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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 23
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1183

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Verschiedenes

händler auf Gebot seiner Frau wegwerfen.
Mit dem Rest zog der Altwarenhändler auf
Märkten rund und verkaufte Gemälde und
Zeichnungen durcheinander um 5 cts. pro
Stück. Die Käufer waren Bauern. Was
übrig blieb, erwarb ein einziger Käufer ge-
gen insgesamt 1 Gulden. Als der Name
Vincents später bekannt und seine Arbeit
gesucht wurde, trachtete der Altwarenhänd-
ler einige der Werke zurückzuerwerb en. Sein
letztes gab er selber um 90 Gulden weg, es
erzielte drei Wochen später auf einer Auk-
tion in Amsterdam 4000 Gulden. Persön-
liche Erinnerungen sind in den Orten, wo
Vincent seine Jugend zubrachte, nur spär-
lich vorhanden. Das noch lebende Dienst-
mädchen der Familie schildert den Knaben
als schwierig und belästigend. Schon als
Jüngling, wie zuletzt in Arles, kam es vor,
das Vincent ganze Nächte durch bei Ker-
zenlicht arbeitete. Seine Mahlzeiten berei-
tete er sich selbst; um sich nicht zu ver-
weichlichen, zog er vor, statt in der Schlaf-
stube, auf demSpeicher zu schlafen. Wider-
sprach man seinen Theorien über Kunst, so
kündigte er seinen Gefährten die Freund-
schaft. H.
EIN GOYA
In Zaragoza ist ein Gemälde von Goya,
das zu den ersten selbständigen Arbeiten
des Meisters gehört, zu verkaufen. Es han-
delt sich um das Bildnis der Mutter Goyas,
Dona Gracia Lucientes, die als Halbfigur
sitzend dargestellt ist. Die derzeitigen Be-
sitzer des Bildes haben zwei Briefe aufbe-
wahrt, die von Goya nach seiner Rückkehr
aus Rom, im Jahr 1776, geschrieben sind
und aus denen ziemlich einwandfrei her-
vorgeht, daß es sich um ein authentisches
Frühwerk des Künstlers handelt. A. D.
EIN MEISTERWERK MAINZISCHER
METALLKUNST
Unter der Fülle von Kirchenschätzen, die
die Kölner Jahrtausendausstellung barg,
war auch der Wüihrauchkessel aus dem
Domschatz von Speyer zu sehen, über den
kürzlich Museumsdirektor Dr. Back im
„Pfälzischen Museum“ berichtete. Das
schöne Stück stammt, wie Back nachweist,
aus der Klosterwerkstatt St. Alben in Mainz.
Berthold, der dort 1116—19 Abt war, stiftete
das Werk. Snello, der Kustos, machte den
Entwurf, und ein gewisser Haertwich führte
ihn aus. Die Gesamtanlage des Kessels,
zwei Bilderreihen übereinander zwischen
drei umlaufenden silbernen Schriftreifen

und. Köpfe an den Henkelansätzen, in der
Bronzekunst Unikum, erinnert an ein Elfen-
beingefäß in der Eremitage zu Petersburg,
das von der Reichenau stammt. Die figür-
lichen Darstellungen, in der oberen Reihe
die Evangelisten und die vier Weltströme,
in der unteren nackte Reiter mit Tieren
kämpfend, sowie die Masken an den Bügel-
ansätzen weisen starke antike Reminiszen-
zen auf und geben — wie auch die main-
zische Großplastik — Beweis, wie die an-
tiken Funde in Mainz Anregung boten. Da-
mals arbeiteten lombardische Steinmetzen
im Dom. Der Weihbronnkessel von St. Al-
ben aber ist Dokument einer „nicht lom-
bardisch verfärbten Antike“, sondern weist
orientalisch-hellenistische Eindrücke auf,
die sich nur durch die zahlreichen Reste
antiker Kultur in der alten Römerstadt er-
klären lassen. M. E.
ROM
Bei Ausschachtungsarbeiten im Garten
der Villa Aldobrandini an Via Nazionale
sind umfangreiche Fundamente römischer
Bauten gefunden worden. Es handelt sich
offenbar um einen größeren Baukomplex
der Kaiserzeit mit einer geschwungenen
Fassade mit sechs Öffnungen, an der lange
Zeit herumgebaut worden zu sein scheint
(1.—2. Jahrh. n. Chr.). Eine Deutung dieser
Reste ist noch nicht gelungen. Man beab-
sichtigt bei dem aufzuführenden Neubau
auf diese alten Fundamente Rücksicht zu
nehmen und sie zu konservieren. Es ist zu
hoffen, daß sich bei weiterem Fortschrei-
ten der Arbeiten im Giardino Aldobrandini
noch mancher Fund machen wird, wie sei-
nerzeit beim Bau der angrenzenden Banca
d’Italia. L. S.
WIEN
Am Zentralfriedhof ist das von der Ge-
meinde Wien in Auftrag gegebene Helden-
denkmal A. Hanaks enthüllt worden. Ein
auf Stufensockel sich erhebender, pyrami-
denstumpfartiger Aufbau aus gelblichem
Kalkstein, der, von wuchtigen Pfeilern ein-
gefaßt, nach oben mit einer ägyptischen
Hohlkehle abschließend, den Eingang zur
Unterwelt versinnbildlicht. Davor eine re-
liefmäßig wirkende weibliche Gestalt (wei-
ßer Fischauerstein) — die Menschheitsmut-
ter —, die in stummem Jammer und Ent-
sagung ihre Arme gegen den Himmel brei-
tend, in die Knie sinkt. Über der Zusam-
menbrechenden leuchten am untersten Strei-
fen des Gesimses in bronzenen Lettern die
Worte „NIE WIEDER KRIEG“. P.-N.
 
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