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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 16
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0863

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Ausstellungen

es nun im Lichthof, vereint mit einer gan-
zen Reihe anderer Werke, die mit ihm den
Grundstock der geplanten Gemäldesamm-
lung bilden, und jetzt, wo man es nicht
mehr als Zeitdokument, sondern als Kunst-
werk werten muß, kann man sich nur dem
Urteil anschließen, mit dem es Alfred Licht-
wark in seinen Reisebrief en. anläßlich einer
Knaus-Ausstellung gekennzeichnet hat —
es ist furchtbar!! Ganz ohne Frage wird
ja das Galeriefieber, das das Ruhrkohlen-
gebiet ergriffen hat, in einiger Zeit auch
wieder erkalten. Ganz abgesehen vom Geld-
punkt, der in dieser Zeit der Verarmung
Deutschlands weiß Gott vor so folgen-
schweren Plänen warnen müßte — wo
sollen nur die Kunstwerke herkommen, um
alle diese aufstrebenden Galerien zwischen
Rhein und Ruhr zu füllen? Wer weiß, wie
klein der Markt stets an wirklich museums-
fähigen Stücken ist, kann solchen hochflie-
genden Programmen nur mit Achselzucken
folgen, andererseits liegt es in der Psyche
des Industriegebiets, wo eine große Stadt
betriebsam und ehrgeizig neben der ande-
ren liegt, nur zu sehr begründet, daß Essen
auf dem Gebiet des Bildersammelns in den
nächsten Jahren mit dem hartnäckigen
Wettbewerb der verschiedenen Schwe-
stern zu rechnen haben wird. Wenn die
Stifter Folkwangs ihm also ein Gesicht,
einen Charakterkopf vor den anderen wah-
ren wollen, so werden sie doch gut tun,
sich in der Schatzkammer, die ihnen Karl
Ernst Osthaus hinterlassen hat, nach ande-
ren Möglichkeiten des Ausbaus umzu-
sehen. Osthaus selber hat neben seiner
modernen Galerie mit besonderer Liebe die
Kunst und Kultur des fernen Asiens ge-
pflegt und gesammelt. Die von ihm zu-
sammengebrachten Werke, welche die
Kunstübung Ostasiens und Südasiens1 ver-
anschaulichen, stehen in seinem Museum
an Zahl wie' an Bedeutung mit an erster
Stelle. Hier hat nun auch das Kuratorium
eine zweite Linie der Entwicklung ange-
setzt. Die Steinfigur einer brahmanischen
Göttin aus Kambodja, die es vor kurzem
er*worben hat, steht im Bereich der deut-
schen Museen einzig da. Noch wesent-
licher ist aber ein Zuwachs, den Folkwang
durch das Wohlwollen des Preußischen
Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und
Volksbildung in einem Teil jener Turfan-
funde erhalten wird, die von Albert v. Le
Coq in mühseliger Forschertätigkeit dem
Boden Ostturkestans enthoben worden
sind. Die Turfanexpeditionen waren von
den Essener Familien Goldschmidt und
Krupp in hervorragender Weise unterstützt
worden, so daß es nur billig ist, wenn von

ihren Ergebnissen der Teil, der für das Ber-
liner Völkerkundemuseum nicht mehr in
Frage kommt, der Kohlenstadt zugewiesen
wird. Diese vielgenannten Altertümer, de-
nen Le Coq seine umstürzlerische Theorie
vom Einfluß der griechischen Spätantike
auf die buddhistische Kunst verdankt, wer-
den freilich erst nach Eröffnung des neuen
Folkwangheimes sichtbar gemacht werden
können. W.
MANNHEIM
Die Kunsthalle kaufte ein Gemälde von
Otto Dix „Die Witwe“ aus dem Jahre 1924.
Das Bild war eines der Hauptstücke aus
der von Direktor Dr. Hartlaub veranstal-
teten Ausstellung „Die neue Sachlichkeit“.
Ausstellungen
MÜNCHEN
Die „Neue Sezession“ steht im Zei-
chen der Gleichmäßigkeit und Ausgegli-
chenheit, bedingt durch die geschichtliche
Lage der gesamten europäischen Malerei
in diesem Augenblick, unterstützt durch
gruppenweises, ausgewogeneres Hängen.
Weniges verstimmt, nichts regt bis in letzte
Tiefen auf, vieles aber erfreut. Wir verzich-
ten diesmal auf Durchgehen einzelner Na-
men, soweit sie diejenigen sind, die jedes
Jahr wiederkehren. Somit hätten wir nur
zuzufügen, daß man eine Gedächtnisaus-
stellung des begabten C. Westermayr vor-
findet, der im Kriege ganz jung fiel und
spätimpressionistische Nachklänge oft reiz-
voll mit geometrischer Bildform und An-
sätzen zu neuem Verismus verband. Ferner
ist eine große zusammenfassende Darstel-
lung Noldes vorhanden, dieser dunkel
glühenden, schwer wuchtenden, aber viel
zu summarisch-afrikanisch aufgebauten
Malerei, von der die Jüngsten immer mehr
abrücken. Erwähnt sei noch E. Fritsche,
hier ziemlich unbekannt, mit durchweg ver-
sprechenden Dingen. Über die umfassende
Auswahl der jährlich auftretenden Namen
möge der Katalog orientieren. — Caspari
zeigte Arbeiten von Schühlein, meist
Landschaften. So unzureichend, weil ohne
zusammenhaltende Kraft, mir die Ölmale-
reien dieses Mannes scheinen, so sehr
kann ich verstehen, daß manche seinen
Aquarellen, die hier vorwiegend vorlagen,
Reiz abgewinnen. Aber auch hier fehlt es
an letztem Gewichte. Mit den Bildern von
Elsaß, die weiterhin vorlagen, geht es
nicht anders. Wie erfrischend dagegen
Vlaminck (bei Thannhauser), der gewiß
monoton, auch manchmal flüchtig ist, wo
aber immer ein kraftvoller, sicherer Instinkt

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