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von seinen Vorfahren nur noch die Geschicklichkeit, nicht den
Geschmack.
Die Kultur Ostasiens ist die klassische des Ostens überhaupt.
Es gibt in der Kunstgeschichte kein edleres Bild als die heroische
Entwicklung Chinas, das mit einer Konsequenz ohnegleichen Sach-
formen ausbildet, verfeinert und am Überschwang der eigenen
Phantasie zugrunde gehen läßt, und alles in so entschiedenen For-
men, daß sie in Kraft, Zartheit und Überschwang immer ganz end-
gültig sind. Nicht einmal Ägypten hat diese Klarheit des Wollens
und der Entscheidungen. Die Schönheit Japans ist es, daß es den-
selben Mut für seine Kultur der Zartheit hat. Was zwischen
Ägypten und dem stillen Ozean spielt, in Indien und im Islam, ist
Mischkultur, aber freilich eine von höchster Qualität. Es sind keine
charakterlosen Völker, die von fremden Formen überflutet werden,
sondern höchst aktive, die sie an sich reißen, weil ihre Phantasie
im Eigenen kein Genüge hat. Die kunstgewerblichen Schicksale
Europas sind niemals und nirgends von gleicher Größe, schreiten
nie so machtvoll über Völker, Länder und Zeiträume dahin.
Abb. 201. Japanisches Plattnertsuba
mit Muscheldarstellung. Düsseldorf,
Sammlung Oeder.
von seinen Vorfahren nur noch die Geschicklichkeit, nicht den
Geschmack.
Die Kultur Ostasiens ist die klassische des Ostens überhaupt.
Es gibt in der Kunstgeschichte kein edleres Bild als die heroische
Entwicklung Chinas, das mit einer Konsequenz ohnegleichen Sach-
formen ausbildet, verfeinert und am Überschwang der eigenen
Phantasie zugrunde gehen läßt, und alles in so entschiedenen For-
men, daß sie in Kraft, Zartheit und Überschwang immer ganz end-
gültig sind. Nicht einmal Ägypten hat diese Klarheit des Wollens
und der Entscheidungen. Die Schönheit Japans ist es, daß es den-
selben Mut für seine Kultur der Zartheit hat. Was zwischen
Ägypten und dem stillen Ozean spielt, in Indien und im Islam, ist
Mischkultur, aber freilich eine von höchster Qualität. Es sind keine
charakterlosen Völker, die von fremden Formen überflutet werden,
sondern höchst aktive, die sie an sich reißen, weil ihre Phantasie
im Eigenen kein Genüge hat. Die kunstgewerblichen Schicksale
Europas sind niemals und nirgends von gleicher Größe, schreiten
nie so machtvoll über Völker, Länder und Zeiträume dahin.
Abb. 201. Japanisches Plattnertsuba
mit Muscheldarstellung. Düsseldorf,
Sammlung Oeder.