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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 1
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0057

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KUNST-LITERATUR

JAHRBUCH DER ASIATISCHEN KUNST.
Bd. 2. Leipzig 1928, Klinkhardt & Bier-
mann. (4°, 216 Seiten, ii5 Tafeln. In
Ganzleinen M. 60.—.)
Der zweite Jahrgang dieses Jahrbuchs ist nun
mit dem zweiten Halbband vollständig gewor-
den. Die Hoffnung, die man vor einem Jahr
beim Erscheinen des ersten Jahrgangs hegen
durfte, daß hier der Sammelpunkt für die
deutsche Forschung über östliche Kunst ent-
stehen werde, erscheint durch den neuen Band
voll erfüllt: sind doch die ersten deutschen
Fachleute zusammen mit einer Anzahl will-
kommener Gäste aus den Nachbarländern in
ihm vertreten.
Der erste Halbband gehört ganz dem Osten
und Süden Asiens. Dem wichtigsten Ereignis,
das das vergangene Jahr auf unserm Gebiet
gebracht hat, der Eröffnung der Berliner ost-
asiatischen Kunstsammlung, ist der Eingangs-
aufsatz H. Smidts gewidmet. Werke der frü-
hen chinesischen Kunst behandeln Kümmel,
Breuer und von Takacz. Japan ist mit einer
Untersuchung über graphische Vorlagen für
Schwertzieraten von Feddersen und dem Ver-
such einer Systematik der Gespensterdarstcl-
lungen von Scbeyer berücksichtigt. Aus ost-
turkistanischen Höhlen veröffentlicht von Le
Coq zwei buddhistische Wandgemälde; den
Beziehungen der ostturkistanischen Kunst zu
den ungarischen Bodenfunden aus der Völker-
wanderungszeit geht von Takacz nach. Drei
Aufsätze behandeln indisches Material: Bach-
hofer bespricht eine Pfeilerfigur von Bodh-
Gaya, Goetz in einem umfangreichen Aufsatz
die indischen Miniaturen der Londoner Samm-
lung Rothenstein und in einem zweiten —
ganz neues Gebiet erschließend — südindi-
sche Elfenbeinbüchsen. Besprechungen der
wichtigsten Neuerscheinungen schließen die-
sen Teil des Jahrbuchs ah.
Der zweite Halbband ist mit gesondertem Ti-
tel als „Beiträge zur Kunst des Islam“ dem
Manne zu seinem 60. Geburtstag gewidmet,
der in Deutschland die islamische Kunstfor-
schung begründet und in seiner dreifachen
Tätigkeit als Forschungsreisender, Museums-
leiter und Verfasser auf lange hinaus grund-
legender Werke wie kein zweiter gefördert
hat: Friedrich Sarre. Siebzehn deutsche
und ausländische Gelehrte haben sich zusam-
mengefunden, dem verehrten Manne zu hul-
digen, und es darf der so entstandenen Fest-
schrift im Gegensatz zu mancher andern nach-
gerühmt werden, daß fast alle ihre Aufsätze

Neuland erschließen. Der Reichtum des In-
halts kann hier nur in Schlagworten ange-
deutet werden. Aus dem Gebiet der Baukunst
schildert Diez die von ihm aufgenommenen
Reste einer frühen Moschee auf Bahrain;
Colin-Wiener bespricht das Mausoleum des
Sultan Sandschar in Merw; Reuthers Arbeit
über die Qaa bildet einen wichtigen Beitrag
zur Kenntnis des syrischen Wohnhauses neu-
erer Zeit. Zwei Arbeiten sind der frühislami-
schen Ornamentik gewidmet: Flury behandelt
mit gewohnter Gründlichkeit einen im Origi-
nal verlorenen Kairener Stuckmihrab des
3. Jahrhunderts, Strzygowski, anknüpfend an
eigene ältere Arbeiten, an versteckter Stelle
erhaltene Kairener Holzschnitzereien des
5. Jahrhunderts. Auf dem Bereich der Minia-
turmalerei skizziert Sakisian die Geschichte
der mongolischen Schule im Persien des i4.
und 15.Jahrhunderts; Goetz sucht, in das Ge-
wirr der überlieferten indischen Meisterna-
men Ordnung zu bringen; Taeschner bemüht
sich in einem Aufsatz von größter methodi-
scher Bedeutung, der noch kaum in Angriff
genommenen Erforschung der Entwicklung
ikonographischer Typen in der persischen Mi-
niaturmalerei eine gesicherte Grundlage zu
schaffen. Dem Studium der Keramik dient
eine kurze Notiz von Gallois über grüngla-
sierte Gefäße der Sefewidenzeit, ferner, wei-
ter ausholend und tiefer schürfend, eine Ar-
beit Kühneis über Daten zur Geschichte der
spanisch-maurischen Keramik. Der Teppich-
kunde dienen Beiträge von Pope und Rief-
stahl. Eine seltsame seldschukische „Sphinx“
veröffentlicht und erklärt Glück unter Her-
anziehung verwandter Denkmäler. Eine Son-
dergruppe der noch immer viele Rätsel bie-
tenden Mamlukenwappen behandelt L. A.
Mayer. I. II. Mordtmann beschäftigt sich mit
einem merkwürdigen Stück kleinasiatischen
Folklores, Einen türkischen Goldhelm des Mün-
chener Nationalmuseums bestimmt Stoecklein
als Kopfbedeckung eines großherrlichen Tra-
banten des 16. Jahrhunderts. Franz Babinger
behandelt mit reicher historischer Gelehrsam-
keit einen auf der Grenze von Paläographie
und Kunstgeschichte stehenden Gegenstand,
die Geschichte der Tughra, des großherrlichen
Namenszuges auf Urkunden.
Diesen Aufsätzen, deren reicher Inhalt liier
nur gestreift werden konnte, hat der Verlag
nicht weniger als ii5 Tafeln beigegeben. Da-
mit und mit dem weiten Umfang des um-
spannten Gebietes, das vom Maghreb bis Ja-
 
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