III.
Es liegt auf der Hand, daß neben der Renaissance-
dichtung der Holländer und Franzosen die antike Welt
selbst den stärksten Einfluß auf Homburg ausgeübt hat.
Horazische Weltanschauung spiegelt sozusagen jedes Blatt
der Clio wieder „Genieße das flüchtige Leben", predigt
sie, „und seine kargen rosigen Stunden! Staub sind wir
und Asche. Nimm, was sich dir bietet! Kannst du doch
dem Ratschluß der Götter nicht entfliehen. Laß dich das
nicht verdrießen! Wechsel und Bewegung zeigen sich
überall. Auf Regen folgt Sonnenschein. Auch deine
Stunde kommt, wenn du beharrlich dem Guten nacheiferst."
„Quem virum aut heroa lyra vel acri
tibia sumis celebrare Clio"
ruft Horaz seine Muse an. Darum nannte auch Homburg
seine Gedichtesammlung nach der Muse seines klassischen
Vorbildes. So manchen Dichter auch Homburg übersetzt
hat, nur bei diesem Einen bekannte er den Namen. „Horat.
Carm. lib. 2 od. 16 Von der wahren Ruhe des Gemütes"
(Clio1 E 6 a, Clio2 H8b) überschreibt er die Wiedergabe
der Ode „Otium divos rogat in patenti". Bis auf die
beiden letzten hat er sie Strophe um Strophe übertragen.
Wenn auch die Übersetzung jeden Duft und Reiz der
Horazischen Verse vernichtet, so hat sie doch ihre Vor-
züge. Homburg will den „römischen" Horaz „verdeutschen."
Und das versucht er nicht ohne Geschick. Kein Wort ist
gegen Sinn und Gefühl der Muttersprache. Das Gedicht
ist so deutsch geworden, daß man ihm den fremden Ur-
sprung nicht anmerkt. Das „aegeische Meer", den „Thraker
Es liegt auf der Hand, daß neben der Renaissance-
dichtung der Holländer und Franzosen die antike Welt
selbst den stärksten Einfluß auf Homburg ausgeübt hat.
Horazische Weltanschauung spiegelt sozusagen jedes Blatt
der Clio wieder „Genieße das flüchtige Leben", predigt
sie, „und seine kargen rosigen Stunden! Staub sind wir
und Asche. Nimm, was sich dir bietet! Kannst du doch
dem Ratschluß der Götter nicht entfliehen. Laß dich das
nicht verdrießen! Wechsel und Bewegung zeigen sich
überall. Auf Regen folgt Sonnenschein. Auch deine
Stunde kommt, wenn du beharrlich dem Guten nacheiferst."
„Quem virum aut heroa lyra vel acri
tibia sumis celebrare Clio"
ruft Horaz seine Muse an. Darum nannte auch Homburg
seine Gedichtesammlung nach der Muse seines klassischen
Vorbildes. So manchen Dichter auch Homburg übersetzt
hat, nur bei diesem Einen bekannte er den Namen. „Horat.
Carm. lib. 2 od. 16 Von der wahren Ruhe des Gemütes"
(Clio1 E 6 a, Clio2 H8b) überschreibt er die Wiedergabe
der Ode „Otium divos rogat in patenti". Bis auf die
beiden letzten hat er sie Strophe um Strophe übertragen.
Wenn auch die Übersetzung jeden Duft und Reiz der
Horazischen Verse vernichtet, so hat sie doch ihre Vor-
züge. Homburg will den „römischen" Horaz „verdeutschen."
Und das versucht er nicht ohne Geschick. Kein Wort ist
gegen Sinn und Gefühl der Muttersprache. Das Gedicht
ist so deutsch geworden, daß man ihm den fremden Ur-
sprung nicht anmerkt. Das „aegeische Meer", den „Thraker