Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

DOI Heft:
Heft 18
DOI Artikel:
Waldschmidt, Ernst: Die "Tocharische" Epoche der Kunst von Kutscha (Ostturkistan)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0921

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Textabb. 7 (nach Grünwedel)

vfrird aber sein Gehirn von Tausendfüßen gefressen, da er bei Nacht üble Hand-
lungen ausgeführt hat. Unsere Darstellung ist nun meines Erachtens so zu inter-
pretieren, daß die Sonne mit den vier Bäumen die vier während dieser Ereig-
nisse vergehenden Tage anzeigt; die Hälfte der Zeit bringt Kotikarna in einem
Baume zu. Das Liebespaar ist nurj einmal dargestellt, je einmal der von den
Hunden oder von den Tausendfüßen (dieser Teil ist außerordentlich zerstört)
zerfressene Mann. — Kotikarna gelangt weiter an einen Teich, nimmt ein Bad
und kommt an eine Terrasse, wo ihn eine Frau einlädt, Platz zu nehmen und
sich mit Speise und Trank zu erquicken. Am Fußgestell des Ruhelagers, auf
welchem die beiden Platz genommen haben, knien zwei Hungergespenster,
welche die Gelegenheit einer Entfernung der Frau benutzen, von Kotikarna
Speise zu erbetteln. Diese verwandelt sich, ihnen hingeworfen, aber sogleich
in Blut und Eiter. Nach Rückkehr der Gastgeberin erscheint dann ein Weib,
welches ebenfalls um Speise bettelt und, von der Frau aufgefordert, ihre ge-
wohnte Speise zu essen, in einen Topf steigt, sich selbst kocht und dann, nach-
dem sie wieder ihre Gestalt angenommen hat, ihr eigenes Fleisch verzehrt. Eine
weitere Bittstellerin verwandelt sich, auf dieselbe Aufforderung der Frau hin, in
einen Schafbock, welcher Gras weidet. Alle diese Personen haben sich ehemals
etwa dadurch vergangen, daß sie, als ein frommer Mönch Speise erbettelnd an
ihr Haus kam, diesem in der Erregung Ähnliches wie sie jetzt selbst verzehren
müssen zur Speise wünschten.
Die erhaltenen Malereien der „Schatzhöhlen“ sind von einem eigenen, stark
indisch beeinflußten Stil, dem aber auch iranische Formen nicht ganz fehlen.
Unter den Schatzhöhlen verstehen wir vier nebeneinander liegende Höhlen. Aus
zweien von diesen (Textabb. 8) konnten Teile der Rückwand, bei einer derselben
auch Bruchstücke einer anschließenden Seitenwand in das Museum überführt

werden. Die Auswahl und Zusammenstellung der verwendeten Farben ist bei
den Höhlen der Ming-oi zu Qyzil ganz verschieden und setzt allein schon die

zusammengehörigen Ma-
lereien in, ohne Kenntnis
ihrer Herkunft wahr-
nehmbare, Beziehung. In
der Pfauenhöhle finden
wir als Hauptton ein
dunkles Braun. In den
Schatzhöhlen B und C
überwiegen helle Farben,
vor allem Weiß und Gelb.


Textabb. 8
(nach Grünwedel)

Taf. 5, a bringt das Ge-
mälde der Rückwand der
Höhle C zur Verdeut-
lichung in einer Nach-
zeichnung. Zur (bisher
ausstehenden) Erklärung
sei es gestattet, ein diese
vielleicht lieferndes Stück
aus der Rudrayanalegen-
de zu übersetzen: König

8891
 
Annotationen