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Cohn-Wiener, Ernst
Das Kunstgewerbe des Ostens: Aegypten, Vorderasien, Islam, China und Japan : Geschichte, Stile, Technik — Berlin: Verlag für Kunstwissenschaft, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.61212#0097
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Abb. 69. Goldschüssel mit Einlagen aus Bergkristall und farbigem Glas.
Aus der Abtei St Denis. Paris, Cabinet des medailles.


und jedes ist von wappenhafter Größe. Alle Linienzüge herrschen
ausdrucksvoll in der Schalenebene, und trotzdem ist die Raum-
spannung in der Königsfigur voll Tiefengefühl. Die betonte Kraft
einer Renaissance durchdringt die Nerven der Darstellung. Die per-
sische Tradition war längst im Absterben. Aber sie lebt im Thema
wieder auf und kleidet sich in eine Form, die ihr neuen Ausdruck
gibt. Wo diese herstammt, ob etwa die charaktervolle Kunst der
Nordvölker hier einwirkt, ist nicht zu entscheiden. Genug, daß
diese Stilströmung ein Glied in dem bewußten Protest Asiens
gegen den Hellenismus ist, der in der gleichzeitigen Literatur for-
muliert wurde, wie in dem Siege Schapurs über den oströmischen
Kaiser Valerian. Sie spricht sich in solchen Werken bedeutender
aus, als in den riesigen Triumphalreliefs derselben Herrscher.
Erst die Überwindung dieses bewußten Nationalismus in der Zeit
des sicheren Besitzes hat das Kunstgewerbe der Sasaniden zu
 
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