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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 5
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Adam, Leonhard: Neuerwerbungen aus China, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.41322#0197
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Großes Bronzebecken. Chou- oder Tsin-Zeit (4. — 3. Jahrh. v. Chr.)
Durchmesser ohne Henkel 98 cm, mit Henkeln 113 cm, Hohe 53 cm. Dunkelbraune, in den Ver-
tiefungen graugrüne Patina Ausgestellt bei Dr. Otto Burchard & Go., Berlin

NEUERWERBUNGEN AUS CHINA
VON LEONHARD ADAM
II.
Die qualitativ bedeutendsten und zahlenmäßig stärksten Gruppen der Neuerwerbungen von
Dr. Otto Burchard auf seiner jüngsten Chinareise sind die der Bronzegefäße der Chou-Zeit
(1122—254 v. Chr.) und der Han-Zeit (255—224 v. Chr., bzw., unter Einrechnung der so-
genannten „späteren Ilan“, bis 220 n.Chr.), ferner eine Reihe von Großplastiken der Sung-
Zeit. Aber daneben gibt es Gegenstände anderer Art und aus anderen Perioden von be-
deutender Qualität, darunter einige bisher nicht gesehene Typen, so daß schon vorweg
diese Ausstellung als eine der reichhaltigsten und besten bezeichnet werden kann, die
bisher nach Deutschland gelangt sind.
Große chinesische Bronzegefäße sind bekanntlich zu allen Zeiten hoch geschätzt worden.
Die Europäer haben mit dieser Schätzung freilich viel später angefangen als die Chinesen
selbst, deren handkolorierte Kunstgeschichtswerke und Sammlungskataloge zu Zeiten er-
schienen, da es in Europa überhaupt noch keine Kunstgeschichte gab. Aber die Schwierig-
keit lag für den europäischen Sammler des 19. und 20. Jahrhunderts einmal darin, daß die
wirklich hervorragenden Stücke in chinesisch-kaiserlichem Besitz und in Privatsammlungen
vereinigt und deshalb unerreichbar waren, zum andern in der Gefahr, den meisterhaften
Fälschungen und Kopien zum Opfer zu fallen. Als ein recht bedeutender, ich glaube eng-
lischer, Kenner vor vielen Jahren in Peking im Gewölbe eines chinesischen Händlers auf eine
Bronzeschale zueilte und sie begeistert als Chou-Stück begrüßte, soll ihn der Kaufmann
lächelnd gefragt haben: „Wieviel Stück soll ich Ihnen liefern?“ — eine Geschichte, die
weniger wahrscheinlich als kennzeichnend für die Schwierigkeit der Materie ist. Was wir
jetzt bei Burchard an frühen Gefäßen sehen, gibt hinsichtlich der Echtheit nicht den gering-
sten Anlaß zu Bedenken. Eine solche Sammlung erlesener großer Bronzegefäße wurde hier
noch nicht gezeigt. Das gleichzeitig schönste und größte Stück ist das mächtige zwei-
henklige Becken aus dem vierten bis dritten vorchristlichen Jahrhundert, das ohne
die Henkel nicht weniger als 98 Zentimeter Durchmesser aufweist. Hervorzuheben ist
die überaus feine, tausendfältig verästelte Ornamentierung, die aber nicht kleinlich wirkt,
weil sie vollkommen in der großen Hauptgliederung, gebildet durch den doppelten breiten
Gürtel und durch die nach unten weisenden, blattartigen Ornamentlappen untergeht. Die
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