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Clemen, Paul
Die gotischen Monumentalmalereien der Rheinlande: mit Beiträgen von Burkhard Frhrn. v. Lepel und Margot Remy (Text) — Düsseldorf, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.28108#0120
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j&teöermening (Jtrets JWapen) / 9Ute fatljoltfdte ^farrfirdje.

LlTERATUR. Ausführlich Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz, S. 430. — Uber die Wandmalereien
H. F. J. Liell, Der h. Christophorus m der romamschen Kirche zu Niedermendig: Zs. für christliche Kunst, I, 1888, Sp. 397. — Clemen,
Wiederherstellung der Wandmalereien der alten kathohschen Pfarrkirche zu Niedermendig: Berichte über die Tätigkeit der rheinischen Denk-
malpflege IV, 1899, S. 26 m. Abb. Der Text auch m den Bonner Jahrbüchern 105, S. 212. — Clemen, Romamsche Monumentalmalerei,
S.815 m. Abb.

AUFNAHMEN. Fünf Blatt farbige Kopien m Folio von A. Bardenhewer lm Denkmalarchiv zu Bonn. Zehn Photographien von dem-
selben. Platten lm Rhemischen Museum Köln.

I )ie dem h. Cynakus geweihte Kirche lst ein typischer dreischiffiger romanischer Bau von bescheidenen Abmessungen, der
noch um 1200 die Anordnung des gebundenen romamschen Systems zeigt, mit nur zwei schon in die Länge gezogenen Jochen
m dem kurzen Mittelschiff, dem je vier gestreckte Kreuzjoche in den Nebenschiffen entsprechen. Auffälhg ist, in dieser Zeit
lm Rheinland eine Seltenheit, der quadratische Chor, während die beiden Seitenschiffe kleine Halbrundapsiden aufweisen.
Neben die alte Kirche war in den siebziger Jahren eine große schematische Hallenkirche gesetzt worden; der beabsichtigte Ab-
bruch der alten Kirche wurde durch die Regierung in letzter Stunde verhindert.

Im J. 1887 schon war ein Ted der alten Ausmalung, zumal der große Christophorus an der Nordwand, durch H. F. Jos.
Liell bloßgelegt worden; unsystematische Aufdeckungsarbeiten der nächsten Jahre zeigten die weitere Ausdehnung des dekora-
tiven Systems; erst 1897 erfolgte durch den Maler A. Bardenhewer aus Köln die vollständige Aufdeckung, Sicherung und teil-
weise Wiederherstellung des malerischen Schmuckes. Leider lst in dem Chorhaus, das bei der Erbauung der neuen Kirche durch
eine Mauer abgeschlossen ward, die alte Dekoration mcht erhalten1 2.

Die Kirche zeigt deuthch ein doppeltes System der Ausmalung, das zwei mcht sehr weit auseinanderliegenden Perioden
angehört. Gleich anschheßend an die Vollendung des Bauwerkes entstand die einfache Dekoration, die sich auf die Betonung
der architektomschen Glieder des Baues beschränkte, dazu auf die Quaderung der Pfeiler und der Dienste, die graubraun in
der Farbe des natürhchen Tuffsteines gegeben wurden mit roten Fugen. Dazu kam um die m dieser Weise bemalten Arkaden-
bogen ein Fries, der eine seltsame Arkadenzeichnung von schmalen weißen Rundbogen auf rotem Grunde zeigtb Das Kämpfer-
gesims und die Kapitelle sind m Blaugelb und Rot getönt, die horizontalen Deckblätter blau gehalten. Dazu kam wohl noch
die einfache Rippenbemalung der Gewölbe lm Mittelschiff und auch die Dekoration der Grate. In dem äußeren Feld nach
Westen sind die Grate gelb gehalten und schwärzhch gesäumt. Um den Schlußstein legt sich ein Kreis, dessen äußerer Saum
ein marmoriertes Muster auf röthchem Grunde zeigt, in den vier mneren Zwickeln je eine gelbe Lihe. Das nächste Feld nach
Osten zeigt auf den Graten verschiedenartige Musterung m Gelbgrau und Blaugelb. Die Grate nach Westost und Nordsüd
sind hier noch einmal durch breite Bänder mit einem marmorierten Muster ausgezeichnet. Ganz naiv sind m die Felder die
Kreuzigungssymbole hineingemalt, nach Westen das Kreuz mit Seil und Schwammstab, daneben die Leiter, die Dornenkrone
und die Rute, m dem östhchen Felde die Laterne und der Hahn. In die ältere Dekoration war, urspriinglich wohl als einziger
figürhcher Schmuck im Langhaus — neben einer zentralen Darstellung, die man sich, den ganzen Raum beherrschend, an der
Abschlußwand des Ostchores vorstellen möchte — der riesige Christophorus eingefügt.

In der zweiten Hälfte des 13. Jh. hat die Kirche dann eine reiche Ausmalung mit einem großen Figurenzyklus erfahren
(vgl. die Abb. 126). In dem östhchen Joch des Langhauses zieht sich an den Mittelschiffwänden je eine Arkadenghederung
hin, die mit lhrem unteren Teil die ältere Ornamentation der Arkadenbögen überschneidet. An der Südseite befinden sich
sechs im Halbrund geschlossene Bogenfelder mit Einzelfiguren von Aposteln, die deuthch schon frühgotische Säulen zeigen,
dazu einen Zinnenkranz als Abschluß. Die Architektur lst m röthcher und ockergelber Farbe gegeben, die Ornamentierung um
die Bögen herum schwarz-weiß gehalten. Auf der Südwand sind so sechs Arkaden nebeneinander dargestellt. An der Nord-
wand (Taf. 10 farbig) befindet sich eine entsprechende Ghederung. Nur schiebt sich hier zwischen die sechs Arkaden, die
infolgedessen mehr zusammengepreßt sind, die Riesengestalt des älteren Christophorus, die fast von dem Kämpfergesims
der Arkaden bis zum Scheitel des Gewölbes reicht, eine streng archaische Figur von ganz steifer Haltung, mit der Rechten

1 Die Restauration der Kirche erfolgte unter der Leitung des Bauinspektors de Bruyn, für die Malereien unter der speziellen Aufsicht des Provinzialkonservators. Hierfür
bewilligte der Rhein. Provinziallandtag 1897 die Summe von 6000 M. über die Wiederherstellung vgl. Clemen 1. d. Berichten d. rhein. Denkmalpflege IV, S. 27.

2 Dasselbe Motiv in Bendorf, Almersbach, Nideggen (vgl. die Abb. bei Clemen, Roman. Monumentalmalerei, S. 634). Dies Motiv der kleinen aufgemalten dünnen Bogen-
stellungen als Einrahmung der Arkaden findet sich iibrigens auch in französischen und englischen Kirchen des 13. Jh., m Gipcy (Allier) und Bessay-le-Momal (Alher);
vgl. Gehs-Didot et Laffillee, La peinture decorative en France, Text zu pl.26; m England m West Chilhngdon (Sussex).

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