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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 11
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Waetzoldt, Wilhelm: Max J. Friedländer
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0357

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MAX J. FRIEDLÄNDER von Wilhelm waetzoldt
An Max J. Friedländers 60. Geburtstag wird die deutsche Kunstwissenschaft
freudig die Gelegenheit ergreifen, eine Dankesschuld dem Manne gegenüber
abzutragen, der für das internationale Ansehen deutscher wissenschaftlicher
Arbeit so Außerordentliches geleistet hat. Die Fachgenossen des Auslandes aber
werden sich mit uns in dem Gefühl der Verehrung finden, weil auch ihre
Arbeit nicht denkbar ist ohne das gereinigte und vervollständigte Material, das
Friedländers Kennerschaft auf vielen Gebieten der Kunstgeschichte bereitge-
stellt hat.
Friedländers internationaler Ruf gründet sich auf seine Kennerschaft. Er besitzt
Autorität, dasheißt, man vertraut seinem scharfen Auge, seinem umfassendenWis-
sen, seinem kühlem Verstände und seiner unbeirrbaren Sachlichkeit. Er hat selbst
einmal, in seiner etwas skeptisch-ironischen Art, leicht in der Form, gedanklich
aber in die Tiefe gehend, das Wesen des »Kunstkenners«, seine Psychologie
und die Grenzen des Kennertums (Berlin 1919) dargestellt. Ein Stück geistiger
Selbstbiographie steckt wohl in dem Büchlein, das den irrationalen Zug in aller
Kunstforschung und die Relativität der »Exaktheit« eines wissenschaftlichen
Treibens, dessen Voraussetzung Begabung ist, mutig betont.
Friedländers Gesamtleistung erweist, daß Kennerschaft der Ausgangspunkt jeder
ernsthaften kunstgeschichtlichen Forschung sein muß, sie zeigt aber auch, daß
Kennerschaft nicht das letzte Ziel unserer Wissenschaft ist. Friedländers eigene
Arbeiten gehen weit über das Kennerhafte hinaus. Seinen wissenschaftlichen
Weg verfolgen, heißt zuschauen, wie in strenger Selbstkritik und in stetem in-

23 Der Cicerone, Jahrg. XIX, Heft 11
 
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