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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Sonderheft "Kunstliteratur" März 1927
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Rezensionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0821

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REZENSIONEN

Karl Lehmann-Hartleben. Die Tra-
janssäule. 40. VIII. 158 S. 73 Taf. 28 Abb.
Berlin, de Gruyter 1925.
Als historisches Dokument war die Tra-
janssäule schon verschiedentlich unter-
sucht worden; man wollte aus ihr zur Er-
gänzung der schlechten literarischen Über-
lieferung die Feldzüge, die zur Eroberung
Dakiens (des heutigen Rumäniens) durch
die Römer führten, rekonstruieren. Aber
man hatte sich nicht klar gemacht, daß wir
es in erster Linie mit einem Kunstwerk zu
tun haben, das den historischen Stoff nach
eigenen Gesetzen formt. Es ist das Ver-
dienst L.-Hs., von diesem Standpunkt an das
Denkmal herangegangen zu sein und ihm
damit zum erstenmal die richtige Wertung
gegeben zu haben. Vielmehr als durch den
negativen Nachweis, daß man von der
Säule nicht wie aus einem modernen Gene-
ralstabswerk Marschrouten, Truppengat-
tungen und -zahl ablesen darf, gewinnen
wir dabei durch die Erkenntnis der künstle-
rischen Kompositionsgesetze. Durch Ver-
gleich immer wiederkehrender Szenen wie
Ansprachen des Kaisers, Opfer, Lagerbau,
Kämpfe usw. läßt sich eine bestimmte Ty-
pilt und sogar eine gewisse Entwicklung in>
dieser feststellen. Weiter ist ja die Säule
das größte und besterhaltene Denkmal rö-
mischer Reliefkunst überhaupt, gehört der
Zeit an, in der das Römertum in der Kunst
seine reinste Ausprägung, die römische
Kunst ihre höchste Blüte erfahren hat, und
steht anderseits an der Wende zur Spätan-
tike. Hier die Verbindungsfäden nach vor-
wärts und rückwärts geknüpft, besonders
auch den Zusammenhang mit den römi-
schen Triumphaldenkmälern betont zu ha-
ben, ist ein weiteres Verdienst des Verf.
Das Buch stellt einen wichtigen Baustein
zu einer Geschichte der römischen Kunst
dar, die zu schreiben die Archäologen sich
jetzt eben anschicken. V. Müller.
Hans Bloesch, Hellas. Reiseeindrücke
von den Kunststätten Griechenlands. Er-
lenbach-Zürich, E. Rentsch, 1926. Kl. 40.
84 S. mit 74 Abb. in Netzätzung auf Taf.
Wer Griechenland kennt und dieses Buch
zunächst auf seine Abbildungen hin durch-
blättert, wird mit Vergnügen feststellen, daß
sie gut gewählt sind und durchweg Bilder
von starker Einprägsamkeit wiedergeben.
Der Verfasser hat offenbar ein lebhaftes Ge-
fühl für Landschaft, was auch in dem
Reisebericht immer wieder zum Ausdruck
kommt, der in anspruchslosem Plauderton,
ohne Gelehrsamkeit, aber mit der warmen
Begeisterung eines humanistisch gerichte-

ten schweizerdeutschen Lehrers vorgetra-
gen ist. Die griechische Landschaft hat in
der Tat ihre ganz besonderen Reize und
wird jedem, der nur einigermaßen Augen-
mensch und für dergleichen Dinge emp-
fänglich ist, den nachhaltigsten Eindruck
machen, mehr wohl als alle anderen Län-
der des Mittelmeers. Und für die Denk-
mäler des klassischen Altertums bildet sie
einen Hintergrund, der als ein wesentlicher
Faktor ihrer Wirkung ja nicht zu unter-
schätzen ist. So ist auch diese Schilderung
griechischer Reiseeindrücke recht wohl
geeignet, einem weiteren Leserkreise nicht
sowohl das Land, als auch die große Kunst
der Griechen näher zu bringen.
F. Oclmann.
Fritz Weege: Der Tanz in der Antike.
Fritz Weege: Dionysischer Reigen.
Max Niemeyer Verlag. Halle.
Fritz Weege hat in seinem umfangrei-
chen Buche über den Tanz in der Antike
interessantes Material zusammengebracht.
Schöne Bilder geben eine Vorstellung vom
Tanz der Ägypter, der Griechen und Rö-
mer. Sorgfältig ist ausgewählt, was an lite-
rarischen Nachrichten bekannt ist. Schade
ist, daß so oft die immer flauen Um-
zeichnungen nach Vasenbildern nur matt
die herrlichen Vorbilder wiedergeben, aber
die Menge der teils amüsanten, teils wahr-
haft bedeutenden Darstellungen auf Re-
liefs, in Plastiken oder Terrakotten machen
das Buch zu einer Fundgrube für jeden, der
den Tanz liebt. Bedauerlich ist es, daß den
Text einer schrieb, der zwar ein reiches
Wissen von historischen Dingen besitzt,
der aber nicht die Gabe hat, mit sinnlicher
Kraft das Vergangene schauend neu zu ge-
stalten. Überall merkt man, daß dem Ver-
fasser der Gesellschaftstanz noch immer
das Selbstverständliche, der Tanz |als Aus-
druck, der Tanz als Verschmelzung der
geistigen und körperlichen Welt, wenn
auch nicht unbekannt, so doch fremd ist.
Seine Ausdeutung der Bilder, seine Art,
Tänze zu beschreiben, zeigt deutlich, wie
weit er vom „Tänzerischen“ im Grunde ent-
fernt ist. Aber als ein Werk, in dem man
viel lernen, aus dem man viel erfahren, in
dem man viel schauen kann, sei das Buch
jedem empfohlen, dem der Tanz wichtig ist.
„Der Dionysische Reigen“ ist ein kleiner
Band, in dem Weege Wort und Bild so zu-
sammenstellte, daß sie sich gegenseitig stei-
gern und verdeutlichen. Neben herrlichen
antiken Versen findet man Abbildungen
nach alten Meisterwerken der bildenden
Kunst, die einen verwandten Gehalt besitzen.

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