrieben
wurde, liegt in den Umständen. Eisenmann
beschäftigte sich zuerst mit ihm eingehend
in Julius Meyers Künstlerlexikon (1878),
schrieb ihm 37 sichere Gemälde, 4 Stiche
und 155 Holzschnitte zu. Für die weiteren
Forschungen war diese Arbeit von grundle-
genderBedeutung. Die Veröffentlichung des
Karlsruher Skizzenbuches durch Marc Ro-
senberg (1889) gab Anregung, sich einge-
hender mit den Handzeichnungen des Künst-
lers zu beschäftigen. So erschienen denn in
den Jahren 1894—1896 drei Foliobände, in
welchen zum ersten Male die in den ver-
schiedensten Sammlungen zerstreuten Blät-
ter in Originalgröße veröffentlicht wurden.
Diesem Werke folgte eine weitere (zwei-
bändige), gleichfalls von uns besorgte Pu-
blikation: die Tafel- und Glasgemälde des
Baldung (i8g6—igoo). Obgleich also ein gro-
ßer Teil des Baldung-ceuvre gesammelt
und gesichtet und in der Zwischenzeit auch
die Baldung-Literatur gewachsen war und
M. Escherich den Versuch einer Baldung-
Bibliographie (1509—1915) machte, dauerte
es dennoch Jahre, bis endlich die zusam-
menfassende Hand kam, um Baldung nach
jeder Richtung hin zu würdigen und ihm
den Platz zu verleihen, den er in der Ge-
schichte der deutschen Kunst verdient. Die
nicht unerhebliche Schwierigkeit lag und
scheint auch heute noch bis zu einem ge-
wissen Grade darin zu liegen, daß wir nur
über die Jugendperiode des Meisters kein

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