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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 17
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0573

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KUNST-LITERATUR

KLASSIKER DER KUNST
BOTTICELLI. Dos Meisters Werke in i55
Abbildungen. Herausgegeben von Willi,
von Bode.
SIGNORELLI. Des Meisters Gemälde in 23o
Abbildungen. Herausgegeben von Luit-
pold Dussler. Deutsche Verlagsanstalt.
Stuttgart-Berlin.
Zwei neue Bände der berühmten und längst
unentbehrlich gewordenen Sammlung! Jeder
wie üblich mit der tiefschürfenden Einleitung
des Herausgebers versehen, die in das Leben
und Werk des Meisters einführt. Überlegen
und fast unbeschwert durch kritische Reflek-
tionen, unglaublich jung im Temperament,
schreibt der achtzigjährige Bode über seinen
Liebling Sandro, mit dem ihn ein langes For-
scherleben verknüpft; tastend, suchend da-
gegen, oft beinahe zu sehr belastet vom Ge-
päck kritischen Wägens, sucht der junge Doss-
ier den Weg zu dem Meister von Cortona,
der hier zum erstenmal auf breitem Raum
eine Gesamtdarstellung erfährt, die in vielen
Punkten das Werk dieses Signorelli, des Schü-
lers von Piero della Francesea, neu erhellt.
Für Bode ist der Botticelli fest umrissene
Persönlichkeit, das Werk, trotz allen Anfech-
tungen von anderer Seite, sicher greifbar,
trotz amioo di Sandro und Botticini —. Wie
er diesen sensitiven Künstler in die Zeit hin-
einstellt, wie er ihm in seinen Werken folgt,
die durch die Savonarola-Tragödie auf neue
Bahnen gelenkt werden, das alles ist so geist-
voll, jung und überzeugend dargetan, daß
man in der Folge wirklich immer nur diesen
Bodeschen Botticelli haben möchte, mit dem
durch Kennerblick geschärften Aspekt eines
eindeutigen Oeuvres. Dieser Band also der
verdienstvollen Serie besteht einwandfrei und
ist einer der besten innerhalb dieser Reihe.
(Unendlich sympathischer dieser neue „Botti-
celli“ als die ebenfalls von Bode verfaßte Mo-
nographie über den Künstler, die vor vier Jah-
ren im Propylaeen-Verlag erschien, der allzu
deutlich, gerade im Geistigen, die Merkmale
der Inflation anhafteten.)
Anders — wie schon angedeutet — Dossiers
„Signorelli“. Eine hochverdienstliche Arbeit,
trotz jedem „Wenn“ und „Aber“. Der noch
junge Münchner Kunstgelehrte hat sich in
sein Thema — man möchte sagen — hart-
schädelig verbissen. Kein Satz in dieser grund-
legenden Einleitung, den man missen möchte,
jede Passage vollgestopft mit Wissen und er-

füllt von kluger Beobachtung. Aber es fehlt
ein wenig die künstlerische Formung des
Ganzen, es fehlt noch die gestaltende Kraft,
die ihre Akzente richtig zu verteilen in der
Lage ist. Dieses scheinbare Manko, das ich bei
der Lektüre oftmals empfand, macht dennoch
das Buch sympathisch, weil alles im Letzten
schwer erarbeitet, ist. Ja, man fühlt deutlich,
hier ist. ein werdender Kenner am Werk; sol-
che Gründlichkeit öffnet Perspektiven. Es
steht zu hoffen, daß die souveräne Be-
herrschung über dem Stoff bei Dussler bald
kommen wird. Die Sprache gebt noch ein
wenig schwer, aber ihr fehlt trotzdem das
innere Feuer nicht.
Hier ist unzweideutig eine Hoffnung und die
Deutsche Verlagsanstalt soll sich beglückwün-
schen, daß sie für diesen gar nicht so leicht
faßbaren Signorelli in jenem L. Dussler den
Bearbeiter fand. Biermann
FRITZ STAHL: WEG ZUR KUNST. Ein-
führung in Kunst und Kunstgeschichte.
1927. Rudolf Mosse. Buchverlag Berlin.
Man durfte sich von vornherein von einem
Stahlseilen Buche dieser Art versprechen, daß
es eigene Wege geht und zu eigenen Ergeb-
nissen kommt. Während die populäre Kunst-
deutung entweder eine Einführung in die
Kunst ge schichte gab, oder in die Kunst,
dann aber mit einer ziemlich engen Begren-
zung des Materials nach dem Gesichtspunkt
der Lehrhaftigkeit, versucht das Stahlseile
Buch eine Verknüpfung beider Methoden.
Dabei weiß natürlich Stahl sehr wohl, daß
man in diesen Dingen keine fertigen Formeln
und Methoden geben kann. Den Weg zur
Kunst, sagt er, muß jeder allein gehen, und
wie weit er kommt, wird zuletzt von seinen
eigenen Fähigkeiten abhangen, Kunst zu füh-
len. Letzten Endes hilft nur die eigene An-
schauung, aber man kann dazu erziehen, daß
diese Anschauung bewußt, wird, daß Ordnung
und Begriff hineinkommt, und daß der Blick
auf das Wesentliche des Kunstwerkes geht.
Den Weg zu dieser wirklichen Anschauung
und damit den Weg, der eigentlich zur Kunst
führt, kann man weisen.
Das kann man nun verschieden machen, und
ich glaube nicht, daß man in höherem Maße
wegweisend wirken kann, als es der Vortrag
über „Rembrandt als Erzieher“ tat, in dem
Heinrich Wölfflin es einmal unternahm, an
den Selbstkorrekturen Rembrandts, d. h. an
seinen verschiedenen Redaktionen desselben

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