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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 23
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1184

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DER KUNSTMARKT

Die Auktion der Sammlung’ Castiglioni

in Amsterdam vom 17.— 20. November 1925


nter außerordentlich reger, internationaler Beteiligung fand in Amsterdam bei Fred.

' Muller vom 17.—20. November die Versteigerung der Sammlung Castiglioni (Wien)
statt. Der sehr lebhafte Besuch an den Besichtigungstagen der Ausstellung ließ das
große Interesse erkennen, das man dieser Auktion von sehr vielen Seiten entgegen-
brachte, war es doch seit der Auktion Kaufmann in Berlin 1917 die bedeutendste Ver-
steigerung — besonders von Gemälden und Kunstgegenständen der Renaissancezeit —,
für Holland die größte Versteigerung, die wohl je dort stattgefunden hat.
Am interessantesten war der Verlauf des ersten Auktionstages, an welchem die Ge-
mälde zur Versteigerung kamen. Privatleute, Kunsthändler und Museumsdirektoren ver-
schiedener Länder waren anwesend, unter letzteren die Direktoren des Rijksmuseums,
Amsterdam, Mauritshuis, den Haag, Boymanns Museum, Rotterdam, ferner Geheimrat
Friedländer (Berlin), Professor Swarzenski (Frankfurt), Prof. Modigliani (Brera, Mai-
land), Prof. Slomann (Museum Kopenhagen) sowie ein Vertreter des Museums in Detroit
(Amerika).
Den höchsten Preis erzielte das ovale Männerporträt von Rembrandt (Kat.-Nr. 71),
voll bezeichnet, sowie datiert 1635, also aus des Meisters früher Periode, welches Du-
veen (New York) im Endkampf gegen Knödler (London) für 214000 Gulden erwarb. Das
Bild, aus Sammlung Hollitscher (Berlin) stammend, dürfte damit wohl nun definitiv für
den deutschen Kunstbesitz verloren sein. — Heißumstritten war auch das französische
Primitive, darstellend die Auferweckung des Lazarus von Nicolas Froment (Kat.-Nr.39),
früher Sammlung Kaufmann (Berlin), bereits vorher bekannt durch die „Ausstellung von
Primitiven“ in Paris 1904, das Lugt in Maartensdijk für 154000 Gulden kaufte — wie es
heißt für das Musee du Louvre in Paris. — Besonders interessant war der Verkauf des
prachtvoll erhaltenen, schönen Selbstporträts von Joos van Cleve; das Bild ist innerhalb
von acht Jahren nun zum drittenmal in einer großen Versteigerung: 1917 Auktion Kauf-
mann (Berlin), wo es 84000 fl. erzielte, 1922 Auktion Onnes van Nijenrode, Amsterdam,
wo es 71000 fl. brachte, und nun erwarb es im Endkampf gegen englische Konkurrenz
die Firma Cassirer (Berlin) für 88000 fl. Von italienischen Bildern erzielte den höchsten
Preis der Correggio, Darstellung Verlöbnis der heiligen Katharina (Kat.-Nr. 16) — ein
in der Literatur seit langem bekanntes Bild —, welches dem Museum in Detroit (Ame-
rika) für 80000 fl. zugeschlagen wurde. —• Den äußerst reizvollen kleinen Crivelli,
Madonna mit Kind und Früchtenkranz auf Goldfond (Kat.-Nr. 10) aus Sammlung Mil-
ler von Aichholz, erwarb ein holländischer Sammler für 61000 fl. — An interessanten
Preisen italienischer Bilder seien noch angeführt: Kat.-Nr. 1: Madonna und Kind, tos-
kanisch, 13. Jahrhundert, 4100 fl., Prof. Swarzenski (Frankfurt); Nr. 5: Madonna mit Kind
auf Goldfond in altem Tabernakel (aus Sammlung Kaufmann), 5600 fl, A. S. Drey (Mün-
chen); Nr. 21: Moretto da Brescia, Porträt von Savelli (aus Sammlung Kaufmann),
32000 fl., Knödler (London); Nr. 25: Tintoretto, Porträt eines Venezianers, 17000 fl.,
Bachstitz-Galerie (den Haag); Nr. 37: das reizvolle Frauenporträt von Franc. Guardi
10400 fl., Prinz Leopold von Preußen.
Das interessante deutsche primitive Triptychon vom Meister Wilhelm von Köln
mit heiligen Darstellungen auf Goldfond (Kat.-Nr. 38) erwarb im Endgebot gegen A. S.
Drey (München) das Museum in Detroit für 40000 fl. Den kleinen Cornelius von Am-
sterdam — Anbetung der Könige — (Kat.-Nr. 47) kaufte Cassirer (Berlin) für 12500 fl.,
das Männerporträt auf blauem Fond von Lucas Cranach dem Älteren (Kat.-Nr. 48)
Satori (Wien) für 7200 fl.
Von den Bildern der holländischen und vlämischen Schule erzielten: Nr. 56:
Gerard Dou, Junges Mädchen am Fenster (aus Sammlung Hollitscher), 13000 fl.; Nr.57:
van Dijk, Porträt der Marquise von Spinola (aus der Sammlung James Simon, Berlin),
25000 fl., an Museum Detroit; Nr. 63: Frans Hals, kleines ovales Männerporträt (aus der
Sammlung Knaus), 25000 fl., Bachstitz-Galerie (den Haag); Nr. 72: Rubens, Männerporträt
(aus Sammlung Knaus, Berlin), 33000 fl., A. S. Drey (München); Nr. 74: Rubens, Porträt
von Philipp Rubens, 27000; Nr. 75: Jac. Ruysdael, Landschaft mit Wasserfall (aus Samm-
lung Hollitscher, Berlin), 17500 fl.

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