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Clemen, Paul
Die gotischen Monumentalmalereien der Rheinlande: mit Beiträgen von Burkhard Frhrn. v. Lepel und Margot Remy (Text) — Düsseldorf, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.28108#0098
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Fig. 100. Köln, St. Pantaleon. Altarnische in der Krypta. Schnitt und Grundriß.

das mit einem kurzen Röckchen bekleidet ist und
den rechten Arm mit einer segnenden Gebärde
erhebt. Die rechte Hand der Mutter ist mit aus-
gestreckten Fingern leicht gehoben. Die Madonna
wendet sich mit dem Kinde einem links zu Füßen
des Thrones stehenden Mönch in Benediktiner-
tracht hin, der in der Rechten ein Buch hält, die
Linke betend zur Himmelskömgin erhebt. Auf der
anderen Seite des Thrones ein älterer bärtiger
Heihger mit Pilgerstab, vielleicht Jacobus major
(Fig. 98). Eine Aufnahme von Wilhelm Batzem
um 1900 (Fig. 99) zeigt die damals aufgedeckte
rote Vorzeichnung, die eine viel ältere Komposi-
tion, noch aus dem 13. Jh., erkennen läßt. Das
Bild ist wahrscheinhch in der ersten Hälfte des
15. Jh. gründhch übermalt und vielfach verändert
worden; dabei ist der Thronaufbau mit den kleine-
ren Engelsfiguren, die Rauchfässer schwingen,
durch einen aufgespannten Vorhang ersetzt worden.

Gelegenthch der erneuten Untersuchung des
Bauwerkes für die Zwecke der Pubhkation m dem
Inventarwerk der Kölner Kunstdenkmäler wurde
durch Hugo Rahtgens die im 17. Jh. verstümmelte
und halb verschüttete Krypta wieder aufgedeckt,
m der m den vier seithchen Blenden der eigent-
lichen Altarnische, die sich m der Mitte mit einem
nach Osten gerichteten Fenster öffnet, wertvolle
Malereien sich fanden (Fig. 100). Die Flächensind
nicht groß, nur 0,50 cm breit, sie sind von dicken
wulstigen Rundstäben eingefaßt, die sich mit dem-
selben Profil als Rippen des Gewölbes fortsetzen.
Die ganze Architektur lst ohne scharfes Profil lm
Putz derb aufgetragen. Die Malereien konnten m
dem vorgefundenen Zustand unberührt gelassen
bleiben, so daß hier ein ganz mtaktes Stück der
Zeichenkunst auf dem Wege von der Spätromamk
zur Frühgotik erhalten ist.

Die Gewölbefelder, die zumeist zerstört sind,
weisen nur m den unteren Ecken Reste von Deko-
ration auf. Dafür sind die vier Bilder m den
Nischen, auf der nördhchen Seite die Verkündi-
gung und die Geburt Christi, auf der Südseite die
Anbetung der Kömge und derTod der Maria, gut
erhalten. Die spätere deckende Bemalung ist zum
großen Teil abgefallen, dagegen ist die Zeichnung
ausgezeichnet konserviert. Siewar, der romamschen
Tradition entsprechend, auf dem noch nassen Putz
mit dem Schleppinsel kühn und sicher aufgetragen,
so daß die Rötelfarbe tief m den feuchten Putz
eindrang. Die spätere Bemalung, die nur mit

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