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Crone, Max
Quellen und Vorbilder E. C. Homburgs: ein Beitrag zur Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.74269#0088
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— 86 —

... Wenn andre ...
... Durch alle Felder lauffen,
Und suchen ihre Schäfferin.
Homburg (Clio2 Q 5 a, 15 ff):
Wen Corydon nächtlich irret
Vor der Liebsten Thür . ..
Ein ander mag . . .
Durch Büsche, vnd Felder lauffen
Nach der Schäfferin.
Rist (M. T. H5 a, 15):
Der schnelle Weserfluß thut gleich zurücke fliehen.
Homburg (Clio2 G 4 a, 27 f):
Alle Brunnen werden fort
Ihren Ganck zurücke nehmen.
Diese letzte Hyperbel kann Homburg auch anderswoher
haben. Urquelle ist das klassische Altertum. Vgl. Ovid
(Met. VII, 199 f): amnes In fontes rediere suos, und Euri-
pides (Medea, 400).
Auch die Stoffe der Dichtungen beider zeigen Ver-
wandtschaft. Das schon in den eben angeführten Beispielen
berührte Lied Homburgs aus der „Dulcimunda" „Wie
glücklich ist der zu schätzen" (Dulc. 1643. S. 54; Clio2
Q 5 a) ist zusammengezogen aus dem mehr ins Breite
gehenden Gedicht Rists „Felix qui non amat" (M.T. G3 b).
Homburgs „Flüchtige Vergänglichkeit des menschlichen
Lebens" (Clio1E4a, Clio2 H3b) hat, wie schon die Über-
schriften verraten, den gleichen Inhalt wie Rists Ode „Es
ist doch alles vergänglich" (M. T. C 2 b). Singt Homburg
„Auff sein vnglückhafftes Glück" (Clio1 E 5 a, Clio2 H 6 a),
so hat er in dem Ristschen Sonett „An daß vnbestendige
Glück" (M T G8 b) seinen Vorläufer.
Endlich ist mir auch eine beiden gemeinsame sprach-
liche Eigentümlichkeit aufgefallen. Rist kann nicht klar
zwischen „fliegen" und „fliehen" unterscheiden; so (M. T.
D 4 b, 22 ff): Damit bin ich weggezogen,
Corydon den ließ ich stehn
Vnd zu seiner Phyllis gehn,
Ich bin aber hier geflogen
An deß grossen Meeres rand
Da ich wenig Schäffer fand.
 
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