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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0164
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Bernardo Strozzi Minerva

Zu demBeitrag: »Ausstellungen und Neu- Cleveland, Museum
erwerbungen der amerikanischen Museen«

der Berliner Museen an Geniälden und graphi-
sclien Arbeiten der betreffenden Künstler, ergänzt
durch einige Leihgaben aus öffentlichein und pri-
vatem Besitz, vörzuführen. Der Erfolg der Dürer-
Aüsstellung ermutigte zu einer solchen der Werke
llembrandts. Wieder ist die Ausstellung in drei
Abteilungen gegliederl: Gemälde, Ilandzeichnun-
gen, Radierungen, von denen die beiden letzteren
den weitaus größten Raum einnehmen. Die Aus-
wahl der Gemälde, die knapp zwei von den neun
Sälen der Ausstellung umfaßt, blieb nur auf
wenige Werkc beschränkt. Sie sollen vorbereitend
auf die einzelnen Etappen seines Schaffens in sei-
nem gezeichneten und radierten Oeuvre den Weg
zur Meisterschaft skizzieren und anzeigen. Der
Hauptakzent der Ausslellung liegt im Unterschied
zu allen bisherigen auf den Handzeichnungen und
Radierungen. Trotzdem wird man die kleine, aber
höchst repräsentative Schäu der wenigen Gemälde
zuerst betrachten, um so mehr als ilinen, soweit
es sich um die Bilder des Kaiser-Friedrich-Mu-
seums handelt, an Stelle des traurigen, dunklen.

allzu kleinen Raumcs im Museum seit
vielen Jaliren wiedcr ein würdiger Platz
zugewiesen wird. Dic Gemälde: Moses
zerschmettert die Gesetzestafeln, und
Jakob ringt mit dcm Engel, wirken erst
jetzt in der Nahsicht wahrhaft monu-
mental und enthüllen ihre leuchtende
Schönheit. Auch gewinnen alle Bilder
durch die lockere Hängung selir an
Eigenwert. Außer den bekannten Ge-
mälden des Kaiser-Friedrich-Museums
— Berlin braucht sich seines Rem-
brandtbesitzes durchaus nicht zu schä-
men -— haben die Museen in Braun-
schweig und Kassel ihre Hauptwerke
beigesteuert, und der Bcrliner Privat-
besitz hat einiges hergeliehen. Der Friih-
zeit, die nur mit spärlichen Arbeiten
vertreten ist, gehört einc farbenreiche
Darstellung des Raubes der Europa
(Berlin, Sammlung Klotz) an. Es ist
cine der seltenen Scliöpfungen Rem-
brandts mvthologischcr Themen, in der
bunten Farbigkcit und subtilen Fein-
malerei ähnlicli der nur wenige Jahre
später entstandenen Komposition mit
Diana und Aktäon auf Schloß Anholt.
Ilembrandts Landschaftsmalerci läßt
sich an drei ausgezeichneten Beispielen
studieren, der stark seghersartigen Land-
schaft mit der Taufe des Kämmerers
(Berlin, Galerie Matthiescn), der klcinen,
1924 vom Berliner Museum erworbenen
stimmungsvollen Oldenburger Land-
scliaft mit Brücke, der räumlich klar
gegliedertenKasselerLandschaft mit den
Ruinen auf dem Berge. Das Beste aber
hat dic Ausstellung mit den Gemälden
aus Rembrandts Spätzeit zu geben, abgesehen von
dcn Bildern des Berliner Museums, den Bildnissen
des Nicolas Bruyningh aus Kassel und des Gerard
de Lairesse (Berlin, Sammlung Koppel), dem er-
greifenden Segen Jacobs aus Kassel und dem in
unheimlicher Farbharmonie brillierenden Braun-
schweiger Familienbild aus seinem letzten Lebens-
jahr.

Es folgen in verschwenderischer Fiille die Rem-
brandt-Zeichnungen des Kupferstichkabinetts, 100
von etwa iöoo Blättern seiner ITand, an Zahl und
Bedeutung wohl an erster Stelle aller Zeichnungs-
kollektionen. Alle Zeiten und Techniken, Studien-
blätter und Kompositionsskizzen sind glcich gut
vertreten. Überdies wurde die vollständige Aus-
breitung des Berliner Besitzes nocli ergänzt durch
4o Blätter der Sammlung Koenigs, ITaarlein, hier
zum erstenmal geschlossen ausgestcllt, und durch
einige Zeichnungen, die Max Liebermann und
Prof. Ferdinand Güterbock, Berlin, zur Verfü-
gung geslellt hattcn. Wie im Falle Dürer wurden
in lariger Reihung die Aufzeichnungen seinesmehr
 
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