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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 24
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Dorner, Alexander: Erwerbungen neuerer Kunst im Museum der Provinz Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#1190

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(Abb.) hat nichts von dem Dilettantenhaften, das den meisten Bildern dieses
Mannes anhaftet. Die Komposition ist von klassischer Klarheit, der Farben-
dreiklang (tiefes Gelbgrau, Rosaviolett und sattes Hellblau) von ganz beson-
derer Schönheit. Die Stimmung des Vorfrühlings ist nur ganz zurückhaltend
angedeutet. Man kann also sagen, daß die Romantik hier eine Mischung mit
dem klassischen Element eingegangen ist, die sich überhaupt und speziell bei
Carus selten findet. Der größere „Abend“ von Carus bewegt sich dagegen
ganz in den Bahnen Friedrichscher Kunst. Das Bild ist ein Geschenk des
Malers an Katharina Dahl.
Das Gemälde „Kätchen von Heilbronn und Graf Strahl“ (Abb.), von dem aus
Hannover stammenden Professor der Berliner Akademie H. A. Dähling
(zirka 1825) hängt offensichtlich mit einem Bühnenbild zusammen. Die Flachheit
des kulissenhaften Aufbaues, die durch die Zweidimensionalität des Figuren-
dreiecks noch unterstützt wird, kommt der Intimität der Stimmung zugute.
Über dem Ganzen liegt ein warmer Goldton, vornehmlich getragen durch das
tiefe Gelbgrün der Landschaft und das Goldgelb und Gelbbraun der Kleidung
des Mannes. Das kühle Hellblau und violette Rosa der weiblichen Figur
bilden hierzu ein Gegengewicht, stören aber nicht die Harmonie des Ganzen.
Ein verwandtes, nur etwas tieferes Violettrot — durch Blau und Schwarz
kontrastiert — beherrscht das Doppelbildnis des ebenfalls aus Hannover stam-
menden Wilhelm Ahlborn (Abb.), der an der Berliner Akademie Schüler
von Dähling, Hummel und Schinkel war. Das Museum besitzt eine große
Landschaft Ahlhorns vom Jahre 1836, die den Einfluß Schinkels verrät, den er
häufig kopierte. Die Rückseite unseres Bildes trägt die Inschrift: „Dies ist das
Bild der Brüder Ahlborn. Wilhelm der Ältere Maler... Curt der Jüngere und
ist fertig geworden im Jahr des Herrn 1827 am Sonntage Septuagesimä, nach-
dem sie das Evangelium von den Arbeitern im Weinberg gehört zu S. Marien
in Berlin: Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ Hier meldet sich
die Frömmelei, die sich gegen Ende von Ahlborns Leben zu Asketentum und
religiöser Übertreibung steigerte. Man könnte versucht sein, diesem Werde-
gang seines Geistes die Entwicklung seines Kolorits parallel zu setzen, das
sich von Schinkelscher Klarheit zu trüber monotoner Branstigkeit verwandelte.
Ein gleichzeitig mit dem Selbstbildnis mit seinem Bruder erworbenes Doppel-
bildnis seiner Eltern (1823 in Berlin gemalt) lehnt sich in der Nebeneinander-^
Stellung zweier Medaillons an das Elternporträt von Begas vom Jahre 1821 an.
Aus dem Kreis der Berliner Realisten, die bisher nur durch drei Ansichten
der Linden von Brücke vertreten waren, ist das große Gemälde „Die Schach-
partie“ von Erdmann Hummel (Abb.) erworben worden; die Skizze hierzu
befindet sich in der Nationalgalerie in Berlin. Das 1817 zu datierende Bild ist
neben seinen großen künstlerischen Reizen auch historisch interessant: Das
Zimmer befindet sich in der Villa Ingenheim in Potsdam, die Dargestellten
sind von rechts nach links: die Grafen Brandenburg und Ingenheim, Hummel,
Bury, Hirth und stehend Genelli.
Ein schöner Wagenbauer, ein Wilhelm von Kobell und eine sehr
reizvolle Szene aus dem Russischen Feldzug von Dietrich Monten (Abb.)
ergänzen den Bestand der frühen Münchener. Dresden wird durch eine
Familienszene von Vogel von Vogelstein und eine Landschaft von Lud-
wig Richter von 1836 (Abb.) repräsentiert, die mit ihren leuchtenden Farben
das Wesen dieses Künstlers sehr typisch wiedergibt.
Von Blechen sind zu der schon vorhandenen „Trauernden Wittwe“ zwei
Landschaften aus der Umgebung von Capri (Abb.) und die „Badenden Frauen
im Park bei Terni“ hinzugekommen.
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