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Abb. 11. Bett aus demselben Grab. Kairo, Museum.
und Stuhl behalten die alte Grundform: sie sind löwenbeinige
Gestelle, auf denen Sitz und Lehne wie bisher einfach befestigt
sind. Denn auch die Technik bleibt ganz primitiv, mehr holz-
hauer- als tischlermäßig. Bretter und Pfosten sind zugehauen,
und nicht behobelt, sondern nur mit Bimsteinpulver annähernd
glatt poliert. Schnitzereien werden mit derben Handbeilen oder
mit Messern herausgeholt; zu drechseln versteht man naturgemäß
in einer Kultur nicht, die die feste Kante liebt, die Rundung als
unbestimmte Form nach Möglichkeit vermeidet. Die Möbelteile
sind zusammengeleimt, mit Holznägeln zusammengefügt oder ver-
zapft. Das Möbel zeigt also überall seine derbe Holzstruktur,
harte Bretter und Pfosten. Nur sind die Beine schlanker, die Kon-
turen geschwungener geworden, sind also bequemer, weil sie sich
mehr der Linie des Körpers anschmiegen. Auch der Sitz erhält
durch Leder- oder Rohrgeflecht Elastizität, und das Lager der Betten
bilden, wie bei uns, zwischen den Seitenleisten ausgespannte Gurte.
Kissen müssen reichlich benutzt worden sein. Die Truhen haben
im Grunde reine Sachform, sie sind einfache Kästen auf hohen
oder niedrigen Pfostenfüßen.
Die Eleganz dieser Zeit ändert also das Gefüge der Möbel nicht,
sondern nur ihr Aussehen. Das Formgefühl auszudrücken, bleibt
ganz dem Ornament überlassen. Es ist bezeichnend für die pri-
mitive Bescheidenheit, die die Grundlage aller ägyptischen Kunst
ist, daß das neue Stilgefühl nur die Oberfläche des Möbels berührt,
es nur umdeutet, aber nicht umformt.
Es ist also die Dekoration, die den Möbeln den Ausdruck von
Bewegtheit gibt, und die Gesinnung des Stils verlangt, daß
sie innerhalb der Holzflächen bleibt. So sind nur zwei Formen
möglich: Intarsia, wo das Holz Körper ist, Durchbrechung, wo das
Brett freisteht. Beide Formen sind unplastisch, flächenhaft, be-
tonen nur den Umriß der Zeichnung, die bei der Intarsia eher
Abb. 11. Bett aus demselben Grab. Kairo, Museum.
und Stuhl behalten die alte Grundform: sie sind löwenbeinige
Gestelle, auf denen Sitz und Lehne wie bisher einfach befestigt
sind. Denn auch die Technik bleibt ganz primitiv, mehr holz-
hauer- als tischlermäßig. Bretter und Pfosten sind zugehauen,
und nicht behobelt, sondern nur mit Bimsteinpulver annähernd
glatt poliert. Schnitzereien werden mit derben Handbeilen oder
mit Messern herausgeholt; zu drechseln versteht man naturgemäß
in einer Kultur nicht, die die feste Kante liebt, die Rundung als
unbestimmte Form nach Möglichkeit vermeidet. Die Möbelteile
sind zusammengeleimt, mit Holznägeln zusammengefügt oder ver-
zapft. Das Möbel zeigt also überall seine derbe Holzstruktur,
harte Bretter und Pfosten. Nur sind die Beine schlanker, die Kon-
turen geschwungener geworden, sind also bequemer, weil sie sich
mehr der Linie des Körpers anschmiegen. Auch der Sitz erhält
durch Leder- oder Rohrgeflecht Elastizität, und das Lager der Betten
bilden, wie bei uns, zwischen den Seitenleisten ausgespannte Gurte.
Kissen müssen reichlich benutzt worden sein. Die Truhen haben
im Grunde reine Sachform, sie sind einfache Kästen auf hohen
oder niedrigen Pfostenfüßen.
Die Eleganz dieser Zeit ändert also das Gefüge der Möbel nicht,
sondern nur ihr Aussehen. Das Formgefühl auszudrücken, bleibt
ganz dem Ornament überlassen. Es ist bezeichnend für die pri-
mitive Bescheidenheit, die die Grundlage aller ägyptischen Kunst
ist, daß das neue Stilgefühl nur die Oberfläche des Möbels berührt,
es nur umdeutet, aber nicht umformt.
Es ist also die Dekoration, die den Möbeln den Ausdruck von
Bewegtheit gibt, und die Gesinnung des Stils verlangt, daß
sie innerhalb der Holzflächen bleibt. So sind nur zwei Formen
möglich: Intarsia, wo das Holz Körper ist, Durchbrechung, wo das
Brett freisteht. Beide Formen sind unplastisch, flächenhaft, be-
tonen nur den Umriß der Zeichnung, die bei der Intarsia eher