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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 19
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0636

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KUNST-LITERATUR

GEORG WEISE: SPANISCHE PLASTIK
AUS SIEBEN JAHRHUNDERTEN. Gry-
phius-Verlag Reutlingen.
Der rührige Tübinger Forscher hat sehr
schnell dem ersten Band seiner Veröffent-
lichung spanischer Skulpturen einen Doppel-
band folgen lassen, der hauptsächlich Plasti-
ken in den baskischen Provinzen und in den
angrenzenden Teilen der Provinzen Burgos
und Logrono behandelt. Zu dem Abbildungs-
band mit 44o Aufnahmen gesellt sich diesmal
ein eigener stattlicher Textband, gleichfalls
mit zahlreichen Abbildungen ausgestattet.
Wiederum darf man den Aufnahmen vollste
Anerkennung zollen. Eine Reihe sehr wichti-
ger Monumente werden zum erstenmal in ein-
wandfreien Reproduktionen einem größeren
Interessentenkreis zugänglich gemacht, vor al-
lem die bedeutenden Portalskulpturen von
Vitoria und Laguardia. Der neue Band ist er-
freulicherweise viel systematischer aufgebaut
als der erste, aber noch immer werden zweit-
und drittklassige Arbeiten, die wohl den Spe-
zialforscher sehr beschäftigen, aber für die
größere Allgemeinheit von geringem Inter-
esse sind, zu sehr berücksichtigt und auch im
Text überschätzt. Bei dem Textband hätte man
sich gewünscht, daß der Verfasser noch sach-
licher sich auf die von ihm reproduzierten
Monumente beschränkt und nicht problema-
tischen Abschweifungen einen derart weiten
Raum eingeräumt hätte. Dies gilt vor allem
von dem umfangreichen Abschnitt „Früh-
barock und romanistische Reaktion in der spa-
nischen Kunst der gegenreförmatorischen Pe-
riode“. So sehr auch hier die Vorzüge des
Historikers Weise zu erkennen sind, so hätte
man diese Erörterungen lieber an anderer
Stelle gedruckt gesehen als gerade in diesem
Band. Dagegen wäre es notwendig gewesen,
die Zusammenhänge der romanistischen Bild-
hauer mit ihren Vorbildern noch eingehender
zu erörtern, vor allem nachzuprüfen, wie
weit Kupferstiche den Spaniern vermittelnde
Anregung gegeben haben. Die außerordent-
lich frühe Datierung der ersten von Weise
hier veröffentlichten romanischen Plastiken
dürfte wohl nicht ganz unwidersprochen blei-
ben. Bei der Würdigung der Arbeiten von
Forment in S. Domingo de la Calzada hätte
man eine kritischere Scheidung der einzel-
nen ausführenden Hände erwartet. W., der
recht sorgfältig in seinen Literaturangaben ist
und liebenswürdigerweise auch den Rezensen-
ten häufig zitiert, hat merkwürdigerweise gar
6l2

keine Kenntnis von meinen Biographien For-
ments, Junis und Jordans im allgemeinen
Künstlerlexikon von Thieme-Becker genom-
men. Es ist bedauerlich, daß W. nicht auf
eine Reihe der von mir berührten Fragen
eingegangen ist. Sehr dankbar darf man W.
für seine Würdigung der romanistischen Mei-
ster der Rioja sein. Wenn auch im Text hier
manches nur als vorläufige Skizze gelten
kann, so gewinnt man doch schon ein an-
schauliches Bild von dieser Schule, und es
wäre zu wünschen, daß W. uns späterhin
eine ausführlichere Darstellung dieses Gebie-
tes gibt. A. L. Mayer
BERNARD RACKIIAM: EARLY NETHER-
LANDS MAJOLICA. London, Geoffrey
Bles
Das historische Problem der frühen niederlän-
dischen Fayencen hat die Wissenschaft seit 26
Jahren schon oft beschäftigt: es handelt sich
dabei um die Übertragung der italienisch-spa-
nischen Technik nach dem Norden und ihre
Auswirkung in der heimischen Form. Hollän-
dische, belgische, deutsche und englische For-
scher haben an der Klärung des Bildes mitge-
arbeitet, doch fehlte es bisher an einer zusam-
menfassenden und abschließenden Behand-
lung dieses höchst interessanten Abschnitts der
Geschichte der europäischen Keramik während
der Renaissance.
Bernard Rackham, der Leiter der kerami-
schen Abteilung des Victoria and Albert Mu-
seums, dem wir schon die englische, durch
wertvolle Anmerkungen und Exkurse bezeich-
nete Übersetzung von Emil Hannovers „Kera-
mik-Handbuch“ verdanken, hat nun in einem
eigenen mit 12 farbigen und 43 schwarzen Ta-
feln prachtvoll ausgestatteten Buch die end-
gültige Arbeit geleistet.
Im Mittelpunkt steht die ausführliche Behand-
lung des in der neueren Literatur überhaupt
nicht beachteten, aus nahezu 4oo Stücken be-
stehenden Fliesenfußbodens in dem Schlosse
Vyne bei Basingstoke — halbweges etwa zwi-
schen London und Salisbury —, der mit sei-
ner Entstehungszeit um das Jahr iÖ20 das
älteste und mit der Mannigfaltigkeit seiner
Schmuckmotive das reichste erhaltene Denk-
mal der niederländischen Renaissancekeramik
ist.
Um dieses klassische Dokument nordischer
„.Majolika“ gruppiert Rackham nun das ge-
samte sonst noch erhaltene Material, darunter
 
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