Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Geisberg, Max: Ein neuer früher Cranach-Holzschnitt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0193

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Meister E. S. vom Jahre 1466

Querfüllung mit Vögeln

EIN NEUER FRÜHER CR AN ACH-HOLZSCHNITT
VON MAX GEISBERG
Jeder, der einmal eine ältere ungeordnete Kupferstichsammlung durchgeblättert,
kennt aus eigener Erfahrung die Freude, wenn unter den Hunderten von ge-
ringen und späten Drucken ein Blatt sich findet, das wegen seiner Seltenheit,
seiner Erhaltung oder Abdrucksschönheit die verlorenen Stunden der Arbeit
aufwiegt. Aber wir alle wissen auch, daß solche Entdeckungen leider selten
sind. Einen einzelnen solchen Fund, der für unsere Kenntnis der deutschen
Graphik sehr willkommen sein dürfte, glaube ich hier vorlegen zu können.
Freilich nicht durch eigenes Verdienst, als hätte ich dies Unikum in einer ent-
legenen Schloßsammlung aufgestöbert, sondern lediglich dank dem Entgegen-
kommen des Kunstantiquariates C. G. Boerner in Leipzig, in dessen Auktion
vom 2.-6. Mai das Blatt unter den Hammer kommen wird. — Ich bin nicht
einmal in der Lage, angeben zu können, wo es sich bisher befunden hat. Die
Ungewißheit seines zukünftigen Schicksals scheint mir seine Veröffentlichung
zu rechtfertigen.
Die Abbildung überhebt mich der Beschreibung. Das Original mißt 589X281 mm
Einfassung, die, links teilweise scharf beschnitten, durchgehend etwa 5 mm
mißt. Als Wasserzeichen findet sich die Wage im Kreise, ähnlich Briquet 2488,
nur daß oben ein Kreis, kein Doppelkreis die Figur abschließt. Die Erhaltung
ist gut, wenige horizontale Falten in der Mitte und einige gelbe Flecken rechts
und ganz links am Rande stören nicht sehr. Aber der Abdruck selbst ist leider
ungleichmäßig. Teile, wie besonders das Laubwerk der Bäume, sind prachtvoll
herausgekommen, andere Stellen wieder, wie die Rechte des hl. Petrus, eine
Stelle über seinem Kopfe, die Rechte Ghristi, eine Partie über seinem Antlitz
und am Gewand des Engels, sind fast ganz ausgeblieben. Der kunstgeschicht-
liche Wert wird freilich durch diese Schönheitsfehler nicht berührt. Das Blatt
hat weder Löcher, noch ist es geflickt und hergerichtet, gewiß ein schätzens-
werter Vorzug.
Jedes mittlere kunsthistorische Semester wird in der Lage sein, den Meister
richtig zu bestimmen, aber ich möchte mich doch ausdrücklich zu der Zu-

1 2 Der Cicerone, Jahrg. XIX, Heft 6

171
 
Annotationen