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Colland, Karl Friedrich
Versuch einer vollständigen Erklärung, und Auslegung derer Wappen, der des heiligen Röm. Reichsfreien Stadt Halle in Schwaben; und des hochadelichen Ritterstifts Komburg: nebst einigen dazu gehörig-untermischten Abhandlungen aus beeder Geschichte — Halle, 1774 [VD18 12047473]

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https://doi.org/10.11588/diglit.29687#0052
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Zwo derer seltensten Münzen, unter der litten und iVten Figur, wurden k» Gegenwart
des hiesigen Herrn Steuersekrekar Bonhöffers , und des Herrn Licentiat - und Ratsadvokatcn
Seiftrhelds (**) mir von einem Anverwanden geschenket. Schon diese seltne Münzen allein
veranlaffeten inich, Zusäzze zu machen. Die eine Münze unter der ivren Figur, ohne Iarzal,
zeigt auf der Vorderseiten ein gemein« mit Kügclgen, oder Würfeln befeztes Krükkcnkreuz, mit
gespaltenem Fuß, in einer zirkclförmigen Einfassung, oder in einem runden Schild, der mit
7. oder 8. Bändern, zwischen welche Röschen gcsezt sind, an den Rand der Münze gleichsam
angehängt, oder befestigt ist ; auf der Rnkseite aber eine flach pfalweis gerichtet rechte
Hand (Handschu ), in einem runden Schild, um welchen die Worte: ttslls in (te. Suevin)
noch ziemlich deutlich zu sehen sind. Die Figur des Kreuzes auf dieser Münze macht noch
mehr wahrscheinlich, daß dieses Kreuz von denen,Kaisern derer mitlern Zeiten, aus besonderer
Gnade, dem untern Rat der Stadt Halle, zu mehrerer Gleichstellung mit dem obern Rat,
als ein Zeichen der ihnic zugehörigen Gerechtsamen, zugegeben, und dieses Kreuz, als ein
solches Zeichen, in erforderlichem Fall, aufgestekt, oder angeschlagen worden scie. Die Fi«
gur dieses Kreuzes in dem Wischen Wappen litte öfters Veränderungen. In Wappsn, und
auf Münzen wird man es ost, als ein gemein« an den Enden ausgebogen - oder cingekerbtcS
Kreuz, sehr ost als ein gemeines Kreuz, manchmal als ein Krükkenkrcuz ohne Vesezzung, und
sthr selten, oder, soviel izo noch bekannt ist, äusser der vorliegenden Münze, gar nicht, mit
Kügelchen besezt, und mit gespaltenem Fuß antreffen. Uebrigens wird meine Mutmassung,
:md Erklärung der Figur des Kreuzes in dem höllischen Wappen, mit dessen Geschichte, soviel
izo davon vorhanden, und noch erscheinen kann, und mir denen alt« teutschen Gebrauchen, jeder«
zeit Übereinkommen und nicht nur diesen nicht widersvr.chen, sondern nicht einmal zu wider-
sprechen scheinen. In meinem Versuch bemühte ich mich ferner, wahrscheinlich zu machen,
daß die zwvte F gur m dem Wischen Wappen nicht eine Hand, wie meine Vorgangere hierin-
neu , sie teils selbst erkläret, teils die Erklärung einander nachgeschriebeu haben , sondern ein
Handschu scie; und dieser überhaupt die besonder» Vorrechte der Sradt, wie bei andern Städ-
ten, besonders aber hier das Recht des Zweikampfes, golo . und silberne Münzen zu schlagen,
und die Vorrechte, die ehemals ein oberer Rat der Reichsstadt Halle vor dem untern Rat
aehabt, anzeige <***). Man beliebte mir lünbci Werde Eimrendmgen, wevon einige an-
fänglich wichtig scheinen werden, zu machen : daß E-ssUrch die Verandrung der Hand in ci«
nen Handschu zu groß, und stark feie, ais daß man sie seu so langer Z i nicht h> te bemerken
sollen ; daß Zweitens einige Siegel an Urkunden, vom Ende dis Xltlden oder Anfang des
XiVden Iarhunderts vorhanden wären, worauf die Figur keinem Handschu gleiche; daß
Drittens eine Urkunde, oder vielmehr Verordnung im Münzwescn von dem Ende desXiVden
Iarhunderts vorhanden feie, worinnen die Figur eine Hand genant würde; und daher auch
die Haller und Kreuzer, in hiesigen Gegenden die Benennung Handli'shaller, Händliskreuzer
erhalten hätten; daß Viertens die Sradc viele wichtige Dienste denen Kaisern geleistet; sie
deswegen viele vortrestiche Freiheiten erbalten; und also eher zu glauben wäre, daß ein Kaiser
aus denen alrrrn Zeiten der Stadl die Figur der rechten Hand, als eines Handschues, in das
Wap.

(**) Dieses schien mir zu melden notig, weil etwann einige Lesere sonst den Verdacht auf
mich werfen köntcn ; als ob ich diese Münzen schon vor geschehenem Druk meines Ver¬
suches in Händen gehabt, und nur aus ehrgeizigen Absichten sie verschwiegen hätte;
oder als ob ich inich einer List meine Mutmassung vor andern zu erhöhen, hätte bedienen
wollen.
(***) Ebend. k>. 25- 26. 27. ....
 
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