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Crone, Max
Quellen und Vorbilder E. C. Homburgs: ein Beitrag zur Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.74269#0080
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— 78 —

Nur in einem Punkte ging er noch über den Meister
hinaus. Während Opitz nur den jambischen und trochä-
ischen Rhythmus für die deutsche Sprache brauchbar er-
achtete und in der Praxis niemals davon abwich, hielt
Buchner die deutsche Sprache für beweglicher und gestand
ihr auch den Daktylus und Anapästus zu. Er selbst gab
ein Musterbeispiel, das wir weiter unten anführen werden,
und nach seiner Anleitung führten auch andere Poeten
die neue „Buchner-Art" in ihre Verse ein. Einer der
ersten, die ausgiebigen Gebrauch davon machten, war
Homburg. Die Clio1 enthält bereits 5, die Clio2 gar 11 Ge-
dichte in daktylisch-anapästischem Rhythmus.
Homburg verdankt Buchner kaum weniger als Opitz.
Erst als getreuer Schüler Buchners in Wittenberg wurde
er Poet und Opitz' Schüler. Wie eng er mit Buchner
zusammenhängt, zeigt die dem Franzosen Racan nach-
gedichtete Ode (Clio1 F2a; Clio2 K8 a):
Obgleich der Winter die Herrschafft bekommen,
Vnd durch den Norden (O Blumen Tyrann!)
Alle behägliche Lust vns benommen.
Keiner muß iemals sich kehren daran.
Was diese dir rauben,
Sol gelten die Trauben,
Muß büssen der Wein,
Mein Bruder, las sincken,
In Floribus trincken,
Bacchus muß vnser Bezahler doch seyn.
Ich habe die erste Strophe hierhergesetzt, damit man
sie mit der ersten Strophe von Buchners Musterbeispiel
(Zuerst 1645 gedruckt in Georg Schottels Verskunst S. 186.)
vergleichen kann:
Lasset uns, lasset uns mindern im Garten
Heute der Rosen und Tulipen Zahl.
Wollen wir arme noch Morgen erwarten?
Sterbliche sind wir ja allezumal.
Die Blumen entstehen:
Wer säumet zu gehen?
Der Winter kömmt bald,
Bereifet die Wälder
Schleift Wiesen und Felder
Und macht die blühende Sommerluft alt.
 
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