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häufig vorkommenden Verzierung von dammbrettartig vertheilten Gruben, die auch im Kreuz
des Ingelheimer Wappens sind, und von abgesetzten Rundstäben, verziert (Fig. 9 und 10).
Der Chor hat drei Rundbogenfenster, zwischen denen Lesinen auflaufen und sich
oben einer Bogenfriese verbinden.
Das Dachgesimse besteht in einem kräftigen Rundstab mit einer etwas flachen
Hohlkehle darunter. Nirgend finden sich Motive, der Kirche eine andere Erbauzeit, als
die Mitte des 12. Jahrhunderts zu geben; nur im linken Kreuzarm findet sich eine Thür,
die durch einen Rundbogen, der aus roth und weissen Steinen erbaut ist, und durch den
waagrechten, römisch profilirten Sturz jener Zeit ganz fremd ist, und von welcher nur
angenommen werden muss, dass sie einem alten Gebäude — vielleicht der Merovingischen
St. Remigius-Kapelle angehört hat; leider hat der Sturz, in der allerneuesten Zeit, einer
neuen Eichenthür weichen müssen (Fig. 12 und 13).
Ein interessanter Grabstein in der Kirche trägt ein gekröntes Frauenbild mit dem
Nimbus um das Haupt, den Scepter und Reichsapfel in Händen, stehend unter einem
Spitzbogen, der mit Krapenblättern besetzt, in die gewöhnliche Giebelblume ausläuft.
Was zur Zeit Schöpflins darüber gesagt werden konnte, haben wir oben im Auszug
gegeben. — Wir können nicht mehr sagen, als dass der Stein in der letzten Hälfte
des 13. Jahrhunderts gearbeitet zu sein scheint.
Die alten Strassen im Saal.
Betrachten wir die Unregelmässigkeit und Willkür, die in den heutigen Gassen des
Saales herrscht, so müssen wir erkennen, dass es nicht immer so gewesen sein-kann,
und dass Zeiten über diesen Ort hingegangen sind, in denen alles Eigenthum aufgehört,
ja wo aller Besitz aus dem Gedächtniss der Generation verschwunden war; und es be-
urkundet diese willkürliche Bebauung, wo jeder, ohne nach Vorgänger und Nachbar zu
fragen, sich seine vier Wände absteckte, weit mehr die gründliche Verwüstung und die
lange Dauer derselben, als es die zusammengeschmolzenen Ruinen, die wir schilderten,
thun könnten. Nur die Kirche hat auch hier nach allem Wust und Irrsal sich erhalten,
und immer wieder die Anknüpfung gegeben zu neuer Ordnung, so wie sie sie uns zur
Auffindung der alten gibt.
Die Längenachse der Kirche durchschneidet rechtwinklig und in der Mitte die
Längenachse der Basilika, und gibt die Mittellinie eines Wegs, der von da zur Kirche
führte. Zieht man von der Mitte des Saalbrunnens eine Senkrechte auf die verlängerte
Mittelachse der Kirche, so erhalten wir den Kreuzpunkt, dicht vor der Kirchhofthür.
Wir nehmen diese Linie als Mittellinie eines Wegs von etwa 24' Breite und setzen ihn
nach Süden fort bis zu der etwa ober Niederingelheim vorüberziehenden Römerstrasse,
so haben wir eine Hauptstrasse, die, da der Befestigungsgraben nicht bestand, zwischen
zwei, ziemlich gewissenhaft erhaltenen Grundstücken in den Saalbering eintrat, und gerade
auf den Hauptbrunnen zulief, rechts die Kirche, die zur carolingischen Zeit kleiner war,
und links den Palast hatte, und die sich jenseits des Brunnens, jetzt noch in einem Gäss-
häufig vorkommenden Verzierung von dammbrettartig vertheilten Gruben, die auch im Kreuz
des Ingelheimer Wappens sind, und von abgesetzten Rundstäben, verziert (Fig. 9 und 10).
Der Chor hat drei Rundbogenfenster, zwischen denen Lesinen auflaufen und sich
oben einer Bogenfriese verbinden.
Das Dachgesimse besteht in einem kräftigen Rundstab mit einer etwas flachen
Hohlkehle darunter. Nirgend finden sich Motive, der Kirche eine andere Erbauzeit, als
die Mitte des 12. Jahrhunderts zu geben; nur im linken Kreuzarm findet sich eine Thür,
die durch einen Rundbogen, der aus roth und weissen Steinen erbaut ist, und durch den
waagrechten, römisch profilirten Sturz jener Zeit ganz fremd ist, und von welcher nur
angenommen werden muss, dass sie einem alten Gebäude — vielleicht der Merovingischen
St. Remigius-Kapelle angehört hat; leider hat der Sturz, in der allerneuesten Zeit, einer
neuen Eichenthür weichen müssen (Fig. 12 und 13).
Ein interessanter Grabstein in der Kirche trägt ein gekröntes Frauenbild mit dem
Nimbus um das Haupt, den Scepter und Reichsapfel in Händen, stehend unter einem
Spitzbogen, der mit Krapenblättern besetzt, in die gewöhnliche Giebelblume ausläuft.
Was zur Zeit Schöpflins darüber gesagt werden konnte, haben wir oben im Auszug
gegeben. — Wir können nicht mehr sagen, als dass der Stein in der letzten Hälfte
des 13. Jahrhunderts gearbeitet zu sein scheint.
Die alten Strassen im Saal.
Betrachten wir die Unregelmässigkeit und Willkür, die in den heutigen Gassen des
Saales herrscht, so müssen wir erkennen, dass es nicht immer so gewesen sein-kann,
und dass Zeiten über diesen Ort hingegangen sind, in denen alles Eigenthum aufgehört,
ja wo aller Besitz aus dem Gedächtniss der Generation verschwunden war; und es be-
urkundet diese willkürliche Bebauung, wo jeder, ohne nach Vorgänger und Nachbar zu
fragen, sich seine vier Wände absteckte, weit mehr die gründliche Verwüstung und die
lange Dauer derselben, als es die zusammengeschmolzenen Ruinen, die wir schilderten,
thun könnten. Nur die Kirche hat auch hier nach allem Wust und Irrsal sich erhalten,
und immer wieder die Anknüpfung gegeben zu neuer Ordnung, so wie sie sie uns zur
Auffindung der alten gibt.
Die Längenachse der Kirche durchschneidet rechtwinklig und in der Mitte die
Längenachse der Basilika, und gibt die Mittellinie eines Wegs, der von da zur Kirche
führte. Zieht man von der Mitte des Saalbrunnens eine Senkrechte auf die verlängerte
Mittelachse der Kirche, so erhalten wir den Kreuzpunkt, dicht vor der Kirchhofthür.
Wir nehmen diese Linie als Mittellinie eines Wegs von etwa 24' Breite und setzen ihn
nach Süden fort bis zu der etwa ober Niederingelheim vorüberziehenden Römerstrasse,
so haben wir eine Hauptstrasse, die, da der Befestigungsgraben nicht bestand, zwischen
zwei, ziemlich gewissenhaft erhaltenen Grundstücken in den Saalbering eintrat, und gerade
auf den Hauptbrunnen zulief, rechts die Kirche, die zur carolingischen Zeit kleiner war,
und links den Palast hatte, und die sich jenseits des Brunnens, jetzt noch in einem Gäss-