Grundlagen der Renaiſſance. Die autunſt 5
fühl eines Unterſchiedes zwiſchen Kunft und handwerk noch völlig fehlt,
ſetzt man ſpäter auf jedes lächerlich geringfügige Bildchen ſeinen Namen
und arbeitet ebenſo für ſeinen Ruhm wie für das werk bis ſchließlich
die Arroganz eines Barockmeiſters wie des Cellini unerträglich wird.
Das geht ſo weit, daß man ſchon in der frühen Renaiſſance von dem
kaum verlaſſenen Stil mit allertiefſter verachtung ſpricht, ſa daß da-
mals das Wort „Gotik“ geprägt wird im Sinne einer barbariſchen
Kunft, über die man ſich hoch erhaben fühlte.
allein dieſer Gegenſatz war nicht ſo einſchneidend, wie die Eyoche
glaubte. Das neue Kunſtwollen iſt zwar von vornherein ſehr ſtark,
die Problemſtellung ſehr neu, aber die Löſungen entwickeln ſich auf
der Baſis der gotiſchen. Der erſte Florentiner Renaiffance-Architekt,
Brunelleſchi (1377—1446), ſtellt die Tendenzen des neuen Stiles faſt
dogmatiſch feſt, und doch hat ſeine Kuppel des Florentiner Domes
noch viel gotiſche Streckung, und ſeine Capella Pazzi noch die Drei—
teilung mittelalterlicher Kirchen in vorhalle, hauptraum und Altarni-
ſche, ohnedaß die Kuppelüber dem Mittelraum für mehr als nur für dieſen
ein Ssammelbecken waͤre. Erft die hochrenaiſſance bringt in Bramantes
Cempietto die abſolute vereinheitlichuns des Raumes unter einer Kuppel,
wichtiger iſt in dieſem unkirchlichen Zeitalter der Profanbau, für den
ebenfalls die Gotik den Tnpus, zugleich mit der bürgerlichen Gefinnung
überhaupt, ſchon vorgebildet hat (Abb. 1). Die Rathäuſer der Städte
mußten in jenen Zeiten der Kämpfe von Stadt gegen Stadt, von Partei
gegen Partei feſte Gebäude, Kaftelle imkleinen jein, Bauten, deren ſtarke
Mauern nur vonkleinen Senftern durchbrochen werden durften während
im hofraum freiere Dekoration ſich entfalten konnte Das iſt die gegebene
Form der Feſte, wie ſchon die deutſchen Burgen der romaniſchen Seit
fie haben, und wie ſie ſelbſt dem Heidelberger Schloß noch zugrunde
liegi. Dieſe kleinen Städte Italiens aber geben vielleicht ihre reinfte
Form, weil dort die kirchlichen Einbauten fehlen, die in Deutſchland
uͤblich ſind, und nicht die Plattform einer Bergkuppe ihren Grundriß
bedingi. Er iſt ſo knapp wie denkbar, rein quadratiſch, die Mauern
ſind nur in ganz kleinen Fenſtern und knappen Türen nach außen ge⸗
offnet, der kraftvoll horizontale kibſchluß des Daches iſt mit wehrhaften
Zinnen gekrönt; aber die kleinen Simſe, die ſich unter den Senſtern um
das Gebaude herumziehen zeigen doch, daß man ſich der gedrungenen
Kraft diefer horizontalen bewußt iſt und ihr durch die Parallele Nach-
druck geben will Nur der Turm durchbricht ſenkrecht emporſteigend,
fühl eines Unterſchiedes zwiſchen Kunft und handwerk noch völlig fehlt,
ſetzt man ſpäter auf jedes lächerlich geringfügige Bildchen ſeinen Namen
und arbeitet ebenſo für ſeinen Ruhm wie für das werk bis ſchließlich
die Arroganz eines Barockmeiſters wie des Cellini unerträglich wird.
Das geht ſo weit, daß man ſchon in der frühen Renaiſſance von dem
kaum verlaſſenen Stil mit allertiefſter verachtung ſpricht, ſa daß da-
mals das Wort „Gotik“ geprägt wird im Sinne einer barbariſchen
Kunft, über die man ſich hoch erhaben fühlte.
allein dieſer Gegenſatz war nicht ſo einſchneidend, wie die Eyoche
glaubte. Das neue Kunſtwollen iſt zwar von vornherein ſehr ſtark,
die Problemſtellung ſehr neu, aber die Löſungen entwickeln ſich auf
der Baſis der gotiſchen. Der erſte Florentiner Renaiffance-Architekt,
Brunelleſchi (1377—1446), ſtellt die Tendenzen des neuen Stiles faſt
dogmatiſch feſt, und doch hat ſeine Kuppel des Florentiner Domes
noch viel gotiſche Streckung, und ſeine Capella Pazzi noch die Drei—
teilung mittelalterlicher Kirchen in vorhalle, hauptraum und Altarni-
ſche, ohnedaß die Kuppelüber dem Mittelraum für mehr als nur für dieſen
ein Ssammelbecken waͤre. Erft die hochrenaiſſance bringt in Bramantes
Cempietto die abſolute vereinheitlichuns des Raumes unter einer Kuppel,
wichtiger iſt in dieſem unkirchlichen Zeitalter der Profanbau, für den
ebenfalls die Gotik den Tnpus, zugleich mit der bürgerlichen Gefinnung
überhaupt, ſchon vorgebildet hat (Abb. 1). Die Rathäuſer der Städte
mußten in jenen Zeiten der Kämpfe von Stadt gegen Stadt, von Partei
gegen Partei feſte Gebäude, Kaftelle imkleinen jein, Bauten, deren ſtarke
Mauern nur vonkleinen Senftern durchbrochen werden durften während
im hofraum freiere Dekoration ſich entfalten konnte Das iſt die gegebene
Form der Feſte, wie ſchon die deutſchen Burgen der romaniſchen Seit
fie haben, und wie ſie ſelbſt dem Heidelberger Schloß noch zugrunde
liegi. Dieſe kleinen Städte Italiens aber geben vielleicht ihre reinfte
Form, weil dort die kirchlichen Einbauten fehlen, die in Deutſchland
uͤblich ſind, und nicht die Plattform einer Bergkuppe ihren Grundriß
bedingi. Er iſt ſo knapp wie denkbar, rein quadratiſch, die Mauern
ſind nur in ganz kleinen Fenſtern und knappen Türen nach außen ge⸗
offnet, der kraftvoll horizontale kibſchluß des Daches iſt mit wehrhaften
Zinnen gekrönt; aber die kleinen Simſe, die ſich unter den Senſtern um
das Gebaude herumziehen zeigen doch, daß man ſich der gedrungenen
Kraft diefer horizontalen bewußt iſt und ihr durch die Parallele Nach-
druck geben will Nur der Turm durchbricht ſenkrecht emporſteigend,