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Comenius, Johann Amos; Bötticher, Wilhelm [Übers.]
Die Schule als Spiel — Langensalza, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.16743#0279

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Zweiter Aufzug. Erster Auftritt.

Beispielen Jünglingeu von guter Gesinnung so vor die Augen stellen,
dasz sie das Ziel ihres Glückes und die geraden Wege zu ihm in
hcllem Lichte vor sich sehen. Dn kommst also zn rechter Zeit und
jedenfalls geführt von deinem guten Stern, weil jene vereinte Thätig-
keit heute wird angefangen nnd beendet werden. Jch will Dich dann
einführen und alles sehen und hören lassen. Aber ich gebe Dir einen
Rat. Bleibe Dn schweigend sitzen, wenn auch vielleicht andere Jüng-
linge sprechen, sei es gefragt oder aufgefordert oder aus eigenem An-
triebe. Jch sage, enthalte Du Dich dazwischen zu sprechen! Nachher,
wenn die anderen entlassen sind, wollen wir mit einander reden. Ein-
verstanden?

Amph.: Ganz einverstanden, Herr!

Philos.: Laß uns eintreten! Denn jene werden sich auch schon
gleich versammeln.

(Sie treten ein unter einen Dtaulbeerbaum mitten auf dem Schulhofe.
Und bald folgen ihnen die übrigen neun Professoren, von Studenten aber eine
Reihe von 20 oder 30, wenn sie hinein könneu.)

Iweiter Aufzug.

Erstcr Auftritt.

(Derselbe Philosoph erhebt sich zuerst und redet die Zuhörer also an.)

Der hervorragendste Teil der Philosophie ist die Sittenlehre,
die den Menschen über seine Selbstbestimmung unterrichtet, wie er
leben und sterben kann voll Frieden im Herzen, gesund an Körper,
froh im Gewissen, weder sich noch anderen eine Last und ohne schäd-
liche Dürftigkeit unter Gottes Huld. Wollt Jhr, edle junge Männer,
die Jhr in diesen Garten der Weisheit zusammengeströmt seid, diese
Kunst der Künste, die Euch den wahren Weg zur wahren Glückseligkeit
zeigt, noch hinzulernen?

Studenten: Wir wollen es und wünschen unterrichtet zu werden.

Prof.: Ein wahres Wort hat der gesprochen, der da sagte:
Wenn Dn König scin willst, sv werde ich Dir eine Herrschaft geben.
Beherrsche Dich selbst! Diese Regierungskunst svllt Jhr heute lcrnen.
Jch werde den Grund legen. Meine Amtsgenossen aber werden dar-
auf weiter bauen. Jhr aber schenket uns Eure Aufmerksamkeit!
Zuerst will ich es kurz aussprechen: Weisheit, Tugend und Unschuld
sind es, die den Menschen beruhigen und beglücken und liebens- und
lobenswert machen. Thorheit dagegen, Laster und Schuld beunrnhigen
ihn und setzen ihn mit Recht dem Hasse und Tadel aus.

Einer der Studcnten: Verehrter Herr, erkläre uns dies,
damit wir vollkommen verstehen, was Weisheit ist, was Tugend, was
Unschnld, und feuriger für sie erglühen!

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