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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 4
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Rundschau
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Edvard Munch Frauen bildnis. 1915
Neuerwerbung der Basler Kunstsammlung

derner Basler oder schweizerischer Kunst nicht
zu sprechen. Namentlich ist das kleine, noch
1926 erworbene Figurenbild von Auguste Re-
noir ,,Jeune fille couchee sur l’herbe“ als
Repräsentation in einer offenllichen Samm-
lung zu unbedeutend. Auch ein einstmals zum
Ilesperidentriptychon gehöriger „Putto“ des
Ilans vonMarees ist nur im Zusammenhang
mit den bereits vorhandenen Werken des Mei-
sters von Interesse. — Eine ganz hervorragende
Erwerbung aber bildet das „Bildnis des Kuns t-
historikers Bayersdorfer“ von Arnold Böck-
lin, das, 1875 in Florenz gemalt, bis zu sei-
nem Eingang in die Basler Böcklin-Sammlung
noch seiner ersten Besitzerin, der Gräfin de
Behague in Paris, gehörte. Es ist ein Stück
herrlicher Malerei, das auch im Werke Böck-
lins einen Höhepunkt bedeutet und das den
Vergleich mit dem Besten, was die Zeitgenos-
sen, etwa Leibi und Trübner, geschaffen haben
wohl aushält. —
Auf dem Gebiete der modernen Kunst sind
es namentlich zwei Werke des Norwegers Ed-
vard Munch, die der Sammlung ein durch-
aus neuartiges Profil geben. Das eine ist ein
„Frauenbildnis“ von überwirklicher Intensität

des seelischen Ausdrucks und unerhörter Kühn-
heit der farbigen Instrumentierung; das andere
eine „Küstenlandschaft“ von großem Format,
hinreißend in der Bewegungsdynamik und
wahrhaft monumental in der Auffassung —
wenn auch in der Dichtigkeit des Stimmungs-
ausdruckes die Höhe des Frauenporträts nicht
erklimmend. Die Wirkung der beiden Werke
wird durch die Gemälde von Kodier, in deren
unmittelbaren Nähe sie hängen, noch erhöht.
Die Klarheit des Hodlerschen Formenaus-
drucks und die Intensität der farbigen Kraft
Munchs steigern sich gegenseitig. Zwei Werke
Hans Brühlmanns, der einst eine der größten
Hoffnungen der schweizerischen Malerei war:
ein durch strenge Disziplin der Form und
feine farbige Kultur gleichermaßen wie durch
geistig-seelische Intimität hervorragendes
„Selbstbildnis“ und ein „Weiblicher Akt“ der
ungemein instruktiv die monumentalen Ab-
sichten des Künstlers deutlich macht,, bilden
eine weitere Bereicherung und Erweiterung
der modernen Sammlung. Beide sichern hier
Brühlmann eine Vertretung, wie er sie noch
in keinem schweizerischen Museum besitzt.
Die Erwerbungen moderner schweizerischer

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