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Crone, Max
Quellen und Vorbilder E. C. Homburgs: ein Beitrag zur Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.74269#0047
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— 45 —

Ode „Der verlohrne Cupido". (Clio1 D 2 a, Clio2 Flb)
Urquelle ist ein Gedicht des Moschus (Anthologie II 91).
Dieser behandelt den Stoff in einer weitschweifigen Rede
der Kypris. Sie klagt, daß ihr Sohn entflohen, schildert
den Flüchtling und ermahnt den Finder, ihn wohl zu
fesseln und sich nicht durch seine Schmeicheleien betören
zu lassen. In einem lateinischen Gedicht des Jacopo
Sannazaro (Opera omnia Latine scripta. Venetiis 1593.
fol. 193, b) gewinnt der Stoff neue Gestalt. Amor ist in
des Dichters Brust geflohen, der nun mit sich kämpft, ob
er ihn der suchenden Mutter ausliefern oder ihn bei sich
behalten soll. Er entschließt sich zu Letzterem und bittet
nur den Flüchtling, ihn weniger zu brennen. Aus Sanna-
zaro hat es Desportes in dem 3. Sonett von „Les amours
d'Hippolyte" (Oeuvres de Ph. Desportes p. A. Michiels
Paris 1858 p. 116. Michiels gibt auch in der Anmerkung
Sannazaro's Epigramm als Quelle an). Homburg, der noch
in der letzten Strophe einen neuen Zug, die Bitte an
Cupido, Fürsprecher bei seiner Chloris zu sein, hinzufügt,
hat Desportes zweifellos benutzt. Man vergleiche:
Desportes: Venus cherche son fils. Venus tout en colere.
Homburg: Venus suchet
Ihren Amor, schilt vnd fluchet.
Desportes: II s'est couvertement dans mon coeur retire.
Homburg: Er ist von ihr weg geschlichen,
Innerst in mein Hertz gewichen.
Desportes: Que sera-ce de moy? que me faudra-t-il faire?
Homburg: Ich, beängstet sonder massen,
Weis nicht, was zu thun vnd lassen.
Desportes: Egalle obeissance ä tous deux j'ay jure.
Homburg: Ach ich wolte lieber leyden,
Daß ich pflichtbar allen beyden.
Desportes: Si je recele Amour, son feu brüle mon coeur.
Homburg: Bleibt er nun bey mir verhohlen,
Bin ich lauter Fewr vnd Kohlen,
So wird lauter Asch' vnd Mist,
Das, so vmb vnd an mir ist.
Fast möchte ich behaupten, daß Homburg auch das Epi-
gramm des Sannazaro benutzt hat. Vgl.
 
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