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LlTERATUR. E. Renard, Kunstdenkmäler der Kreise Erkelenz und Geilenkirchen 1902, S. 158.
Uber die Wandmalereien: Hensler, Wiederherstellung gotischer Wandmalereien und kirchlicher Ausstattungsstücke am Niederrhein:
Berichte der rhemischen Denkmalpflege XVI, 1911, S. 53/54 m. Abb.
AUFNAHMEN. Photographie des Zustandes vor und nach der Restauration lm Denkmälerarchiv m Bonn.
Fig. 421. Hünshoven, Kath. Pfarrkirche. Jüngstes Gericht.
In der einschiffigen Backsteinkirche aus der Mitte
des 15. Jh. trat tm J. 1908 auf der Stirnseite des
Triumphbogens eine Malerei zutage mit der Dar-
stellung eines Jüngsten Gerichts (Fig. 421), die
1910 restauriert wurde. Es ist die am Ende des
15. Jh. am Niederrhein beliebte Auffassung des
Themas, die hier m das Feld des Bogens einge-
paßt lst. Der Weltennchter thront auf einem Re-
genbogen, der sich auf zwei kahle gelbliche Ffügel
in einer weiten Landschaft stützt, m der sich die
Auferstehung der Toten aus den Gräbern und
die Genchtsszene abspielt. Zu seinen Häupten
schweben Engel, ihm zur Seite Mana und Johan-
nes. Im linken Bogenstück führt Petrus die Schar der Erlösten m einen Hohlweg, hinter dem über einem Berge die kreuz-
blumenartige Spitze des Himmelstores erscheint, ein Motiv, das man sonst kaum kennt. Rechts werden die aus den Gräbern
Auferstehenden von phantastischen vogelbeinigen Teufeln mit Haken gefangen und m den weit geöffneten Höllenrachen
hineingebracht. Interessant sind kleine Einzelszenen, die mcht so sehr persönhche Erfindungen des Malers sind als lmmer
wieder auftauchende, populär gewordene Spielereien. So etwa der auf dem Höllenkopf sitzende kleine Teufel, der auf einem
Instrument spielt, oder das Heranfahren der Verurteilten auf einem Schiebkarren. Beides findet sich auch auf dem Welt-
gerichtsbild in der Kirche zu Marienberghausen. Ungewöhnlich ist das Auftauchen eines geharnischten Ritters, der mit ein-
gelegter Lanze zu Pferde gegen den HöIIenrachen anreitet. Die Farbgebung hält sich m den Tönen eines hellen und dunklen
Ockergelb, Zinnoberrot und Dunkelgrau. Soweit der Erhaltungszustand ein Urteil zuläßt, scheint die Arbeit von nnttelmäßiger
Quahtät zu sein und wohl dem letzten Viertel des 15. Jh. anzugehören.
Das Hünshovener Wandgemälde gehört m eine große Gruppe von Schilderungen des Jiingsten Gerichtes hinein, die über
ganz Deutschland verbreitet lst und lhre Fort-
setzung vor allem auch 1m Norden m Skandi-
navischen Ländern findet. Es besteht dafür sicher-
lich eme gemeinsame lkonographische Tradition
seit dem Beginn des 14. Jh.
Wie sehr für die Darstellung des Jüngsten Ge-
richtes eine feste Vorstellungsform bindend war,
mögen zwei weitere Beispiele aus dem rheimschen
Gebiet erhellen, eine große Darstellung 1m Dom zu
Wetzlarund ein m der Aufnahme von Welter erhal-
tenes Wandbild aus St. Kumbert m Köln, die beide
der zweiten Hälfte des 15. Jh. angehören. Die Szene
füllt m Wetzlar (Fig. 422) in großer Monumen-
talität die ganze Breite des Triumphbogens und
konzentriert so zunächst den Blick des von Westen
her Eintretcnden m starkem Maße. Christus thront
dort in der Mitte auf dem nicht ganz durchge- Fig. 422. Wetzlar, Dom. Jü ngstes Gericht.
