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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 20.1928

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Heft 17
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Rundschau
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Jon Thorleifsson Berglandschaft bei Hornafjödur
Aus der Ausstellung moderner isländischer Malerei bei Neumann & Nierendorf, Berlin

derne Landschaftskunst einen Schritt weiter.
Sie ist ebenso hell wie Gainsboroughs helles
Marktwagenbild und sehr kräftig in der Zeich-
nung. Das Hauptstück dieser kleinen Sonder-
gruppe in der Sammlung Iveagh aber ist das
Gemälde von John Crome „A Yarmouth
Water-Frolic“, eine Flußlandschaft mit Schif-
fen und viel Volk. Sehr großartig im Wurf
und sehr bewegt im Malerischen. Es muß ein
spätes Bild von Old Crome sein und man
nimmt an, daß er es unfertig hinterließ und
daß sein Sohn John Berney es vollendete. Es
zeigt die Kunst dieses, trotz Constable, größ-
ten englischen Landschafters von einer Seite,
die weder in der National-Gallery noch in der
Tate-Gallery vertreten ist.
Kenwood-House wird, trotzdem es wie ein öf-
fentliches Museum zugänglich ist, im Sinne
einer Privatsammlung erhalten. Die Bilder
stehen in schöner ruhiger Harmonie zu dem
etwas kühlen Empire der Innenarchitektur
und den schönen Möbeln und zum Teil sehr
wertvollen orientalischen Keramiken. Ein hal-
bes Hundert englischer Bilder des 18. Jahr-
hunderts in der Umgebung, für die sie ge-
schaffen wurden und die für sie geschaffen ist,
40 Der Cicerone. XX. Jahrg,, Heft 17

sieht man an keiner anderen öffentlich zu-
gänglichen Stelle.
Kappel in Berlin aber, um von moderneren
Vorkommnissen hier nicht zu reden, hat der
deutschen Öffentlichkeit, milde gesagt, gar
nichts vermacht. E. Waldmann
MODERNE ISLÄNDISCHE MALEREI
Alan hat bei uns wohl kaum noch von ihr ge-
höht und würde sie sich gewiß barbarischer
vorstellen, unfertiger, ursprünglicher, als sie
nun in einer von der Nordischen Gesell-
schaft zu Lübeck durch Deutschland ge-
schickten, zuerst in der Berliner Galerie
Neumann-Nierendorf vorgeführten Aus-
wahlreihe sich präsentiert. Die Angleichung an
europäisch-zivilisierte Ausdrucksformen, zu-
nächst überraschend, erklärt sich paradox ge-
nug aus den harten Lebensbedingungen eines
halbarktisch abgelegenen Insellandes, dessen
Isolierung niemals Selbständigkeit bedeuten
konnte, sondern gerade Angewiesenheit. Die
immerhin seit tausend Jahren ansässige Bevöl-
kerung Islands, heute nicht zahlreicher als da-
mals, inzwischen fast aufgerieben durch Na-
turkatastrophen, ist psychologisch Kolonisten-
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