Das 4. Jahrhundert und der ellenismus
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Abb. 24. Nmazonenkampf. Relief vom Mauſoleum zu Halikarnaß.
kleinen Terrakottaſtatuetten von Tanagra Bilder weiblicher Eleganz
und drolliger Derbheit hinterlaſſen hat.
Der hellenismus, dieſes internationale usſtrömen ſpäthelleniſcher
Kultur, dem die Schlachten llexanders des Großen die Welt eroberten,
führt dann dieſe Kunſtentwicklung in allen Cändern des Mittelmeeres
zur letzten Konſequenz. Es iſt bezeichnend, daß ſchon die õeitgenoſſen des
Praxiteles ihre entſcheidenden flufträge nicht in ihrer heimat erhalten.
Das 4. Jahrhundert vereinigt ſeine hauptmeiſter für ein Denkmal klein-
aſiatiſchen Despotenſtolzes, das Mauſoleum zu halikarnaß. Wir ſtehen
auf der Grenze zweier Zeitalter. Für den hellenen der klaſſiſchen Zeit
war ſeine Stadt, zugleich der Staat, der Mittelpunkt ſeiner Anſchau-
ungen geweſen. õu ihr gehörte er als Glied eines Organismus; die
Stadt war ſtark durch ihre Bürger, der einzelne Bürger ſtarkim Bewußt-
ſein dieſer Zuſammengehörigkeit. Daher das allgemeine Jntereſſe an der
Politik, daher die ungeheure Kraft dieſer kleinen Staatsweſen, daher aber
auch der Partikularismus und die fortwährenden Reibereien zwiſchen
ihnen. Der hellenismus dagegen iſt international. Jmmer ſtärker hatten
helleniſche ultur und helleniſche Sprache die Welt umfaßt. Griechiſche
Kolonien ſäumten alle Küſten des Mittelländiſchen Meeres, drangen
bis ins Jnnere lſiens, und jede dieſer Kolonien ſchuf neue Wege und
Beziehungen mitten in der Mark Brandenburg hat man einen Fund
der edelſten griechiſchen Goldſchmiedearbeiten ſüdruſſiſchen Stiles noch
aus archaiſcher Seit gehoben. Aber die Koloniſten fühlten ſich noch
immer als Bürger ihrer Mutterſtadt, leiſteten ihr im Kriege Gefolg-
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Abb. 24. Nmazonenkampf. Relief vom Mauſoleum zu Halikarnaß.
kleinen Terrakottaſtatuetten von Tanagra Bilder weiblicher Eleganz
und drolliger Derbheit hinterlaſſen hat.
Der hellenismus, dieſes internationale usſtrömen ſpäthelleniſcher
Kultur, dem die Schlachten llexanders des Großen die Welt eroberten,
führt dann dieſe Kunſtentwicklung in allen Cändern des Mittelmeeres
zur letzten Konſequenz. Es iſt bezeichnend, daß ſchon die õeitgenoſſen des
Praxiteles ihre entſcheidenden flufträge nicht in ihrer heimat erhalten.
Das 4. Jahrhundert vereinigt ſeine hauptmeiſter für ein Denkmal klein-
aſiatiſchen Despotenſtolzes, das Mauſoleum zu halikarnaß. Wir ſtehen
auf der Grenze zweier Zeitalter. Für den hellenen der klaſſiſchen Zeit
war ſeine Stadt, zugleich der Staat, der Mittelpunkt ſeiner Anſchau-
ungen geweſen. õu ihr gehörte er als Glied eines Organismus; die
Stadt war ſtark durch ihre Bürger, der einzelne Bürger ſtarkim Bewußt-
ſein dieſer Zuſammengehörigkeit. Daher das allgemeine Jntereſſe an der
Politik, daher die ungeheure Kraft dieſer kleinen Staatsweſen, daher aber
auch der Partikularismus und die fortwährenden Reibereien zwiſchen
ihnen. Der hellenismus dagegen iſt international. Jmmer ſtärker hatten
helleniſche ultur und helleniſche Sprache die Welt umfaßt. Griechiſche
Kolonien ſäumten alle Küſten des Mittelländiſchen Meeres, drangen
bis ins Jnnere lſiens, und jede dieſer Kolonien ſchuf neue Wege und
Beziehungen mitten in der Mark Brandenburg hat man einen Fund
der edelſten griechiſchen Goldſchmiedearbeiten ſüdruſſiſchen Stiles noch
aus archaiſcher Seit gehoben. Aber die Koloniſten fühlten ſich noch
immer als Bürger ihrer Mutterſtadt, leiſteten ihr im Kriege Gefolg-
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