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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 23
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1179

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sondere die Studie für die „Schlacht von
Cadore“ — liegt der Nachdruck auf zwei um-
fangreicheren Darlegungen, die sich beide,
wenn auch mit gewissen Abweichungen,
mit dem ehemaligen Bayrischen Kron- und
Kirchengut befassen. A. von Schneider
schließt zum ersten Male die auf reichs-
deutschem Boden wichtigste Sammlung
niederländischer Wandteppiche -— die Be-
stände der Residenz und des Nationalmu-
seums — in stilistischen Betrachtungen zu-
sammen. Die Ausführungen über die viel
umstrittene „maitre Philippe“-Frage sind
interessant, das zur Unterstützung mitge-
gebene Abbildungsmaterial ist dem Bestän-
de nach nicht ausreichend, um dem Nicht-
Spezialisten die Materie, deren endgültige
Lösung der Verfasser in dem vorliegenden
Rahmen wohl kaum anstrebt, näher bringen
zu können. Die Tournaiser Behänge treten
naturgemäß — schon an Zahl — erheblich
zurück gegenüber dem vorbildlichen Be-
stände an Brüsseler Wirkereien des iß.Jahr-
hunderts, der Geschichte des ersten Men-
schengeschlechtes, dem Abrahamsleben,
der Paulusfolge usw. A.von Schneider zieht
dankenswerterweise auch die im Depot la-
gernden fünf Teppiche heran, die mir bei
Abfassung des ersten Teiles meiner „Wand-
teppiche“ leider nicht bekannt waren. Zwei-
felhaft erscheint mir die Verweisung der
beiden Pfeilerbehänge (Flucht und Versu-
chung Pauli) in das Ende des i6.Säkulums.
Daß Pieter Coeke van Aelst, der Entwerfer
der großen Episoden, nicht in Frage kommt,
ist unbestritten; andererseits berechtigt die
stilistische Verschiedenheit nicht eine spä-
tere Datierung um rund ein halbes Jahrhun-
dert, ganz abgesehen davon, daß der Pa-
tronenzeichner und noch mehr der Wirker
des ausgehenden i6.Säkulums die für die
Behänge (um 1600) typische Flora und den
Hintergrund wesentlich anders, weit detail-
lierter und gehäufter zu lösen pflegten.
Wahrscheinlich handelt es sich um Ergän-
zungsstücke aus der Zeit um 1560—1570.
Behänge aus der Manufaktur der van der
Borght bilden den Abtakt. Es wäre dankbar
zu begrüßen, wenn der Verfasser sich in
einer weiteren Zusammenfassung der viel-
fach noch unerschlossenen Bestände an
deutschen Bildwirkereien, die in den Bay-
rischen Sammlungen besonders gut und
zahlreich vertreten sind, annehmen wollte.
Rudolf Berliner befaßt sich eingehender
mit französischen Muschelschnitten des
16. Jahrhunderts — den Anlaß gaben die
Säkularisationsakten des Bamberger Dom-
schatzes und die barbarische „Inventarisa-
tion“ aus dem zweiten Jahrzehnt des ver-
gangenen Säkulums. Hauptgegenstand der

Besprechung ist der leider 1812 seines Sil-
berschmuckes beraubte, schmählich miß-
handelte Altar, der erst 1860 aus der Reider-
schen Sammlung wieder in den Bestand des
Bayrischen Staates (Nationalmuseum) über-
ging. Die ikonographisch interessantenDar-
legungen des Verfassers, der zum Vergleich
im wesentlichen die Zierflasche im Bayri-
schen Nationalmuseum und den Muschel-
schnitt im Berliner Schloßmuseum heran-
zieht, zielen letzten Endes darauf hin, den
Meister des Bamberger Altares einem fran-
zösischen — wohl nordfranzösischen -—
Kunstzentrum einzuweisen, das sich, ähnlich,
wie verwandte Kleinkünste, im wesentli-
chen graphischer Vorlagen für die Durch-
führung der ihm anvertrauten Arbeiten be-
diente. Endgültige Rückschlüsse lassen die
bisherigen Unterlagen, schon aus Mangel
an überkommenen Monumenten — von ur-
kundlichen Werkstattbelegen ganz zu.
schweigen —, kaum zu. H. G.
SchlesiensVorzeitinBildundSchrift.
Neue Folge Band VIII. Jahrbuch des
Schlesischen Museums für Kunstgewerbe
und Altertümer. Herausgegeben von Karl
Masner und Hans Seger. Breslau 1924.
Dieser achte Band des Jahrbuchs, der in
der Reihe wertvoller und vornehmer Mu-
s Almspublikationen wohl mit die erste Stelle
einnimmt, hebt sich nicht nur durch seine
reiche Ausstattung über seine Vorgänger
hinaus, sondern es kommt ihm noch eine
besondere Bedeutung zu durch den Unter-
titel: „Festschrift zum 25jährigen Jubiläum
des Schlesischen Museums für Kunstge-
werbe und Altertümer.“ So sehr dieser An-
laß dazu verlockt, dem Museum, seinen Auf-
gaben und seinen erreichten Zielen hier
breitere Ausführungen zu widmen, — der
Raum dieser Zeitschrift ist zu knapp be-
messen, um mehr als kurze Andeutungen
geben zu können. Das Breslauische Mu-
seum ist eins der wenigen, die es mit vollem
Erfolg gewagt haben, die heimische Kultur-
geschichte — hier Breslau im engeren,
Schlesien im weiteren Sinne — mit der Dar-
stellung des allgemeinen Kunstgewerbes zu
vereinigen. Daß aus diesen zwei Aufgaben
keine „Halbheiten“, sondern ein prächtiger
einheitlicher Organismus entstanden ist, hat
man seinen ausgezeichneten Leitern und
Beamten zu danken, die fast durchweg von
Anfang an bis heute ihre Kraft diesem vor-
bildlichsten Kulturdokument Schlesiens
voll zur Verfügung gestellt haben. Was
Breslau und Schlesien an dem Museum ge-
sündigt haben, indem sie es in dem alten
Bau des früheren Ständehauses einge-
pfercht ließen und ihm so die Flügel be-

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