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I2tes_I4tes Jhd. 16, XIV, 8, XV, 18, XVIII, 6, 22, XIX, 83, 130, XX,
32, XXI, 1, 20, 43, XXII, 5, XXIV, 26) in der National-
Bibliothek in Paris und bei Thompson in London (XXVI,
24, 25) ist in seiner Verfeinerung schon beinahe dekadent.
Die Zeichnung ist überzart und so spitzig, daß die Gesten
ohne Kraft, die Bewegungen selbst in dramatischen Episoden
wie tänzerisch erscheinen. Der Stil ist nur noch elegant und
so verweichlicht, daß in der Bibel des Museums von Chantilly
(I, 51) das gewaltige Schöpfungswerk wie ein zierliches Or-
namentgewebe erscheint. Es ist sehr interessant, gerade hier
die Bilder der Hagada von Sarajevo (I, 50, 52, VII, 8, IX,
33, XIII, 17, XIV, 7, XV, 20, 21, XVI, 4, XVII, 17, XVIII,
1—5, 23, XIX, 5, 58) zu vergleichen, die ungefähr derselben
Zeit angehört und möglicherweise im spanischen Kunstkreise
gemalt wurde. Sie ist eine derbe, fast bäuerische Arbeit, die
sich auf keine Finessen einläßt und nur das Wesentliche er-
zählt. Doch ist gerade deshalb alles viel klarer, größer, und
der Gottheit würdiger erzählt. Die Schöpfungstage sind sich
befruchtende Erden und die Plagen Ägyptens furchtbare Be-
hexung, während der Ludwigspsalter sie wie in einem Lehr-
buch der Zoologie abbildet (XVIII, 6). Diese Verzierlichung
ergriff das ganze Blatt, zackte die Umrisse in Dornblattranken
aus und setzte hinter die Figuren einen zierlichen teppich-
gemusterten Hintergrund (XXXIII, 91—93). Auf der Höhe
ist dieser Stil in der Bibel des Jean de Sy gegen 1356 (XLI,
11, 12), dem Psalter des Herzogs von Berry von Andre
Beauneveu, etwa 1361 (XLI, 10) und einer Bibel für denselben
(XXIX, 10), die das Rankenwerk äußerst verwildert und die
Geschichte Salomos schon so in der Landschaft erzählt, daß nur
der Teppichhintergrund durch den Himmel ersetzt zu werden
braucht, um vollkommen räumlich zu sein. England folgt
diesen Phasen, etwas stilverschieden, aber im wesentlichen auf
demselben Entwicklungsweg. Die hohe Gotik vom Anfang des
vierzehnten Jahrhunderts repräsentiert Queen Marys Psalter
(III, 19, IV, 39, VI, 22, X, 6, XI, 20, XIV, 9, XV, 22, XVI,
5, 7, XIX, 60, 84, XX, 34, 35, XXI, 3, 4, 12—15, 21,
45—49, XXVI, 28, 29), der an Linienschönheit noch melo-
diöser ist als die französischen Werke und seine Figuren
in freien Silhouetten entwickelt, die späte Phase um 1359 der
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