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Conze, Alexander; Schazmann, Paul; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Mamurt-Kaleh: ein Tempel der Göttermutter unweit Pergamon — Berlin: Reimer, Band 9.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.45390#0020
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Der Mamurt-Kaleh genannte Berg, im Süden von Kinik, liegt in dem Mute-
sarrifat von Magnesia, nahe bei der Grenze vom KaTmakamat von Pergamon, zwischen
den Dörfern Örtülü im Westen und Karadere im Nordosten; letzteres Dorf ist das
nächstgelegene von der Ruine.
Auf einer natürlichen Terrasse der höchsten Kuppe dieses Berges, für welche
W. Brennecke (Höhenmess. Prof. A. Philippsons i. d. Umgeb, v. Pergamon; Zeitschr.
der Gesellsch. f. Erdk. zu Berlin, Bd. XXXVI, Nr. 2, S. 108) 1079 m angibt, stand
der Bau. Die Trümmer befinden sich, wie die Planskizze auf S. II veranschaulicht,
ungefähr 132 m von der nach Nordosten gerichteten Spitze des Berges, nach dessen
Gestalt die Orientierung des Baues sich richtete. Der Höhenzug besteht aus zwei
Kuppen, einer niedrigeren terrassenartigen, auf welcher die Tempelanlage steht, und
einer höheren; beide sind durch einen Sattel verbunden. Der Berg fällt gegen Osten,
Norden und Nordosten steil, gegen Süden und Westen sanfter ab. Auf der Kuppe und
nur gegen Westen sind viele Mauerreste stehen geblieben, wahrscheinlich Überreste
von Wohnungen. Rechts vom antiken Wege (A auf der Planskizze) steht eine in den
unteren Schichten ziemlich gut erhaltene Mauerecke griechischen Charakters (s. S. 12).
Der natürliche Felsboden, ähnlich wie in Pergamon, ist rötlichgrau gefärbter Trachyt;
er hat das Material der Bauten geliefert. Marmor ist nirgendwo im Bau als Baumaterial
angewendet, wir haben bei der ganzen Untersuchung nur ganz geringe Stücke ge-
funden. Die Baustelle des Tempels mit seinen Hallen und der Area bildet ein Viereck
von etwa 67 X 67 m. Der Hof ist nicht ausgeebnet, seine Oberfläche ist rauh und
bucklig, der Fels nicht abgearbeitet, abgesehen von den Einlässen für Stelen. Wegen
des leichten Gefälles des Terrains gegen Nordosten mußte auf dieser Seite längs der
Halle eine 3 m dicke Stützmauer errichtet werden, welche durch Hinterfüllung mit
Erde und Steinen den ebenen Platz lieferte; sie zeigt einen polygonalen Verband,
den wir sonst in der Anlage nicht haben (vgl. Taf. I, rechts). Der Boden der Nordost-
halle liegt etwa 2,50 m höher als das außerhalb der Stützmauer gelegene Terrain.
Diese Anlage mahnte mich an so manche afrikanische Heiligtümer, z. B. die Tempel
des Baal-Saturn von Thugga, des Tempels von Bulla-Regia usw., wo an der Hinter-
seite des Flofes mehrere Zellen liegen, auch das Saturnheiligtum von Am-Tunga mit
seiner Area voller Stelen und anderer Weihgeschenkspuren.
Vor Beginn der Ausgrabung waren allein die Hallen, welche die Area umgaben,
in ihren Fundamenten erkennbar; der Tempelgrundriß, den man nach der Lage in
der Achse der ganzen Anlage an dieser Stelle vermuten mußte, war ganz unter dem
von eingestürzten Werkstücken gebildeten Steinhaufen verborgen. Unser Bestreben
bei Beginn der Ausgrabung war nun hauptsächlich auf das Auffinden des Tempels
gerichtet; schon am ersten Morgen stießen wir auf seineOstecke: er ist von Nordwest
nach Südost gerichtet; seine Achse bildet mit der Nordrichtung einen Winkel von
 
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