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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 21
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1082

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Sammlungen
EIN VERMÄCHTNIS AN DIE
BERLINER MUSEEN
Dr. Otto Burchard,der bekannte China-
kenner, dessen Privatsammlung von beru-
fener Seite soeben erstmalig im „Jahr-
buch der asiatischen Kunst“ 1925 ver-
öffentlicht wurde, hat diese wertvollen, in-
zwischen wesentlich vermehrten Schätze
testamentarisch dem preußischen Staat ver-
macht. Bekanntlich ist die Sammlung Bur-
chard zur Zeit im Berliner ostasiatischen
Museum ausgestellt, wo in Kürze ein neuer
Raum mit den neuen Schätzen des Ver-
mächtnisses eröffnet werden soll. B.
BASEL
Das von Dr. R. F. Burckhardt vorbild-
lich betreute Historische Museum
versendet soeben seinen Jahresbericht 1924,
der außer den rein geschäftsmäßigen Mit-
teilungen zahlreiche Abbildungen der im
Berichtsjahr getätigten Neuerwerbungen
und einen sehr interessanten Aufsatz aus
der Feder des Konservators enthält unter
dem Titel: Ein mit Basler Beiträgen bezahl-
ter Meßkelch von 1515. Es handelt sich
dabei um einen in der Pfarrkirche zu Straß-
berg in Hohenzollern verwahrten silber-
vergoldeten spätgotischen Meßkelch, zu
dem seinerzeit die Mönche des Augustiner-
ordens in Tübingen das Geld in Basel zu-
sammengebettelt hatten. n.
BRÜSSEL
Die Abteilung Plastik des großen
Museums Rue de la Regence erhielt durch
den französischen Bildhauer Bo ur delle
einen Gipsabguß seines letzten Werks:
„Herkules als Bogenschütze“ zum Geschenk.
Auf Kosten des Staats soll das Werk in
Bronze ausgeführt werden. In der Abtei-
lung Keramik und Porzellan im Jubelpark-
museum, die namentlich an älteren Produk-
ten reich ist, wurde eine Sektion für moderne
Keramik eingerichtet. Sie umfaßt den Zeit-
raum 1895 bis 1914 und U. a. Werke von
Bigot, Willy Finch, Delaherche, Massoul.
Auch die Sammlung an alten Sevrespor-
zellan wurde durch Erwerb und Aufstellung
neuerer Erzeugnisse der Manufaktur er-
gänzt. H.
HANNOVER
Das Provinzial-Museum, das von Lovis
Corinth bereits einige Hauptwerke aus der
mittleren Epoche des Meisters, u. a. die
herrliche Totenklage von 1908 und das

große Familienbild von 1909 besitzt, erwarb
kürzlich eine Walchenseelandschaft von
ig22, eines der kostbarsten Bilder aus
der letzten Epoche. Es scheint, daß Han-
nover zu seinen bedeutenden Kollektionen
deutscher Meister, die es bereits von Lieber-
mann, Trübner, Schuch, Spitzweg, Thoma
u. a. besitzt, sich auch einen gewichtigen
Teil des Corinthschen Vermächtnisses si-
chern will. n.
Ausstellungen
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Juryfreie Kunstschau / S chuppner-
Hamm/Rudolf Kr ohne/GeorgBa sch-
witz / Plakate im „Sturm“ / Jan Zrza-
vy / Paul Kleinschmidt.
Die Talentfülle und das Illus irische, die
Vielfalt und Auflösung des Gegenwarts-
schaffens kommen dem aufmerksamen Be-
trachter nirgends deutlicher zum Bewußt-
sein als in der Juryfreien Kunstschau,
deren organisatorische Eigenart wirklich
die breite Gesamtheit der Produktion bis
in subalternste und extremste Schichten
überschauen läßt. Auch in diesem Jahr
wieder bezeugt diese Ausstellung ebenso
die Fruchtbarkeit ihres Prinzips wie das
nicht gewöhnliche Geschick des leitenden
Ausschusses, dem es abermals gelungen
ist, die Flut des Bildmaterials so anzuord-
nen und mit Hilfe von Spezialdarbietungen
derart zu teilen, daß das Interesse nicht
erlahmt. Gegen frühere Veranstaltungen
fällt auf, wie immer mehr auf die Heran-
ziehung von Prominenten verzichtet wird,
die der „Juryfreien“ nicht bedürfen, ihr
aber ehedem als Attraktionen unentbehr-
lich schienen. Wo sie noch auftauchen,
reihen sie sich still und unauffällig ein, so
z.B. Klee, Kolbe, Schmidt-Rottluff.
Der Wust des Unmöglichen andererseits
ist derart gehängt, daß Schlimmstes eini-
germaßen abseits fristet und nicht das bei
vorgestrigei’ Haltung vielleicht doch Wert-
volle verschüttet. Die Aufmerksamkeit wird
in glücklicher Weise verteilt, nirgends all-
zusehr gebannt, selten saalweise abge-
schreckt, so daß der besondere Vorsatz des
Unternehmens, Gerechtigkeit, nicht zu kurz
kommt. Unter vz.elen, vielen plumpen, kon-
ventionellen und abstrusen Dingen, zwi-
schen Syrupkitsch und hohlem Humbug be-
kunden sich Begabungen über Begabun-
gen. Wenigstens die auffälligsten seien in
aller gebotenen Kürze vermerkt und der
Beachtung vor allem auch des Kunsthan-

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