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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 19
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0659

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RUNDSCHAU

Sammlungen
EINE ZENTRALBIBLIOTHEK
IN ROM
Im „Giomale d’Italia“ veröffentlicht der
gegenwärtige Direktor der Biblioteca Casa-
natense, Prof. Luigi de Gregori, Ausfüh-
rungen, die bestimmt sind, für die weitere
Entwicklung des römischen Bibliothek-
wesens von größter Bedeutung zu werden.
Die Biblioteca Vittorio-Emanuele, die größte
Büchersammlung der Stadt, die nach 1870
durch Zusammenlegung der verschiedenen
Klosterbibliotheken entstand, hat in ihren
gegenwärtigenRäumen imCollegio Romano
keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten. Neben
ihr bestehen, um die wichtigsten zu nennen,
die Biblioteca Casanatense, Alessandrina,
Angelica usw., alle in Räumlichkeiten, die
der Bedeutung dieser Institute nicht ent-
sprechen und die sich gegenseitig mehr oder
weniger im Wege stehen. Dazu kommt, daß
Ausleihe- und Lesesaalsystem veraltet sind
und sich mit den Forderungen modernen
wissenschaftlichen Arbeitens nicht Ver-
einigen lassen. Der Plan de Gregoris geht
nun dahin, diese gesamten Büchersamm-
lungen an einem im Zentrum Roms ge-
legenen Ort zu vereinigen, und zwar in den
Gebäuden zwischen Piazza della Minerva,
Via S. Ignazio und Via del Seminario. Diese
Gebäude werden heute außer von der Ca-
sanatense vom Justiz- und Unterrichtsmini-
sterium und der Postdirektion eingenom-
men. Die beiden Ministerien verlassen diese
Gebäude schon in absehbarer Zeit und es
bliebe nur noch die Frage mit der Post-
direktion zu regeln. Fände diese eine be-
friedigende Lösung, so würde dem ge-
samten Plan nichts mehr im Wege stehen:
es würde sich dann um den Bau eines gro-
ßen Lesesaals mit Oberlicht und allen son-
stigen modernen Einrichtungen handeln
und die gesamten Bücherschätze wärenver-
einigt und brauchten nicht erst von den
Studierenden in vier verschiedenen Biblio-
theken zusammengesucht zu werden. Das
hier angedeutete Projekt ist einfach und
durchaus durchführbar. Nicht nur die ita-
lienischen Gelehrten, sondern die Wissen-
schaft aller Nationen, die immer auf Rom
angewiesen sein wird, würde für eine glück-
liche Lösung dieses Problems, für die
Schaffung einer „Isola dei libri“ in Rom,
wie es de Gregori nennt, dankbar sein. L. S.
LONDON
Bis zum Jahre 19x0 war die moderne fest-
ländische Malerei in den großen Londoner
Museen soviel wie nicht vertreten. Zum

Glück gab es in England verschiedene pri-
vate Sammler, die im Stillen taten, was die
Museumsleitungen nicht zu tun wagten und
wahrscheinlich auch nicht tun durften, und
diesen Kunstfreunden haben wir es zu dan-
ken, wenn London heute eine erstklassige
Gallerie von Werken der solange vernach-
lässigten großen Meister des Kontinentes
besitzt. 1910 erhielt die Tate Gallery, die
jetzt unter der offiziellen Bezeichnung „Na-
tional Gallery Millbank“ segelt, als erstes
nennenswertes Vermächtnis die Sammlung
des George Salting, hauptsächlich beste-
hend aus Werken der Schule von Barbizon,
und in demselben Jahre hinterließ ihr J.
Ducker eine Reihe Gemälde der modernen
holländischen Schule (Maris, Israels, Mau-
ve usw.). 1910 kam das damals stark an-
gefeindete Vermächtnis des Sir Hugh
Lane, nicht weniger als 39 Bilder, darunter
Werke von Corot, Courbet, Daumier, De-
gas, Fantin-Latour, Ingres, Manet, Monet
und Renoir. Vor zwei Jahren machte dann
Courtauld der Nation das großartige Ge-
schenk von 50000 £ für den Ankauf von
Werken moderner französischer Kunst, das
heißt der Impressionisten. Was nun noch
fehlte, war eine Gallerie, wo die Schätze
würdig entfaltet werden konnten. Sie ließ
nicht lange auf sich warten. Im zweiten
Kriegsjahre nämlich hatte Sir Joseph Du-
veen, der bekannte Sammler und Händler,
der Nation versprochen, eine Erweiterung
der Tate Gallery für die Aufnahme moder-
ner Kunst zu finanzieren, und etwas später
fügte er seiner Gabe auch noch eine beson-
dere Sargentgallerie hinzu und diese Gebäu-
lichkeiten, bestehend aus vier großen Räu-
men im Haupt-und fünf im Erdgeschoß, sind
es, die kürzlich dem Publikum geöffnet
worden sind. Eine erstaunliche Sammlung,
erstaunlich auch dann noch, wenn die vie-
len Leihgaben wieder von den Wänden ver-
schwunden sind. Doch klaffen immer noch
zwei Lücken. Die eine betrifft die Skulptur.
Es gibt ein paar Büsten von Rodin, Dalou
und Bourdelle und zwei Arbeiten von
Mestrovic, das ist alles. Die andere betrifft
die deutsche Malerei des ig. und 20. Jahr-
hunderts, die auch nicht mit einem Werke
vertreten ist. Bodmer.
Ausstellungen
BERLINER AUSSTELLUNGEN
Was für ein flauer Kunstherbst! Die Sa-
lons haben es gar nicht eilig in diesem
Jahre. Nur Gurlitt präludiert immerhin
schon ein wenig mit etlichen recht ange-
nehmen kleinen Landschaften von E.

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