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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 10
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0324
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C. Spitzweg, W. Trübner, J. G. Waldmüller,
H. y. Ziigel. K.

WIEN

Vom 2. bis 4. Juni findet im Dorotheum cine
wicbtige Versteigerung von Gemälden und Kupfer-
stichen statl;. Unler den Gemälden sind bemerkens-
wert Werke von einem Amsterdamer Meister um
i525, von Belotto, Berchem, Floris, Moleyn u. a.
Unter den Stichen hervorzuheben sind Blätter von
Dürer, Leyden, Bembrandt, Ostade, Bidinger usw.,
Farbdrucke von Descourtis nach Challe, Gill-
banks »Tageszeitenfolge« nachWheatley u.a.m. An-
schließend daran folgt die Versteigerung einer Glä-
sersammlung und die der Jagd- und Kriegswaffen
aus dem Nachlaß des Grafen Szechenyi. K.



ALTE GRAPIIIK BEI BOERNEB
Das Ergebnis der Auktionen in Leipzig ermög-
lichte eine Kontrolle des graphischen Kunstmarkts,
wie sie seit langem nicht stattgefunden hatte. Da
diesmal der internationale Handel, der die alte
Handzeichnung pflegt, zu den gewohnten Inter-
essenten der alten Graphik und der Graphik des
18. Jahrhunderts hinzukam (•— so sahen wirHerrn
Agnew, einen Vertreter der Savile Gallery, Herrn
Bukowski aus Stockholm, die Herren M. undP. Jo-
nas, G. Levy und Bacri zum erstenmal auf einer
Boerner-Versteigerung •—), sind die vor diesem
Forum erzielten Preise von besonderer Bedeutung
und dürften vielfach auf längere Dauer maß-
gebend blciben.

Der Qualität und dem Reichtum des ausgebotenen
Materials entsprach der imposante Gesamterlös
von etwa i,3 Millionen Mark, wobei der auf
der Boerner-Graupe-Auktion vom 12. Mai erzielte
Umsatz noch nicht einmal eingerechnet ist.

Die alten Stiche.

Neue Gesichtspunkte ergaben sich kaum. Die ersten
Qualitäten steigen kontinuierlich. Die Seltenheit
spielt zumal bei den primitiven Meistern
eine wesentliche Rolle: interessierten doch z. B. die
häufiger vorkommenden Stiche aus Schongauers
Passionsfolge weniger als gewisse Raritäten z. B.
von Meckenem! Bei D ü r e r ging die vorsichtig
taxierte Mittelqualität noch ausgezeichnet und ver-
kaufte sich fast restlos. Bei llembrandt cnt-
sprach der Preis für das Hundertguldenblattdurcli-
aus den Erwartungen; die mittleren Qualitäten gin-
gen weit schwie.riger als bei Dürer; die kleinen
Werte dagegen erwiesen sich bei niedrigen Aus-
rufspreisen als gut verkäuflich. Bei den S p e z i a -
litäten, z. B. den deutschen und niederländi-
schen Kleinmeistern, den Ornamentstichen, den
Porträtstichen, bestimmte bald die Seltenheit, bald
die mehr oder weniger hervorragende Druckquali-
tät den Preis. Es ist im Bahmen des zur Verfü-
gung stehenden Raums unmöglich ins Detail zu

gehen. Meislens dürfte die Relation zwischen
Schätzungspreis und Zuschlag die Stimmung und
den Gang der Auktion bei den verschiedenen Se-
rien genügend charakterisieren.

D a s 1 8. J a h r h u n d e r t.

Bei den Farbendrueken des »Nachtrags« gab es
einige Sensationen und mindestens einen Re-
kordpreis für Debucourt. Von den Farb-
drucken des Hauptkatalogs erreichte bei entspre-
chend exzeptioneller Qualität ein großes Barto-
lozzi-Blatt (Nr. 1429) mehr als das Doppelte der
Taxe. Auch die anderen farbigen englischen Stiche
gingen wiederholt über die Schätzungen hinaus,
während die schwarzen Mezzotints (trotz zum
Teil hervorragender Erhaltung) nur wenig Nach-
frage erwecken konnten. Die bciden Raritäten La-
sinios (Nr. 15 48//j g), die früher einmal Aufsehen
erregt hätten, wurden vergeblich ausgeboten. Die
schwarzen französischen Stiche waren in über-
durchschnittlichen Qualitäten recht gesucht; sel-
tene Zustandsdrucke kamen aber kaum vor.

Die Auktion Ehlers-Gaa.

Die Preise für die in Heft 7 des Cicerone farbig
abgebildete Gouache des N. Lavreince, die ge-
gen das Gebot von Herrn Bukowski nach Paris
ging, und für das in Ifeft 8 des Cicerone auf S. IX
reproduzierte Moreau-Blatt sind in ihrer Art
ebenso überraschend hoch gewesen wie die Bewcr-
tung des Gozzoli -Skizzenblattes. Letzteres hatte
auf der Auktion Durazzo noch keine liundert Gul-
den gekostet; unwillkürlich fragt man sich, was
solche Quattrocentozeichnungen nach weiteren sech-
zig Jahren gelten werden ...

Daß sich der deutsche Interessent zurückhaltender
zeigte als bei der Otto-Sammlung vor einem hal-
bcn Jahre, nimmt bei der Ungunst der Zeitennicht
wunder. Aber aucli der internationale Handel ließ
manches gute Stück aus, das nur mäßig hoch aus-
gerufen wurde. Von kleineren Werten waren die
Blätter der Berliner Kiinstler ähnlich begehrt wie
die der neueren Schweizer Meister. Das Berliner
Kabinett erwarb eine Zeichnung des Pieter Coecke
zu einem im Kaiser-Friedrich-Museum befindli-
chen Gemälde. E. T.

BERLIN

Am 12. Mai wurden durch Paul Graupe-Ber-
lin und C. G. B o e r n e r - Leipzig hochwertige
Handzeichnungen versteigert.

Mit Überbietungen der Taxen setzte die Versteige-
rung ein. Die beiden Zeichnungen von Aldegrever
erwarb Colnaghi für zusammen 7200 RM.; den
großen doppelseitigen Scheibenriß erhielt Savile
mit 5700 RM. zugeschlagen; das Kupferstichkabi-
nett Berlin konnte sich eine anonyme Nürnberger
Zeichnung des 16. Jahrhunderts für 38oo RM.
sichern, das Germanische Museum die reizvolle
Landschaftsskizze von IÖ2 2 im Dürer-Stil für

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