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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 17
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0892

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Sammlungen

the museum becomes a living, moulding
force in the life of a people, making a
community broader, wiser, more humane.
The establishment of an Asiatic Museum
in Berlin would have furthered such an
enterprise throughout the world.
Der sicherlich sehr wohlgemeinte Aufsatz
hat auch in Deutschland Beifall1 gefun-
den, obwohl er in Einzelheiten nicht ganz
unanfechtbar ist. Die Zerstreuung zusam-
mengehöriger Sammlungsteile über die ver-
schiedenen Abteilungen der Staatlichen
Museen würde z. B. noch nicht dadurch
beseitigt, daß einige dieser Abteilungen un-
ter einem Dache vereinigt würden. Die An-
sicht des Ministers von der Zugehörigkeit
des Islam hat schwerlich die entscheidende
Bedeutung gehabt, die Hr. Pope vermutet.
Und ob das Asiatische Museum in Dahlem
wirklich „one of the most attractive and
efficient museum buildings“ geworden wäre,
wie der Vf. erwartet, wird immerhin von
einigen bezweifelt. Vor allem aber würde
der Aufsatz an überzeugender Kraft ge-
winnen, wenn er nicht gerade von einem
Amerikaner geschrieben wäre. Es wird
auch in den Vereinigten Staaten bekannt
sein, daß sich die Verhältnisse in Deutsch-
land gegenüber den Jahren, in denen das
Asiatische Museum geplant und begonnen
wurde, nicht unwesentlich verändert haben,
und daß die Amerikaner stolz sind, den
Hauptanteil an dieser Veränderung zu tra-
gen. Vermutlich ist auch Herr Pope nicht
unglücklich gewesen, als Amerika igi7 zur
Rettung der englischen und französischen
Guthaben seiner Bankiers auszog. Wenn
er nun gegen „the wasting of an opportu-
nity that could have set a valuable world
Standard“ protestiert, so heißt das, uns zum
Schneilauf auffordern, nachdem man uns
die Beine zerschmettert hat. Anstatt der
freundlichen Mahnung, durch die Schaf-
fung eines Vorbildes den armen amerika-
nischen Museen die Mittel für ihre asiati-
schen Sammlungen zu sichern, hätte man
eher ein Angebot der etlichen Millionen
erwartet, die Vollendung, Einrichtung und
Bewirtschaftung des Asiatischen Muse-
ums kosten würde. Wir haben sie nicht,
und wenn wir sie hätten, würden vielleicht
gerade die Asiatischen Sammlungen der
Berliner Museen eine nützlichere Verwen-
dung wissen. Was in Berlin jetzt geschaf-
fen wird, mag eine Notlösung sein, das

1 Und das Gegenteil (Cicerone 1925, H. 3). Der Ton
dieses Aufsatzes hat mit Recht allgemeinen Widerspruch
erregt (wie Herr Kümmel glaubt, der natürlich über
die zahlreichen Zustimmungen, die dem Verfasser aus
Berlin und vornehmlich aus dem übrigen Deutschland
zugingen, nicht unterrichtet sein kann. Die Schriftltg.)

Asiatische Museum das Ideal bleiben. Die
größere Sorge aber ist heute, wie die verlo-
renen, in diesem Falle besonders kostba-
ren, zehn Jahre für die Sammlungen
selbst wieder eingebracht werden können.
0. K.
DER BÖCKLINFUND UND NEU-
ERWERBUNGEN IN DER BER-
LINER NATIONALGALERIE
Weniger aus Stilgründen als aus tech-
nischen Äußerlichkeiten ergibt sich zwei-
felsfrei die Zusammengehörigkeit der ein-
unddreißig kleinen Landschaften italieni-
schen Motivs, die Dr. Hans Wendland in
Chikago unlängst aufgestöbert und als Ju-
gendarbeiten Arnold Böcklins bestim-
men konnte, — eine dem ersten Blick kühn
erscheinende Zuschreibung, aber minde-
stens für einige Stücke dann bald plausibel,
zudem in zwei Fällen durch Signatur, in
einem weiteren durch den Vermerk einer
fremden Hand und im ganzen durch man-
che Mitteilung aus Böcklin-Memoiren und
Briefen gestützt. Die ganze Reihe muß
aus dem Jahre 1851 stammen; zum Teil sind
es offensichtlich Naturstudien, zum ande-
ren nach dem Gedächtnis oder auch nach
Vorlagen, vielleicht sogar fremden, zu Hau-
se durchgeführte Ansichten. Erhebliche und
augenfällige Verschiedenheiten der Art und
der Qualität lassen das Mißtrauen verste-
hen, das auch die Böcklin-Autorität H. A.
Schmid einem Teil des Fundes gegenüber
hegt. Aber man muß doch in Betracht zie-
hen, wie spärlich unsere Vorstellungen
über die Anfänge Böcklins substanziiert
sind; Unsicherheit der Jugend und der
Zwang, gelegentlich kleine Veduten ver-
kaufsgerecht herzustellen, erklären auch
Vieles. Eher wäre die Konsequenz einiger
Skepsis gegen die üblichen Zuschreibungs-
praktiken zu ziehen, die vor allem dort
nicht ausreichen, weder zur Anerkennung
noch zur Leugnung, wo nicht die eindeu-
tige und in ihrem Ausdruckswillen geklärte
Persönlichkeit bestimmend war. Ganz ab-
gesehen von der biographischen und kom-
plementären Bedeutung des Fundes über-
rascht vielfach die Feinheit, Anmut und
auch Großzügigkeit in diesen Arbeiten:
wie ein säumendes Licht das Panorama
füllt und gliedert, wie in wenigen fließen-
den und doch bestimmten Angaben die
kahle Erstreckung des Gebirgszuges skul-
piert ist, wie das heiße Aufleuchten der
schilfernden Felswand getroffen wird. Trotz
solchen keineswegs alltäglichen Reizen und
Werten aber bezeugt sich in diesen Dingen
und auch den freiesten keine greifbare, in
Wesentlichem autonome Persönlichkeit; es

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