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LlTERATUR. E. Renard, Kunstdenkmäler der Kreise Erkelenz und Geilenkirchen 1902, S. 158.
Uber die Wandmalereien: Hensler, Wiederherstellung gotischer Wandmalereien und kirchlicher Ausstattungsstücke am Niederrhein:
Berichte der rhemischen Denkmalpflege XVI, 1911, S. 53/54 m. Abb.
AUFNAHMEN. Photographie des Zustandes vor und nach der Restauration lm Denkmälerarchiv m Bonn.
Fig. 421. Hünshoven, Kath. Pfarrkirche. Jüngstes Gericht.
In der einschiffigen Backsteinkirche aus der Mitte
des 15. Jh. trat tm J. 1908 auf der Stirnseite des
Triumphbogens eine Malerei zutage mit der Dar-
stellung eines Jüngsten Gerichts (Fig. 421), die
1910 restauriert wurde. Es ist die am Ende des
15. Jh. am Niederrhein beliebte Auffassung des
Themas, die hier m das Feld des Bogens einge-
paßt lst. Der Weltennchter thront auf einem Re-
genbogen, der sich auf zwei kahle gelbliche Ffügel
in einer weiten Landschaft stützt, m der sich die
Auferstehung der Toten aus den Gräbern und
die Genchtsszene abspielt. Zu seinen Häupten
schweben Engel, ihm zur Seite Mana und Johan-
nes. Im linken Bogenstück führt Petrus die Schar der Erlösten m einen Hohlweg, hinter dem über einem Berge die kreuz-
blumenartige Spitze des Himmelstores erscheint, ein Motiv, das man sonst kaum kennt. Rechts werden die aus den Gräbern
Auferstehenden von phantastischen vogelbeinigen Teufeln mit Haken gefangen und m den weit geöffneten Höllenrachen
hineingebracht. Interessant sind kleine Einzelszenen, die mcht so sehr persönhche Erfindungen des Malers sind als lmmer
wieder auftauchende, populär gewordene Spielereien. So etwa der auf dem Höllenkopf sitzende kleine Teufel, der auf einem
Instrument spielt, oder das Heranfahren der Verurteilten auf einem Schiebkarren. Beides findet sich auch auf dem Welt-
gerichtsbild in der Kirche zu Marienberghausen. Ungewöhnlich ist das Auftauchen eines geharnischten Ritters, der mit ein-
gelegter Lanze zu Pferde gegen den HöIIenrachen anreitet. Die Farbgebung hält sich m den Tönen eines hellen und dunklen
Ockergelb, Zinnoberrot und Dunkelgrau. Soweit der Erhaltungszustand ein Urteil zuläßt, scheint die Arbeit von nnttelmäßiger
Quahtät zu sein und wohl dem letzten Viertel des 15. Jh. anzugehören.
Das Hünshovener Wandgemälde gehört m eine große Gruppe von Schilderungen des Jiingsten Gerichtes hinein, die über
ganz Deutschland verbreitet lst und lhre Fort-
setzung vor allem auch 1m Norden m Skandi-
navischen Ländern findet. Es besteht dafür sicher-
lich eme gemeinsame lkonographische Tradition
seit dem Beginn des 14. Jh.
Wie sehr für die Darstellung des Jüngsten Ge-
richtes eine feste Vorstellungsform bindend war,
mögen zwei weitere Beispiele aus dem rheimschen
Gebiet erhellen, eine große Darstellung 1m Dom zu
Wetzlarund ein m der Aufnahme von Welter erhal-
tenes Wandbild aus St. Kumbert m Köln, die beide
der zweiten Hälfte des 15. Jh. angehören. Die Szene
füllt m Wetzlar (Fig. 422) in großer Monumen-
talität die ganze Breite des Triumphbogens und
konzentriert so zunächst den Blick des von Westen
her Eintretcnden m starkem Maße. Christus thront
dort in der Mitte auf dem nicht ganz durchge- Fig. 422. Wetzlar, Dom. Jü ngstes Gericht.
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