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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 22
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1129

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Sammlungen
HANS THOMA-SAMMLUNG UND
-ARCHIV IN FRANKFURT a. M.
In Frankfurt a. M., Oederweg 116, wurde
am 2. Oktober, dem Geburtstag des Mei-
sters, eine Gedenkstätte für Hans Thoma
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die
Sammlung enthält 40 Ölgemälde und zahl-
reiche Aquarelle. Das Archiv ist für Stu-
dienzwecke eingerichtet und umfaßt in der
Bücherei alle Schriften von und über Tho-
ma, das gesamte kritische Material, die ge-
samte Graphik, eine reiche Sammlung an
Briefen und Photos sowie persönlichen An-
denken aus dem Kreis um Thoma. Die Hans
Thoma-Gesellschaft, die ihren Sitz daselbst
hat, macht es sich zur Aufgabe, das Ver-
ständnis für den großen kulturellen Wert
Thomascher Kunst in allen Teilen des deut-
schen Volkes zu fördern.
BERLIN
Die Staatlichen Museen haben nunmehr
das vielgenannte altattische Mädchen, jene
archaische Marmorstatue erworben, über
die ja in der Presse bereits viel zu lesen war.
Dazu wird amtlich mitgeteilt: Die Figur ist
2 m hoch und besteht aus einem einzigen
Blocke griechischen Marmors. Das Ge-
wand, die Sandalen, das Haar und die Krone
zeigen zahlreiche Reste von roter und gel-
ber Färbung. Die Statue ist die älteste gut
erhaltene Darstellung einer altgriechischen
jugendlichen Frau, welche wir kennen. Sie
steht an der Spitze der altertümlichen Pla-
stik des Berliner AntikenmuseUms. Bei der
Stattlichkeit der Statue darf man annehmen,
daß es sich um eine Göttin handelt, die
einst im Halbdunkel eines Heiligtums auf-
gestellt war und zu der strengen Architektur
ihrer Umgebung paßte. In der Hand hält
die Statue einen rotgefärbten Granatapfel,
das Symbol des Werdens und Vergehens.
Sie ist damit vielleicht auf die Göttin Per-
sephone zu deuten, doch ist auch die Deu-
tung auf Aphrodite nicht ausgeschlossen.
Die Statue ist jetzt dem Publikum zugäng-
lich gemacht worden.
BRESLAU
Seit einem Monat beherbergt das Mu-
seum der Bildenden Künste eine Ausstel-
lung rheinischer Kunst seit 1800, zu-
sammengetragen aus hiesigem Besitz,
Leihgaben der Düsseldorfer und Kölner
Museen, Flechtheims und Frau Eys, und
einiger privater rheinischer Sammler. Der
Gedanke war, auch hier im entlegenen

Osten auf den Rhein hinzuweisen. Das
Programm des ig. Jahrhunderts enthielt in
verständnisvoller Anpassung an den mo-
dernen Geschmack und ähnlich wie in
der großen Düsseldorfer Veranstaltung vor-
nehmlich Porträts und Landschaften, weni-
ger Genrebilder, kaum ein Historienbild.
An der Spitze der Porträtisten stand
zeitlich und qualitativ Ramboux mit dem
bekannten prachtvollen Doppelbilde der
Brüder Eberhard, es folgten C. F. Sohn mit
einem milden Frauenporträt, Schadow mit
zwei etwas matten Bildnissen, die aber jene
vornehme Zurückhaltung für sich haben,
welche späteren Werken wie E. v. Geb-
hards Charakterköpfen oder L. Knaus’
Bauerngestalten verlorengeht. Den Über-
gang von alter zu neuster Porträtkunst ver-
trat A. Sohn-Rethel mit einem erfreulich
frischen Damenbilde.
In der Wahl der ausgestellten Land-
schaften zeigte sich das Bestreben, den
neuerkannten Reiz der kleinen Formate ge-
genüber wenigen leer wirkenden großen
Tafeln zu betonen. So präsentierte sich
z. B. Caspar Scheuren mit allerliebsten
aquarellierten Landschaften und einer zier-
lichen Schäferszene, Andreas Achenbach
ebenfalls in erster Linie mit Aquarellen,
darunter einer Wassermühle von Ruys-
daelisch-ernster Stimmung, auch Oswald
Achenbach bot sich am schönsten in zwei
kleinen Studien, von denen die eine leb-
haft an die neugefundenen frühen Böck-
lins erinnert. Mit guten charakteristischen
Kabinettbildern figurierten weiter Burnier,
L. H. Becker und G. v. Bochmann, unter
den älteren schließlich noch Dücker mit
einem besonders zarten, meisterhaft behan-
delten Dünenaquarell.
Die besten Proben des Genre waren:
Adolf Schroedters charaktervolle ,,Fischer
auf Rügen“, Hasenclevers sehr witzige
Aquarellstudie „Jobs im Examen“ zu dem
weit trockneren Münchener Bilde und eine
malerisch sehr feine „Friedhofsunterhal-
tung“ von Vautier. — Die biblische Hi-
storie endlich vertrat Bendemann mit
einer Studie zu den „trauernden Juden“, de-
ren Größe der Erfindung immer wieder ein-
drücklich ist.
Obgleich der vornehmste Teil der Aus-
stellung dem Rückblick gewidmet war, kam
doch auch das junge Rheinland zu
Worte, freilich wiederum nur in einem Ab-
glanze dessen, was Düsseldorf zu bieten
vermochte. Abgesehen von Dix und Nauen
wurden Namen gehört, die hier dem Publi-
kum noch nicht bekannt sind, so Werner

Der Cicerone, XVII. Jahrg., Heft 22

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