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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 20
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1036

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Sammlungen

plant ein großes Kunstzentrum mit einem
Museum, das über eine Million kosten soll.
Ehemalige Studenten, die aus den reichsten
Häusern Amerikas stammen, sollen sich zu
einer Gesellschaft zur Erhaltung dieses Mu-
seums zusammenschließen, etwa im Sinne
der „Freunde des Louvre“.
Über das Hauptereignis des Detroiter
Institutes of Arts, die große, von Dr. Va-
lentiner veranstaltete Ausstellung nieder-
ländischer Meister des 17. Jahrhunderts, ist
hier bereits eingehend berichtet worden.
Sie war, auch in bezug auf die Zahl der
Besucher, ein ganz außerordentlicher Er-
folg. Dr. Valentiner ist es in dem einen Jahre
gelungen, nicht bloß das Interesse seiner
engeren Mitbürger in Detroit zu wecken
und von solchen auch sehr wertvolle Bei-
träge für sein Institut zu erhalten, sondern
auch das Augenmerk des ganzen Landes
auf Detroit zu lenken. Eine Reihe großer
Händler, allen voran die Duveens, haben
dem Institute bereits Gaben verehrt, und
durch diese wie eine größere Anzahl sorg-
fältig ausgewählter Ankäufe sind die Be-
stände des Institutes auf das glücklichste
ergänzt worden. Vor allem wurde die
Sammlung der Primitiven um eine Anzahl
Sienesen, einen Crivelli und einen Petrus
Christus vermehrt; für die Abteilung der
klassischen Kunst wurde eine Reihe grie-
chischer Vasen und ein Aphroditetorso
erworben. Durch siebzehn primitive ita-
lienische Majolika wurde die italienische
Abteilung vermehrt. Das geistig-künstleri-
sche Leben dieser bisher fast nur auf ma-
terielle Dinge eingestellten Stadt nimmt
einen Aufschwung, seit es im Institute ein
Zentrum besitzt, von dem stete Anregun-
gen ausgehen.
Eine hervorragende Ausstellung alter
Meister veranstaltete auch das Carnegie
Institute in Pittsburgh, eine Stiftung
Carnegies, die u. a. auch die schönen
Künste pflegt. Weit bekannt geworden,
schon vor dem Kriege, waren ja seine inter-
nationalen Kunstausstellungen, die einzi-
gen in Amerika. Zu der nächsten Ausstel-
lung werden erstmals wieder deutsche
Künstler hinzugezogen werden.
Die Ausstellung alter Meister enthielt nur
solche aus Pittsburghschem Besitz und gab
so ein interessantes Bild von der Sammel-
tätigkeit in dieser reichen Industriestadt.
Vierzehn Sammler waren mit Werken ver-
treten, unter ihnen der Finanzminister Mr.
Mellon, dessen Heimat Pittsburgh ist. Ne-
ben vielen Beispielen der englischen Ma-
lerschule des 18. Jahrhunderts sah man u. a.
El Grecos „San Ildefonso von Toledo“
aus Mr. Mellons Meistersammlung, einen

Pieter Breughel, einen A. Cuyp, zwei Frans
Hals, drei Rembrandts, einen Rubens, einen
Genueser van: Dyck, einige Niederländer wie
Ruisdael, Hobbema, Jan Steen; dagegen
aber nur wenige Italiener, darunter einen
Jacopo Palma, einen Pessellino und einen
Giotto (Schulbilder, die der Tochter des
verstorbenen Großsammlers Frick, Miß
Helen C. Frick, gehörten); auch nur ein
paar Franzosen wie Mignard, Greuze, Vigee
Le Brun, und außer dem erwähnten Greco
nur noch einige Murillos, zwei religiöse
und zwei Genrebilder, als Vertreter der
spanischen Kunst.
In Philadelphia wurde das immer kost-
spieliger werdende „Philadelphia Museum
of Art“, oder richtiger gesagt ein Teil von
ihm, endlich eröffnet und die Hauptwerke
der darin zur Aufstellung gebrachten El-
kinssammlung von etwa 140 Gemälden erst-
mals öffentlich gezeigt. In vier, in ver-
schiedenen Stilen eingerichteten Galerien
sind jetzt ungefähr vierzig Bilder zu sehen.
Wäre das Museumsgebäude nicht eröffnet
worden, würde die Sammlung gemäß einer
Testamentsklausel der Stadt entgangen sein.
Auch die von Dr. Barnes ins Leben ge-
rufene moderne Galerie in einem Vororte
Philadelphias hat nunmehr ihre Tätigkeit
begonnen, nicht jedem zur Freude, was den
kampflustigen Dr. Barnes freilich nicht an-
ficht. Seine Sammlung aber wird ihre gu-
ten Früchte tragen.
Das. Museum der Universität von
Pennsylvania baut seine Sammlung von
Altertümern mit sorgfältiger Umsicht wei-
ter aus. U. a. erwarb es einen Mosaikboden
mit geometrischen Mustern aus einer Kir-
che in Beisan, Palästina.
Außerordentliches Interesse, natürlich
besonders in Philadelphia, rief Mr. Wide-
ners öffentliche Erklärung hervor, er beab-
sichtige zum Andenken seines Vaters, des
Begründers der großartigen und so viel-
seitigen Widener Collection, dieselbe spä-
ter der Öffentlichkeit zu übergeben.
In Chicago hat das Institute zur Stär-
kung seiner orientalischen Abteilung die
Gründung einer Gesellschaft der Orient-
freunde veranlaßt. Im übrigen ist die Aus-
gestaltung der mit dem Institute verbun-
denen Kunstgewerbeschule weiter fortge-
schritten, und es wird beabsichtigt, sie zur
bedeutendsten der Staaten zu machen. An-
gesichts des Umstandes, daß nur wenige
solcher Schulen hierzulande bestehen, wird
die Eröffnung der Chicagoer von hohem
Werte für die Entwicklung eines modernen
amerikanischen Kunstgewerbes sein, und
es steht zu erwarten, daß ein solches im
modernen Sinn in ihr gepflegt werden wird..

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