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Galerie Commeter
Gemälde erster Meister: Juli-August 1921 — Hamburg: Galerie Commeter, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.74222#0029
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DER KUNSTHANDEL
IM DIENSTE DER KULTUR
Von GUSTAV PAULI
Im modernen Kulturleben, das sich unvermeidlich in
den Großstädten zusammengezogen hat, spielt der
Kunsthandel eine große Rolle — eine größere noch als
ihm gemeinhin zugestanden wird. Künstler, Museen,
Sammler, die Allermeisten, die sich überhaupt um
künstlerische Dinge bekümmern, bedürfen seiner und
dennoch wird er von der öffentlichen Meinung nicht
gerade begünstigt, eher bekämpft und womöglich be-
einträchtigt, wie vor einem Jahrzehnt in dem famosen
„Künstlerprotest" und neuerdings wieder in unserer
Steuergesetzgebung. Dabei ereignet es sich dann wie
so häufig bei gefühlsmäßig geleiteten Äußerungen des
Volkswillens, daß man nicht sowohl die unleugbaren
Übelstände als die gesunden Unternehmungen trifft,
derenWirksamkeitim allgemeinen Interesse liegt. Denn
die Übeltäter des Kunsthandels, die mit Fälschungen das
Publikum begaunern oder etwa elende Sudeleien, im
Akkordlohn von hungernden Künstlern zusammen-
gepinselt, als wertvolle Originalgemälde vertreiben,
diese Schädlinge verstehen es am ehesten, sich jedem
Zugriff zu entziehen, da sie der dunklen Machenschaften
ohnehin gewohnt sind.
Der wertvolle Kunsthandel, der uns beschäftigt, ent-
stand zugleich mit der modernen Kritik in jener Zeit,
da sich die alten Bindungen zwischen Auftraggebern
und Künstlern lockerten, da eine allmählich wachsende
Menge von Kunstwerken, ohne Auftrag hergestellt, auf
den Markt kam und das Kunstsammeln, früher ein Vor-
recht der Fürsten und Mächtigen, ein Luxus der Reichen

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