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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 12
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0639
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Von Künstlern und Gelehrten

eigen gemacht haben, begegnen sie sich
mit der „Kunstschau“, die aus dem Zu-
sammenschluß der radikalen Elemente aus
Secession und Hagenbund entstanden,
trotz des Abstandes zwischen einst und
jetzt noch immer die meisten namhaf-
teren Künstler Österreichs vereinigt. Auch
Tischler, der wiederum einige in der
Farbe ungemein delikate Bilder („Frau mit
offenem Haar“ und Stilleben) ausgestellt
hat, gehört zu jenen Künstlern, die zwi-
schen moderner Kunst und „Ullsteins
Dame“ vermitteln. Anders wider der Ek-
lektizismus Carry Hausers, der in reli-
giösen Motiven norddeutsche Formung
mit österreichischem Sentiment verquickt.
Unter den Jüngsten überrascht F. Groß,
der noch im Vorjahr unklar und wirr in
der Farbe, sich in groß angelegten figu-
ralen Bildern — nicht ohne Einfluß Ko-
ligs — zu einer reichen, satten Farbigkeit
entwickelt hat. Recht ungünstig sind die
„korrespondierenden Mitglieder“ des Ha-
genbundes aus der Manes-Gruppe ver-
treten. So auch Kremlicka, der in den
„Badenden“ über den Konflikt zwischen
Natur und Stilisierung nicht hinauskommt,
Spala und Benes. Poglayen-Neuwall.
Von Künstlern
und Gelehrten
EGGELING f
Am ig. Mai ist Vicking Eggeling in
einem Berliner Krankenhaus an einer Blut-
vergiftung, nach fast dreimonatigem
Krankenlager, gestorben; kurz nachdem
die Novembergruppe seinen abstrakten
Film „Diagonale Symphonie” mit verwand-
ten Kunstfilmen der Öffentlichkeit vorge-
führt hatte. Ein Künstler ist damit hinge-
gangen, ein Lebenswerk vernichtet, von de-
nen wir das wahrhaft Bedeutende noch zu
erwarten hatten. Eggelings Malereien sind
fast alle in Schweizer Privatbesitz gekom-
men. Der Öffentlichkeit aber und der gro-
ßen Kunst der Zukunft gehört er mit sei-
ner Idee des abstrakten Kunstfilms an, des-
sen „Partitur” schon 1917, dessen filmtech-
nische Ausführung erst 1924 vollendet wa-
ren.
Über den Menschen und seine Kunst soll
demnächst im Cicerone ausführlich und mit
Abbildungen berichtet werden.
Vicking Eggeling ist am 23. Oktober 1886
in Lund (Schweden) geboren; seine künst-
lerische Erziehung genoß er vor allem,
seit 1904, in Mailand. Seit ign lebte er in
Paris, im Kriege in der Schweiz; seit 191g
zum größten Teil in Berlin. P. p. Sch.

Der Direktor der Kunstgewerbe- und
Handwerkerschule der Stadt Köln, Profes-
sor Martin Elsässer, hat einen Ruf als Stadt-
baudirektor nach Frankfurt erhalten und
wird demselben demnächst Folge leisten.
In dem Maße, wie diese Tatsache für Köln
einen Verlust bedeutet, wird sie für Frank-
furt ein Gewinn sein, da Elsässers Bega-
bung vor allem auf dem Gebiet der Städte-
baukunst liegt. — Halil Bey, der berühm-
te Direktor des Ottomanischen Museums
in Konstantinopel, hat sich nach Angora
begeben, wo in der Nähe der Hadji Bai-
ram Veli-Moschee Spuren eines augustäi-
schen Tempels gefunden wurden, die er
einem eingehenden Studium unterwerfen
wird. — ImAlter vonösJahren starb inParis
Leonce Benedite, der Direktor des Lu-
xembourg-Museums und seiner Filiale im
Ballspielhaus der Tuilerien, die er für die
Unterbringung der ausländischen moder-
nen Kunst eingerichtet hatte. Der Verstor-
bene war auch der Schöpfer und Direktor
des Rodin-Museums in Paris und ist als
Kunstschriftsteller vor allem in der Zeit
des Impressionismus oftmals bedeutsam
hervorgetreten. — Der Direktor der Basler
Kunsthalle, Prof. A. H. Schmid, hat ziem-
lich unerwartet seine Demission eingereicht,
die zum 15. Juli 1925 Tatsache werden wird,
da man offenbar die von Schmid von der
Kommission geforderte Vertrauensfrage
nicht bejaht hat. Während seiner sechsjäh-
rigen Tätigkeit als Leiter der Basler Kunst-
halle hat Schmid immerhin Außerordent-
liches geleistet und die Sammlung in einem
Maße ausgebaut und innerlich erneuert,
wie es in so kurzer Zeit keinem seiner Vor-
gänger möglich war. Insofern darf man
gerade bei uns in Deutschland den plötz-
lichen Rückgang Schmids aufrichtigbedau-
ern. Wie wir hören, wird sich der Gelehrte
nunmehr wieder ganz seinem Lehrfach
widmen und in erster Linie sein Holbein-
Werk zum Abschluß zu bringen versuchen.
Über die Nachfolge in der Leitung der Bas-
ler Kunstsammlung ist bisher noch nicht
entschieden, man wird aber gerade dieser
Lösung mit Spannung entgegensehen. —
Dem bisherigen Direktor der ehemaligen
großherzoglichen Majolika-Manufaktur A.
G. in Karlsruhe i. B., Dr. jur. et Dr. phil.
Moufang, ist die Stelle des Direktors der
staatlichen Porzellanmanufaktur in Berlin
übertragen worden. — In München ver-
starb im Alter von 54 Jahren einer der
namhaftesten Mitarbeiter der Münchner
„Jugend“, Professor Paul Rieth, der als
Illustrator mondänen Gesellschaftslebens
Bedeutendes geleistet hat. — Prof. Dr. Os-
car Hagen-Göttingen, dem die deutsche

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