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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 10
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0343

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RUNDSCHAU

Sammlungen
ERÖFFNUNG DER MÜNCHNER
NEUEN SAMMLUNG
Als Zeichen einer Gesundungsmöglich-
keit der wenig bewegten Kunstzustände Mün-
chens darf „Die Neue Sammlung“ be-
trachtet werden, die im Anschluß ans Bay-
rische Nationalmuseum, auf eine sehr ver-
dienstliche Anregung von Generaldirektor
Halm hin, gegründet wurde. Sie steht unter
der Leitung des Freiherm von Pechmann und
will das Mustergültige modernen Kunstge-
werbes teils sammeln, teils in wechselnden
Ausstellungen aufweisen, als Ansporn für
die heimischen Künstler, Industrien und
Verbraucher. Mit diesem in die lebendigste
Gegenwart gelangenden Schlußglied be-
kommt das Bayrische Nationalmuseum sei-
nen überhistorischen, in die Verantwortun-
gen des Morgen reichenden, aktivistischen
Schlußakkord. Deshalb war das entschei-
dende Wort von Pechmanns (in einem er-
öffnenden Vortrag): die Traditionsverherr-
licher möchten sich klarmachen, daß alles
Neue im Augenblick des Entstehens als
Traditionsbruch erscheinen muß, über den
zu zetern (würde ich hinzusetzen) immer
Dekadence und Bremse ist. Je weniger in
München von der Tradition geredet, je we-
niger an sie überhaupt gedacht wird, desto
führender kann München wieder werden. —
Versprechend ist zweitens, daß man in die-
ser Neuen Sammlung auch keinem Lokal-
patriotismus, dem zweiten Übel Münchens,
huldigt: Mustergültiges aus allen Kultur-
ländern soll gezeigt werden. Versprechend
drittens, daß man nicht nur das Handwerk,
sondern auch das industrielle Massen-
erzeugnis zeigen wird. Je mehr diese drei
fortschrittlichen Gesichtspunkte im Vor-
dergrund bleiben, desto lebenskräftiger
wird die Sammlung werden.) Typisierung
und Industrialisierung sind schon aus Grün-
den unsrer wirtschaftlichen Not nicht auf-
zuhalten und der Standpunkt etwa des,,Bau-
hauses“ ist in seiner Nüchternheit nur ge-
sund. Das industriell hergestellte Produkt
wirkt, wenn sein Entwurf vollendet war,
so geistig als das mit der Hand gemachte.
Beweis: die vollendete Schönheit gut ge-
schnittener Autos, Schnellzuglokomotiven,
Flugzeuge. Einige Türklinken und eine Öl-
kanne als Industrieprodukte, in einem der
Kästen ausgestellt, gehörten mit zum Edel-
sten der Form überhaupt.
Am vollendesten erscheint uns die Glä-
sersammlung, wo die edel geformten, ohne
Eingravierung ganz in ihrer Substanz ru-

henden Gläser, auch Faden- und Rauch-
gläser, geradezu begeistern können. Aber
auch die Textil-, Keramik-, Porzellan-,
Wachs-, Flecht-, Holz-, Metallwarenabtei-
lung birgt Gutes. Wir nennen als zum Be-
sten zählend: den gläsernen Brunnen und
Rauchgläser Schwedens, Gläser Poschin-
gers und Lobmeyrs, die Keramiken und
Stoffe (!) des Dessauer Bauhauses wie der
Städtischen Kunstgewerbeschule zu Halle,
schließlich Stoffe der Deutschen Werk-
stätten, soweit sie bei abstrakten Mustern
bleiben. In der anregenden Abteilung „Gra-
phik“ wird man einmal die neuesten, sach-
strengen Schweizer Plakate zeigen müssen,
die zum besten dieser Art zählen. F. R.
FLORENZ
In Florenz wurde am 24, Januar im König-
lichen Konservatorium ein neues Museum
alter Musikinstrumente und Musikhand-
schriften im Beisein Colasantis eröffnet.
Die Sammlung, die damit öffentlich ge-
worden ist, ist hauptsächlich durch den Lei-
ter des Konservatoriums, Arnaldo Bonaven-
tura, zusammengebracht worden. L. S.
LONDON
An Neuerwerbungen des British Mu-
seum sind zu nennen: Zwei bisher unbe-
kannte Holbeinzeichnungen aus dem Be-
sitze Mr. Kerrichs, Bibliothekar der Cam-
brigde University, wovon die eine einen
jungen Mann darstellt (frühe Basler Pe-
riode), die andere eine dekorative Kompo-
sition in grisaille mit Sujet aus dem Alten
Testament. Ein Karton von Raffael oder
seiner Schule, auf dem drei der fünf Figuren
der Madonna del Divino Amore in Neapel
dargestellt sind. Der Karton befand sich
früher in der Rüssel Collection. Weiterwur-
den erworben ein seltener Holzschnitt von
Beham, Adam und Eva; ein farbiger Holz-
schnitt mit den Schutzheiligen von Passau
aus dem Passauer Missale von 1505; La
Toilette de Venus, von Janinet nach Bou-
cher. An modernen Arbeiten kamen in den
Besitz des Print room 26 Radierungen von
Besnard, 218 Nummern moderner russi-
scher Graphik und zahlreiche Arbeiten mo-
derner englischer Radierer. Bodmer.
MÜNCHEN
Die Münchener Pinakothek hat ein Haupt-
werk Goyas erworben, sein berühmtes Bild-
nis des spanischen Generals Jose Queralt
vom Jahre 180g, das auf der vorjährigen
Ausstellung des Kaiser - Friedrichs - Mu-
seums-Vereins zu sehen war, ehemals der
Galerie James Simon und zuletzt Karl Ha-

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