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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 22
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Mayer, August Liebmann: Die Ausstellung altspanischer Kunst in Paris 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1114

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Die Ausstellung altspanischer


Kunst in

Von AUGUST L. MAYER / Mit
sechs Abbildungen auf drei Tafeln

DIE „Ausstellung altspanischer Kunst“, die von der Vereinigung „La De-
meure historique“ im Juni 1925 in den Räumen des Pariser Kunsthändlers
Jean Charpentier veranstaltet wurde, brachte eine große Zahl interessanter, wenn
auch nur verhältnismäßig weniger erstklassiger, der Allgemeinheit bisher un-
bekannter Werke ans Licht. Das Hauptverdienst an dem Zustandekommen
der Ausstellung gebührt Dr. Carvallo, der selbst in seinem Schloß Villandry
bei Tours einige hundert Bilder der spanischen Schule angehäuft hat. Es
machte sich natürlich bei der Auswahl wie auch bei der Benennung der
Objekte sehr bemerkbar, daß ein kunstbegeisterter Dilettant die Führung in
Händen hatte. Gemälde nahmen den Hauptplatz ein, aber Unter den wenigen
Skulpturen befanden sich einige hochwertige Stücke, die für die mangelnde
Quantität entschädigten.
Von mittelalterlichen Gemälden waren mit Ausnahme der „Himmelfahrt
Mariä“, einer bedeutenden Valencianer Arbeit vom Anfang des 15. Jahrhun-
derts aus dem Besitz von R. Langton Douglas, nur zweit- und drittklassige
Tafeln zu sehen, leider hatte die spanische Regierung im letzten Moment dem
Museum in Barcelona nicht erlaubt, einige der wirklich hervorragenden ro-
manischen und gotischen Bilder zu schicken, die Spaniens mittelalterliche
Malerei in ein günstigeres Licht gerückt hätten. Der „hl. Antonius“ (Bacri
Freres) richtig als katalanisch bezeichnet, entstammt dem Kreis des Jaume
Huguet; die Tafel mit den beiden heil. Johannes (M. Hamburger) ist eine
tüchtige Arbeit vielleicht aus der Werkstatt des Luis Borassa. Die „Gefangen-
nahme Christi“, nordisch derb, richtig als kastilisch Ende des 15. Jahrhundert
bezeichnet (Ch. Wakefield Mori) interessiert durch das moreske „Laceria“-
Muster des Goldhintergrunds, ein besonderer Beitrag zum Kapitel des späten
„Mudejar“. Greco hätte man sich noch glanzvoller repräsentiert gewünscht.
Wohl waren die herrliche große Beweinung Christi aus dem Besitz der Mar-
quise de la Beraudiere und der späte kleine „hl. Martin“ (früher bei Manzi,
jetzt Besitz von Bernheim jeune) und das kleine „Espolio“ aus dem Lyoner
Museum zu sehen. Aber man hätte gern noch andere Bildnisse gesehen
außer dem Porträt (Paris, Wildenstein), das wahrscheinlich die Originalstudie
zu einem Pradobilde ist, und auch der späte „Reuige Petrus“ (Paris, O’Rossen)
hätte noch Ergänzung durch andere Apostelfiguren verdient.
Die kleine Fassung der „Ausgießung des hl. Geistes“ aus dem Besitz eines
Herrn Zogheb ist wohl eine Werkstattwiederholung (von Jorge Manuel Theo-
totokopuli?) nach einem verschollenen kleinen Original, das Greco nach dem
großen Bild im Prado gefertigt haben muß. Das Greco zugeschriebene
Damenporträt aus der Sammlung Carvallo hat mit dem Künstler nicht das
mindeste zu tun, ebensowenig wie das sicher italienische Bildnis eines Theolo-
gen, Dr. Sekejan gehörend, mit Luis Tristan.
Von A. Sanchez Coello sah man ein vorzügliches Altersporträt Philipps II.
und ein sehr rassiges männliches Bildnis, das die Inschrift Fernan Cortes trägt.
Der Dargestellte kann aber aus den verschiedensten Gründen nicht der 1547
verstorbene berühmte Eroberer Mexikos sein. Das Bildnis ist, wie schon
die Tracht ausweist, nicht vor 1570, eher noch zehn Jahre später entstanden.
Die Hauptmeister des spanischen Barock waren mit guten Arbeiten ver-

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